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Chasing Aurora – Test

Zusammen auf Reiseplakaten für einen sehr kurzen Flug der Sonne entgegen bevor der Boden uns einholt.

Eine entscheidende Frage, bevor ihr weiterlest: Habt ihr regelmäßig mindestens drei weitere Spieler in eurem Wohnzimmer verfügbar. Hocken vier oder sogar fünf gelangweilte Kinder auf dem Teppich und quengeln vor sich hin, dass ihnen langweilig ist? Sitzt ihr regelmäßig mit ein paar Freunden herum und habt euch nichts mehr sonst zu sagen, weil selbst die alten Geschichten sich ein wenig zu alt anfühlen?

Oder sitzt ihr doch allein oder zweit vor der Kiste und wollt ein anspruchsvolles Videospiel?

Ist es Letzteres, dann zurück und was anderes angeklickt, Chasing Aurora vergeudet eure Zeit. Es geht ums Fliegen. Das Gefühl, wie ein Vogel zu gleiten und das bekommt es auch ganz niedlich hin. Nicht weltbewegend, manchmal angesichts vieler Hindernisse etwas nervig, aber trotzdem als interessante Erfahrung umgesetzt. Dumm nur, dass alles, was daraus für den Einzelspieler angedacht wurde, eine Reihe von Parcours ist, in denen ihr immer wieder die gleichen Kreise zieht und eure Zeit und Scores verbessert. Ehrlich gesagt legte ich das nach nicht mal einer halben Stunde erst mal wieder beiseite, weil es einfach nicht sonderlich interessant oder wirklich spannend war. Ich langweilte mich und daran konnte das hübsche Design auch nicht so viel ändern.

Videospiel oder Alpen-Werbung?

Mit ein paar Mitspielern, am besten insgesamt zu fünft gewinnt Chasing Aurora dann deutlich. Drei Turnier-Modi sind es insgesamt und alle drehen sich darum, dass jemand entsprechend des Spielnamens verfolgt werden muss. Im Eis-Vogel-Spiel übernimmt der Spieler mit dem GamePad die Rolle des Verfolgers, der die anderen vier Spieler schnell einfrieren muss. Ihr Bildschirm auf dem großen TV ist nicht gesplittet und sie müssen sich geschickt auf dem begrenzten Platz miteinander einigen, wie man am besten über die Runde kommt, ohne leichte Beute zu sein.

Der nächste Modus dreht es um. Der Pad-Spieler ist der goldene Vogel den alle wollen und der so lange wie möglich entkommen muss. Die anderen sehen nur einen kleinen Teil ihrer Umgebung und müssen sich absprechen, um gezielt den goldenen Flüchtling in die Ecke zu treiben. Versteck-Spiel mit teurer Technik, wenn ihr so wollt. Der letzte Modus wirft einen kleinen Ball in den nicht gesplitteten Screen, der Pad-Spieler hat keine Sonderrolle und alle wollen den Schatz, den sie sich gegenseitig abjagen.

Zu viert auf der Suche nach dem GamePad-Spieler

Die Steuerung erlaubt zwar neben der generellen Lenkung nicht viel - Flügelschlag für einen kurzen Boost, Schweben und Sturzflug - aber kombiniert diese Dinge richtig und ihr erlebt in kurzen Phasen eine eigene Eleganz in diesen Hetzjagden. Spielen fünf halbwegs talentierte Spieler, kann sogar ein sechster es genießen, indem er dem Reigen einfach zuschaut. Das hält auch alles nicht so lang, die Substanz von Chasing Aurora ist einfach zu dünn. Aber für diese kurzen Momente ist es fast himmlisch und für ein, zwei Runden werden alle gerne zum Pad greifen. Nur halt nicht den ganzen Abend lang.

Daran ändert auch das generelle Design nichts, das gar nicht mal so innovativ ist, wie es bereits oft gelobt wurde. Die Impressionen stammen augenscheinlich von Reiseplakaten der 20er- und 30er-Jahre. Als Reisen noch etwas Schönes und Inspirierendes war und Art déco auf Art nouveau in Plakat-Größe traf. Fern-Sehnsuchtsgestaltung trifft auf innovative, mutige Kunst. Das war vor einer Weile, Chasing Aurora nimmt sich dies vor und macht was Nettes draus, das hübsch genug aussieht. Aber was Eigenes? Na von mir aus, in einem Spiel gab es das wohl so noch nicht, also Punkt für Chasing Aurora. Es soll sich freuen, dass ich nicht einfach abwinkte, es bei „sieht aus wie Origami“ beließ und ihm mehr Anspruch in der Inspiration unterstelle.

Alleine folgt ihr nur diesen Wegen, mehr gibt es nicht.

In einer gewillten Runde streckt Chasing Aurora seine Flügel aus und gleitet für ein paar Runden frei dahin wie ein Vogel. Aber nur dann. Allein bleiben euch drei Viertel des Spiels komplett unzugänglich und der Rest kann mit seinen Vogelflug-Zeitrennen auch nicht so viel reißen. Es ist ein hübsches Spiel mit einer Idee, aus der mehr geholt werden muss, damit es wirklich aufsteigen kann. So bleiben die Flügel gestutzt. Waren das zu viele Vogel-Metaphern? Gut so, denn so fühlt sich Chasing Aurora an. Eine kleine, nette Idee, zu breit und viel zu dünn ausgewalzt.

6 / 10

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Martin Woger Avatar
Martin Woger: Chefredakteur seit 2011, Gamer seit 1984, Mensch seit 1975, mag PC-Engines und alles sonst, was nicht FIFA oder RTS heißt.

Informationen zu unserer Test-Philosophie findest du unter "So testen wir".

In diesem artikel

Chasing Aurora

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