Cat Quest: Von der Idee eines "Skyrim mit Katzen" zu einem der flauschigsten Spiele des Jahres 2017
Lead Designer Desmond Wong im Gespräch über das Katzen-RPG.
Um sich Katzen in The Elder Scrolls 5: Skyrim vorzustellen, braucht es kein Übermaß an Fantasie. Die Khajiit sehen den Vierbeinern sehr ähnlich, selbst wenn sie nicht so knuffig und flauschig sind, dass man mit ihnen knuddeln möchte. Die Idee eines "Skyrim mit Katzen" war der Gedanke hinter der Entwicklung des Rollenspiels Cat Quest. Aber erst, nachdem sich aus der Vorstellung eines Tanzspiels mit Katzen nichts ergab.
Entstanden ist letzten Endes ein kleines, aber feines Katzen-Rollenspiel, in dem ihr als Katzenkrieger durch eine Fantasy-Welt voller miauender Bewohner reist, Gegner wie Drachen bekämpft, Quests löst, Dungeons säubert oder Ausrüstung sammelt. Das, was ihr in einem klassischen RPG üblicherweise anstellt. Kombiniert das alles mit einer niedlichen, bunten Grafik, zahlreichen Katzenwortwitzen und ihr erhaltet ein kurzweiliges Spiel. Eines, das nicht ganz frei von zu kritisierenden Dingen ist, zum Beispiel dass es kein Questlog gibt und dass sich nicht mehrere Aufgaben gleichzeitig annehmen lassen. Am Ende überwiegen jedoch der Spaß und die angenehm einfache Spielbarkeit.
Aber noch mal zurück zum Anfang. Wie kam es eigentlich zu diesem Spiel? "Cat Quest begann ursprünglich als Tanzspiel mit Katzen. Doch wir erkannten schnell, dass wir nicht die Erfahrung hatten, ein Musikspiel zu entwickeln. Daher mussten wir uns etwas anderes einfallen lassen, und zwar schnell!", erklärt Lead Designer Desmond Wong von The Gentlebros im Gespräch mit Eurogamer.de.
"Wir experimentierten mit einigen weiteren Ideen (Spoiler: Sie haben nicht funktioniert) und erkannten am Ende, dass die Idee eines Skyrim mit Katzen ziemlich cool war. Aber nicht nur Skyrim. Wir wollten ein ultraschnelles Skyrim haben, in dem jede Mechanik so komprimiert wird, dass sie grundsätzlich Spaß macht. Wir wollten dieses Aufgeblähte loswerden, das man üblicherweise mit Open-World-Spielen verbindet. Damit es simpel genug wird, dass Neueinsteiger im RPG-Genre sich nicht überfordert fühlen. Und so entstand Cat Quest", fügt er hinzu.
Als Inspirationsquellen neben Skyrim nennen die Entwickler Spiele wie The Legend of Zelda oder Final Fantasy. Skyrim diente als Vorbild in Sachen Open-World-Design, ebenso Zelda. In beiden Spielen liebten die Macher die Erkundung der Welt und das Gefühl beim Betreten eines Dungeons.
"Man weiß nicht, was vor einem liegt oder nimmt eine scheinbar normale Nebenmission an, die sich dann zu etwas viel Größerem entwickelt. Dieses Feeling wollten wir vermitteln und all die Stunden, die wir in Skyrim und Zelda verbrachten, halfen uns definitiv dabei."
"Wir lieben es, uns wie in den alten Final-Fantasy-Spielen über eine Oberwelt-Karte bewegen zu können. Uns sprach dieser visuelle Look einer gigantischen Person in einer Miniaturwelt an und das wollten wir so in Cat Quest übertragen. Aber wir gingen einen Schritt weiter und dachten uns, dass wir die Spieler auf der Karte kämpfen lassen, anstatt sie in einen separaten Kampfbildschirm zu schicken", sagt Wong.
Die Katzen-Thematik zieht sich in Cat Quest durch sämtliche Bereiche des Spiels, von Namen über Wortwitze bis hin Zaubersprüchen. Keine leichte Aufgabe für die Entwickler: "Es war schwierig! Zu Beginn waren unsere Katzen-Witze auf 'pawsome', 'purrfect' und andere Dinge beschränkt. Aber wir haben das Internet nach mehr durchsucht und ehe wir uns versahen, sprudelten die Witze wie nie zuvor aus uns heraus. Sie sind nicht immer toll, manche eher peinlich, doch für uns macht das einen Teil des Charmes aus", erläutert er.
