Castlevania: Lords of Shadow
Wölfe bei Nacht, Pferde über der Schlucht
Das, was den größten Teil des Games ausmachen dürfte, das Erkunden und Kämpfen zu Fuß, erschüttert dagegen mit einer anderen Eigenart, die man für praktisch ausgestorben hielt: Eine feste Kameraposition fängt das Geschehen ein, zumindest in den hier spielbaren Kämpfen. Über den gesamten Dorfplatz verteilen sich die Werwölfe, einen davon nach vorn zu treiben, hieß mitunter jedoch, ihn aus dem eigenen Sichtbereich zu prügeln. Hoffentlich erledigte man ihn dort, denn wer sich dann einem anderen zuwendet, wird vielleicht von hinten überrascht. Unschön. Selbst wenn die Positionen der Kamera an sich nicht schlecht gewählt wurden und sie eine Menge Blickfreiheit auf das Schlachtfeld bot.
Die Kämpfe selbst erinnern deutlich an God of War und Konsorten. Das allein gibt es häufiger, seltener ist es jedoch, dass sie sich beinahe genauso gut spielen und steuern lassen. Lords of Shadow gelingt dies erstaunlicherweise ziemlich tadellos und sowohl die Effekte der Schläge wie auch ihre Handhabung erlauben eine gesunde Mischung aus ein wenig Buttonsmashing mit Kombo-Einsatz. Leicht, schwer, decken und wegrollen, um einer unblockbaren Attacke zu entgehen, sie alle lenken sich wunderbar.
Jeder Gegner lässt euch Erfahrungspunkte sammeln, die ihr dann in weitere Attacken investieren könnt. Was in der Demo jedoch noch definitiv fehlte, waren Kämpfe gegen die titanenhaften Endbosse – der große Wolf war zwar wirklich groß, aber titanenhaft... nein – und ein Gefühl von irgendeiner Art von Freiheit. Von allem, was zu hören und auch ausschnittsweise zumindest zu sehen war, wird es daran später keinen Mangel geben, der Start jedoch zeigt sich schwer gescriptet.
Was den ersten, – und, wie ich dem Spiel per Tastendruck bestätigen musste, dass ich es verstand – unfertigen Eindruck der Technik im laufenden Game angeht, kann ich zwar nicht sagen, dass ich besonders beeindruckt, dafür aber begeistert bin. Es ruckelte halt noch ein wenig vor sich hin, aber das, was die Entwickler hier mit Licht, Schatten und sehr hoher Detaildichte in den Landschaften zaubern, sieht schlicht so richtig schön nach Castlevania aus. Mal schauen, wie viel Feinpolitur da noch kommt. Sollte man sich Mühe geben, dann lohnt schon der Look, egal was der Fan der Serie vom Rest hält.
Es war ein kurzer Einblick, den mir Konami da gewährte. Zwei Szenen, die zeigten, dass es sich in Castlevania: Lords of Shadow zwar nicht schlecht – eigentlich sogar ziemlich gut – kämpfen lässt und dass das Team, wohl nicht zuletzt mithilfe des verkappten Regisseurs Kojima, Eindrücke, Flair und Momente intensiv einfangen kann. Das ist schon viel Wert, aber Castlevania ist mehr als das. Ich bin nach diesem durchaus überzeugenden Eindruck sehr gespannt, was an Stages und Erkundungsausflügen so folgt und welche spielerischen Feinheiten man sich einfallen lässt.
Eine wichtige Frage konnte diese Demo aber endgültig klären: Für mich, mit meinem Verständnis der Serie Castlevania, ist dies das Spiel, welches als Erstes seit Castlevania IV endlich wieder zum Kern und Herzen des Ganzen zurückgeht. Goth-Horror plus den dazugehörigen Kitsch, ein echter Belmont und coole Kämpfe. Fast da.
Castlevania: Lords of Shadow erscheint am 7. Oktober für PS3 und Xbox 360.