Catherine Classic (PC) - Test: Es hätte nie funktionieren sollen...
...aber genau das tut es bis heute.
Catherine ist eines dieser Spiele. Es ist seltsam bis zu dem Punkt, an dem ein Terry-Gilliam-Film anfängt, Fragen zu stellen. Es ist ein Genre-Mix, der so einzigartig ist, dass er aus gutem Grund selten, wenn überhaupt so in der Gaming-Geschichte vorkam. Es geht mit provokanten Damen-Outfits hausieren, ist aber alles andere als sexistisch, sondern nutzt diese, nennen wir es mal visuellen Elemente, um clever seinen Punkt rüberzubringen. Es ist eines von den Spielen, die auf keinen Fall funktionieren sollten, es aber tun. Sehr gut sogar. Und das offensichtlich bis heute.
Ganz spontan hat man sich entschlossen, dass es endlich an der Zeit sei, dass auch PC-Spieler in den Genuss von Catherine kommen sollten und das auch für relativ kleines Geld, 20 Euro als Download. Und gut so, denn Catherine... Okay, was ist Catherine eigentlich? Die Geschichte wird auf zwei Ebenen erzählt. Die eine ist die eines jungen Mannes in den frühen Dreißigern, der an dem Punkt ist, wo seine Beziehung zu seiner Freundin Katherine den Twist ins ernste Leben nimmt. Heiratsgedanken, Kinder, was halt so kommt. Mental ist er selbst aber noch nicht ganz dort angekommen, liebt sein recht freies Leben, das Abhängen mit Freunden in Bars. Dinge, die halt noch nicht früh gereifte End-Zwanziger, Anfang Dreißiger so tun.
Die andere Ebene beginnt mit einem Traum: Er wacht in Unterhose und mit einem Schafsbock-Geweih in einem grausigen Kerker auf, in dem er über riesige Klötze immer weiter nach oben klettern muss, da ihn ansonsten ein Monster verschlingt, das sich gar nicht so langsam selbst immer weiter nach oben arbeitet. Wenn es euch erreicht, dann heißt es "Love is over!". Wirklich, das steht dann da, nicht Game Over, sondern Love is over. Sucht euch aus, was schlimmer ist. In dieser Traumwelt trifft er auf Zwischenebenen jede Menge Schafe, die aufrecht gehen, sprechen, mal verängstigt sind, mal entschlossen und auf dem Weg nach oben mit ihm konkurrieren. Weiter geht es von dieser Ebene über einen seltsamen Beichtstuhl, in dem euch hochphilosophische Fragen ohne eindeutige Antworten gestellt werden. Ernsthaft, das sind Dinge wie: "Was ist besser: Ein kurzes, aufregendes Leben voller Erlebnisse oder ein langes, zufriedenes und ereignisloses Leben?" Auf so etwas gibt es halt keine richtige Antwort.
Diese Fragen kommen zu den Interaktionen dazu, die ihr in der realen Welt macht: Wie sprecht ihr mit Katherine? Wie handhabt ihr eure nach der ersten Nacht startende Affäre mit Catherine, die als personifizierte Versuchung in das ruhige Leben einbricht? Wie antwortet ihr auf Fragen der Freunde des Helden? All das wird auf eine Waage geworfen, die zwischen Engelchen und Teufelchen balanciert, aber auch klar macht, dass es nicht um gut oder böse, sondern um Lebenswege geht. Wie gesagt, es gibt keine richtigen Antworten.
Spielt sich dieser Teil wie ein Adventure, in dem es zwar keine Puzzles, aber jede Menge Dialoge gibt, übernimmt nachts natürlich der Puzzle-Teil als das eigentliche Gameplay-Element von Catherine. Es ist ein sehr klassischer Action-Puzzler mit definierten Regeln. Ihr könnt immer einen Block weit nach oben klettern, an Kanten hängen und Blöcke verschieben. Nach zwei Runden habt ihr alles gelernt, was ihr für dieses 3D-Sokoban wissen müsst, und ab da zieht der Schwierigkeitsgrad selbst auf einfach schon recht zügig an. Aber dank Speicherpunkten und fairem Rätselaufbau wird es nie zu frustrierend. Meistens. Das letzte Drittel hat es schon ganz schön in sich. Trotzdem, und auch dann noch, das atmosphärische Feeling ist zwar seltsam, aber der Spaß bis zum Ende hoch genug.
Die PC-Umsetzung ist solide, ohne Extrapunkte zu kassieren. Neben dem Story-Modus wurden die zusätzlichen Challenge-Level mit übernommen, aber nicht erweitert. Für fehlgeleitete, aber irgendwie doch ganz spaßige Multiplayer-Ambitionen gibt es den lokalen Kolosseum-Modus, in dem ihr um die Wette klettert. Die bis zu 4K-gehende Auflösung betrifft nicht die Render-Videos, die nun besonders preiswert und auch nicht so flüssig wirken, die Texturen im Rest des Spiels wurden sicher nicht für diese Pixel-Dichte gemacht. Aber das ist fast egal, denn auch wenn es technisch teilweise etwas chaotisch aussieht, der einzigartige Look hält alles gut genug zusammen. Die Keyboard-Steuerung ist dazu gar nicht mal schlecht, denn die vier Tasten für die Bewegungen sind präziser als selbst ein Steuerkreuz und Präzision ist entscheidend beim schnellen Klettern. Tasten dürfen umbelegt werden, die Framerate ist nicht limitiert, es ist eine bodenständige Umsetzung.
Und das ist Catherine. Eine intelligente, ungewöhnliche und mutige Handlung, die einen bis zum Ende hält und dank der möglichen Antworten sogar hohen Wiederspielwert hat, auf der einen Seite, ein durchdachter, nicht weniger intelligenter Puzzler auf der anderen. Die Grundprämisse und das Gameplay ergeben damit einen Mix, der eigentlich wie eine bescheuerte Idee auf Papier klingt und nicht funktionieren sollte, aber genau das Gegenteil ist der Fall. Catherine ist eine Erfahrung und eine, die man nicht jeden Tag macht. Das, plus es steckt ein gutes Spiel mit drin, was bei solchen Erfahrungen nicht immer der Fall sein musst. Das Wochenende steht an. Gönnt euch diese Erfahrung, die bis Montag euer Leben verändert haben wird. Okay, nicht wirklich, aber es werden ein paar spaßige Tage sein.
Entwickler/Publisher: Atlus / SEGA- Erscheint für: PC (auf PS4 erscheint eine andere Edition, erhältlich ist es auch für PS3 und Xbox 360) - Erscheint am: erhältlich - Gespielte Version: PC
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