Katzen sind für ihn gute Charaktere in einem Videospiel, weil sie Eigenarten haben, die Menschen nicht besitzen. Unter Berücksichtigung all dieser Faktoren, zum Beispiel dass sie Katzenminze lieben, konnten die Entwickler entsprechende Geschichten schreiben und sich Schauplätze (Catpital) sowie Waffen ausdenken.
In den ersten Minuten von Cat Quest zeigt sich, dass das Spiel zwar zugänglich ist, aber dennoch schnelle Reaktionen in den Kämpfen erfordert. Hier die richtige Balance zu finden, dauerte Wong zufolge eine lange Zeit. Am wichtigsten war den Entwicklern, dass die Spieler einen Angriff kommen sehen und noch Zeit zum Reagieren haben. Je größer der Angriffsradius, desto länger dauert es, bis ein Gegner eine Attacke durchführt.
Um alles fair und verständlich zu halten, setzte man bei den Zaubersprüchen auf sich wiederholende Muster. Feuerangriffe umfassen einen Kreisbereich um den Charakter herum, Blitzattacken schießen nach rechts und links. So lassen sich Muster schnell erkennen und abspeichern. Ihr wisst, was euch erwartet, wenn ihr das entsprechende Angriffssymbol seht.
"Ist diese Hürde erst mal aus dem Weg geräumt, steigen sie [Neulinge] schnell in den Rang eines erfahrenen Spielers auf, bekämpfen schwierigere Gegner und führen mehrere Attacken gleichzeitig durch. Für uns besteht der einzige Unterschied zwischen einem Neuling und einem erfahrenen Gamer darin, wie lange sie brauchen, um die Spielmechaniken zu verinnerlichen. Und indem wir das umgehen, hat jeder sehr viel schneller Spaß damit", sagt er.
Wie ihr eben erfahren habt, finden die Kämpfe in Cat Quest direkt auf der Karte der Spielwelt und in Echtzeit statt. Im ersten Prototyp des Spiels gab es aber noch ein rundenbasiertes Kampfsystem, verrät Wong. Damals spielte sich ebenfalls alles auf der Karte ab, die Kämpfer waren abwechselnd an der Reihe. Währenddessen füllte sich eine Energieanzeige, durch die sich am Ende ein Spezialangriff ausführen ließ.
"Es fühlte sich nicht richtig an. Wir wussten, dass wir ein komplexeres System brauchten, damit es Spaß macht. Das widersprach unserem Mantra, dass alles einfach zu verstehen sein sollte. Wir arbeiteten weiter daran und gestalteten es actionorientierter. Feinde ließen sich mit einem Tastendruck angreifen und bei mehreren Angriffen gab es eine 3-Treffer-Kombo. Das war deutlich besser, jeder Treffer fühlte sich befriedigend an. Gleichermaßen war es einfacher zu verstehen. Man drückt einen Knopf und der Charakter greift an. Trifft der Schlag, nimmt der Feind Schaden. Pillepalle!"
Damals trafen Feinde bei einem Angriff noch sofort, was wenig Spaß machte, da ein Ausweichen nicht möglich war. Daher resultieren die roten Warnsymbole, die eine gegnerische Attacke ankündigen. Und mit einem weiteren Tastendruck ist es möglich, eine Ausweichrolle durchzuführen.
All die Arbeit hat sich gelohnt, mit den Reaktionen und Verkäufen sind die Entwickler absolut zufrieden: "Wir wissen, dass wir nicht das erfolgreichste Spiel auf dem Markt haben (weit davon entfernt!), aber unsere Fans sind einfach die besten! Wir haben noch nie solch überwältigende Reaktionen von Leuten gesehen. Von so vielen hören wir, dass sie Cat Quest lieben oder wie viel Spaß sie damit haben. Das macht mich einfach glücklich und wenn ich das hier schreibe, bekomme ich ein bisschen feuchte Augen. Es zeigt uns, dass all das es wert war und wir können es kaum erwarten, weitere Spiele zu entwickeln", sagt Wong.
