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Castlevania: Order of Ecclesia

Harte Zeiten

Ich hatte beim Testen von Order of Ecclesia wirklich Angst um meinen DS. Nicht wegen eines fehlerhaften Moduls, sondern weil ich nach 4 Jahren zum ersten Mal den Drang spürte, meinen Handheld einfach an die Wand zu klatschen. Noch nie hatte mich ein DS Spiel so sehr zur Verzweiflung gebracht. Das neue Castlevania ist schwer, sehr schwer und wird an vielen Stellen für Wutausbrüche sorgen. Nachdem ich das - aus meiner Sicht - schwierigere Dracula X Chronicles auf der PSP hinter mich gebracht hatte, sah ich mich gut gerüstet. Und obwohl ich es bis ans Ende geschafft habe, war es ein überaus steiniger und steiler Weg, den ich mit einem Sack voll Frust auf dem Rücken überwinden musste.

Ihr werdet folglich den Game Over-Bildschirm öfters zu Gesicht bekommen, als Euch lieb ist. Und bei jedem der zahlreichen Tode vor Wut in den Raum hinein brüllen, während Ihr den DS wieder zuklappt. Doch irgendwann realisiert man, dass es im Grunde nicht dem Spiel zu schulden ist, sondern einem selbst. Natürlich vertragen die Kreaturen mehr Schläge als die Klitschko Brüder und sind im Gegensatz zu Heiltränken und Speicherportalen überall verteilt. Trotzdem bleibt Order of Ecclesia jederzeit fair und man greift ein paar erholsame Minuten später zurück zu seinem Handheld.

Das verdankt der Titel aber keineswegs einer grandiosen Story, die einmal mehr Mittel zum Zweck ist. Graf Dracula ist wieder auferstanden und da vom Belmont Clan keine Spur zu finden ist, obliegt es Shanoa, einem Mitglied des ecclesischen Ordens, den dunklen Lord in seine Schranken zu weisen.

Dazu verwendet sie die so genannten Glyphen, die Waffen materialisieren oder als Zauber fungieren. Ihr könnt jederzeit drei Gylphen auswählen, wobei einer nur für spezielle Fähigkeiten genutzt werden kann. Diese reichen von simplen Attributssteigerungen bis hin zu der Eigenschaft, Euch an Metallplatten magnetisch festzuhalten, was besonders in den zahlreichen Bosskämpfen zum Einsatz kommt.

Schade, wäre Shanoa ein Kerl, würde hier mit Sicherheit ein Kommentar über Kompensierung bestimmter Dinge stehen.

Jede Glyphe benötigt zum Einsatz Magiepunkte, die sich aber schnell wieder regenerieren. Da neben Zaubern auch die Verwendung von Waffen Magiepunkte erfordern, solltet Ihr Euch stets eine gute Kombination überlegen, um nicht ständig warten zu müssen, dass Ihr wieder angreifen könnt. Das Ganze bringt somit eine gehörige Portion Taktik in die actionreichen Kämpfe. Habt Ihr in den Abschnitten genügend Herzen eingesammelt, könnt Ihr die Glyphen sogar kombinieren und noch machtvollere Attacken vom Stapel lassen.

Überaus hervorragend und einschüchternd sind mal wieder die Bosskämpfe. Betretet Ihr einen durch blaue Tore markierten Bereich, stellt sich Euch ein besonders dicker Brocken entgegen, den es mit einer bestimmten Vorgehensweise zu überwältigen gilt. Die Kämpfe dauern meist mehrere Minuten und bieten des Öfteren mehrere Phasen. So müsst Ihr in einem Leuchtturm gegen eine Riesenkrabbe antreten und in kleineren Abständen nach oben vordringen, wobei sich die Bewegungsfreiheit jedes Mal verkleinert. Zum Glück ist die Steuerung gut gelungen und Shanoa lässt sich wunderbar durch die Areale manövrieren.

Bei all den tollen Aspekten, die Castlevania zu einem Klassiker gemacht haben, werden allen voran die Fans eine Sache bemängeln. Dass Schloss des Blutsaugers lässt sich nämlich erst gegen Ende erkunden. Davor reist Ihr auf einer Weltkarte durch das Land und kämpft Euch durch Höhlen, Klöster und Wälder, die mit neuen sowie bekannten Monstern besetzt sind. Leider gestalten sich diese Abschnitte recht linear und selten erwartet Euch eine verschlossene Tür, die Ihr erst mit einer später erworbenen Fähigkeit passieren könnt. Und genau hier liegt ein großes Problem des Spiels. Nie müsst Ihr überlegen, wo es als nächstes hin geht. Der Weg ist stets eindeutig und Euer Forscherdrang wird folglich unterdrückt.

Der erste Boss ist noch recht einfach. Aber glaubt mir, Ihr werdet sterben…sehr, sehr oft.

Bei der Grafik gibt es hingegen nichts zu meckern. Der Titel sieht schaurig-schön aus und verzaubert Euch mit wundervoll gezeichneten Hintergründen. Ganz besonders das Monsterdesign ist durchweg gelungen und besticht mit vielen Details in der Animation. So schreckt ein riesiger Monsterkopf bei erlittenem Schaden geängstigt zurück und ein Dinosaurierskelett zerfällt nach erfolgreichem Sieg in seine Einzelteile. Dazu wird in jedem Bereich die passende Melodie gespielt. Während Ihr im Dorf etwas ruhigere Töne zu hören bekommt, steigert sich die Geschwindigkeit bei hitzigen Gefechten und untermalt das Geschehen jederzeit perfekt.

Was für eine Wertung hat das neue Castlevania denn nun verdient? Einerseits besticht es mit der typisch brillanten Spielbarkeit, eingebettet in eine wunderschöne Hülle. Andererseits ziehen sich die Kämpfe unnötig in die Länge und das Leveldesign ist zu linear geraten. Forscher werden erst gegen Ende in ihrem Drang befriedigt, da es in vielen Bereichen einfach zu wenig versteckte Passagen gibt.

Und genau deswegen hat sich Order of Ecclesia keine Wertung jenseits der 7 verdient. Zu oft musste ich an die verwinkelten Gänge der letzten Teile denken, bei denen mir das Schloss wie der eigentliche Gegner vorkam, der mich stets mit neuen Bereichen und Hindernissen überraschte. Somit bleibt es bei einem guten Spiel, das ich allen Fans der Serie wärmstens empfehlen kann. Neulinge sollten sich aber zuerst lieber mit Dawn of Sorrow oder Portrait of Ruin in die Welt von Castlevania wagen.

Castlevania: Order of Ecclesia ist exklusiv für den DS im Handel erhältlich.

7 / 10

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