Catherine

Catherine entsteht nun beim Team, das die Spieler zuletzt mit dem grandiosen Shin Megami Tensei: Persona 4 beglückt hat, und ist tatsächlich schon seit längerer Zeit in der Mache: Die Entwicklung lief schon, als man Persona 4, immerhin ein PS2-Titel, den letzten Schliff verpasste.

Und doch hält sich Atlus nach wie vor in Sachen Informationsfluss extrem bedeckt. Das Spiel wird von seinen Machern als "Horror/Adult Action Adventure" mit "hochgradig erotischen" Elementen bezeichnet und Charakter-Designer Shigenori Soejima erklärt, dass das Spiel ein paar schockierend erwachsene Szenen beinhalten wird.

Wie es aussieht, wird Catherine im Gegensatz zu den Persona-Spielen weit weniger RPG-Elemente enthalten: Das Spiel scheint in einzelne Action-Stages aufgeteilt zu sein, die gemeistert werden müssen – handelt es sich dabei um die Träume, die Vincent durchlebt und aus denen er wieder erwachen muss? Den Kampf gegen sein eigenes Unterbewusstsein?

Tatsächlich soll sich der Verlauf der Handlung durch das Verhalten des Spielers beeinflussen lassen – es geht nicht nur darum, eine Herausforderung zu bestehen, die Frage ist auch, WIE Vincent sie besteht, wie er sich verhält. In einer Szene flieht Vincent beispielsweise gemeinsam mit einer Horde Lämmer vor gigantisch-monströsen Händen, die blutiges Besteck halten... Traumlogik vom Feinsten.

Dazu kommt ein großer Adventure-Anteil: Ihr lauft mit Vincent durch die Stadt und verschiedene andere Orte, redet mit Leuten und trefft dabei auch auf Katherine, Vincents Jugendfreundin. Hmmm... der Plot verdichtet sich! Spielerisch erinnert Catherine hier vor allem an Persona 4, auch dort gab es eine deutliche Trennlinie zwischen der Realität und der Welt in den Fernsehern, und wie in Persona 4 werden sich die beiden Welten – die Wirklichkeit und Vincents Träume – gegenseitig beeinflussen. Und sei es durch Vincents Ableben: Einen tödlicher Sturz im Traum überlebt man angeblich auch nicht in der Realität...

Gar keine Frage – all das klingt, auch wenn man noch nicht viel Konkretes weiß, enorm spannend. Ein Spiel von Japans momentan progressivstem RPG-Studio, das sich einem ebenso komplexen wie eigentlich sonst zumindest in der Videospielwelt tabuisierten Thema annimmt... ein deutlicheres Zeichen dafür, dass Videospiele mehr sind als nur wildes Geballer für kleine große Jungs, gibt es eigentlich nicht. Jetzt bleibt nur zu Hoffen, dass die inhaltlichen Aspekte von Catherine dem Spiel nicht den Weg in den Westen verbauen.

Auch wenn wir in Europa damit wenig Probleme haben, in den prüden USA, wo selbst Mass Effect von den konservativen Medien zu einem Mini-Skandälchen aufgeblasen werden sollte, könnte es mit Catherine schon schwieriger werden. Aber immerhin, einen Auftritt im Westen hatte Vincent bereits: In Persona 3 Portable saß er bereits in der Bar und klagte über seine Probleme mit dem anderen Geschlecht...

Und hey – Atlus hat schon früher Mut bewiesen –, selbst andere Shin-Megami-Tensei-Spiele flirten gerne mit sexuellen Inhalten und psychologischen Elementen. Klar, Catherine geht dabei noch einen Schritt weiter, aber das ist auch gut so. Das Jahr 2010 neigt sich dem Ende zu, der Großteil der Spieler ist heute weit über 20 und mehr und mehr Konsolenbesitzer da draußen verlangen nach mehr als nur grafisch opulenter Dauerfeuer-Action. Wer bereits gebannt vor dem teilweise nicht einmal so weit von Catherine entfernten Silent Hill 2 saß, wer offen für neue Settings und Spielkonzepte ist und wer einfach mal herausfinden möchte, zu was das Medium Videospiel narrativ tatsächlich in der Lage ist, der tut es wie ich und drückt sämtliche Daumen für die baldige Ankündigung einer Veröffentlichung im Westen.