Trotz des Erfolges sind The Gentlebros alles andere als überheblich und wissen, dass ihr Spiel nicht frei von Kritik ist. In künftige Spiele möchten die Entwickler Rätsel integrieren, ebenso wäre nach Wongs Ansicht mehr Abwechslung bei der Quest-Struktur nicht verkehrt. Und auch mehr Aufgaben seien erstrebenswert.
"Das RNG-Upgrade-System sorgte für gemischte Gefühle. Einigen Leuten gefiel die Idee, nicht die Kontrolle darüber zu haben, welche Rüstungen sich aufrüsten lassen. Für sie lief es darauf hinaus, immer die beste Rüstung in ihrem 'Deck' zu wählen. Aber andere mochten eine bestimmte Rüstung und hätten sie gerne ständig verwendet. Für unser nächstes Projekt wollen wir hier definitiv einen besseren Mittelweg finden. Viele Kommentare gab es auch zu einem Koop-Modus. Ihr könnt darauf wetten, dass dies eines unserer Ziele bei unserem nächsten Titel ist", versichert er.
Im Gegensatz zu vielen anderen Spielen setzt Cat Quest auf Mobilgeräten nicht auf das Free-to-play-Modell, sondern auf einen "Premium-Preis". Heißt: Ihr zahlt einmal und bekommt dafür das komplette Spiel. Die Entwickler versuchen nicht, euch ständig weiteres Geld aus der Tasche zu ziehen. Laut Wong entspricht das dem Mantra des Unternehmens. Der Spieler steht immer an erster Stelle, daher fragt man sich zuerst, ob eine bestimmte Entscheidung besser oder schlechter für die Spieler wäre.
Die Macher kamen zu der Ansicht, dass eine offene Welt frustrierend für die Spieler wäre, würde man auf Free-to-play setzen. Als Beispiel nennt er das Aufploppen einer Werbeanzeige, bevor der Spieler einen bestimmten Bereich der Welt betrifft. Wong zufolge widerspricht das all dem, was den Spaß an Open-World-Titeln ausmacht. Daher entschied sich das Team für einen Premium-Preis und stellte den Spielspaß an erste Stelle.
"Selbst wenn wir damit kein Geld verdienten hätten, würden wir nachts ruhig schlafen, wohl wissend, dass wir ein tolles Spiel entwickelt haben. Letzten Endes haben wir durch den Premium-Preis sehr viel mehr Geld verdient als mit free-to-play (unser erstes Spiel war free-to-play). Natürlich wissen wir nicht, ob uns Cat Quest als Free-to-play-Spiel nicht noch mehr eingebracht hätte. Wir sind sehr zufrieden damit, wie es gelaufen ist."
"Zum Ende der Entwicklung von Cat Quest machten wir uns Sorgen darüber, ob wir überhaupt etwas verdienen. Wir waren in einer Art Inkubator untergebracht, zusammen mit anderen Spieleentwicklern. Fast alle von ihnen entwickelten Free-to-play-Spiele für Mobilgeräte. Wir waren ein Ausreißer, indem wir dem Premium-Weg folgten. Wir waren immer in unserem Büro eingepfercht, versuchten das Spiel fertigzustellen und hörten, wie die anderen lachten oder mit ihren Nerf Guns in den Gemeinschaftsbereichen spielten. Wir scherzten, dass diese Jungs Spaß haben durften, weil sie ja Free-to-play-Spiele machen. Und dass wir wahrscheinlich geliefert sind, haha! Glücklicherweise haben sich die Dinge gut entwickelt", ergänzt er.
Was die Zukunft von Cat Quest betrifft, hat man jüngst das Mew-Game-Update veröffentlicht. Zu Weihnachten kam noch eine weitere Questreihe hinzu, davon abgesehen tut sich nicht mehr viel. Wong dazu: "Wir denken bereits über unser nächstes Projekt nach. Ich möchte nicht zu viel verraten, doch es spielt ebenfalls im Cat-Quest-Universum und führt eine neue, pelzige und von vielen gewünschte Rasse ein..."
In der Zwischenzeit beschäftigen The Gentblebros sich außerdem damit, das Rollenspiel auf die Xbox One zu bringen. Eine entsprechende Umsetzung ist derzeit in Arbeit, wie Wong bestätigt. Wenn ihr also als Xbox-Besitzer genug von Skyrim habt, seid beruhigt: Cat Quest kommt.