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Child of Eden

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Als ich sagte, dass die Gegnerformationen immer gleich bleiben, war das nicht ganz korrekt, auch wenn man schon darauf achten muss, um das zu bemerken. Je nachdem wie ihr spielt, verändern sich einige Schemata und Formen leicht. Die Grundmuster bleiben erhalten, der Level dreht sich nicht um 180 und eigentlich nicht mal um 45 Grad, aber ein paar Variationen kommen vor. Mit der Spielweise ist der Einsatz der Waffen gemeint und ob ihr es schafft, alle Feinde mit ihnen zu erwischen. Manche Objekte sind zerstörbar, bedrohen euch aber nicht unbedingt. Erwischt ihr sie, gut! Wenn nicht, geht es trotzdem weiter.

Damit es reizvoll bleibt, es immer wieder neu zu starten und die Level zu perfektionieren, müssen natürlich die gegnerischen Formationen passen und wie schon beschrieben, ist dies hier der Fall. Auf was ihr jedoch eigentlich ballert, bleibt eurer Fantasie überlassen. Die Story fabuliert unter offensichtlich multitoxologischem Einfluss etwas von einem Crossover aus Cyberspace und Gaia-Tee-Extrakten, aber eine große Rolle mit umwälzenden Plot-Twists spielt das nicht. Auf jeden Fall taucht immer wieder eine Frau auf, die eine KI repräsentiert, und ihr zerstört einen Computervirus, der sie bedroht. Oder zumindest so ähnlich. Who cares.

Dass das Design mitunter doch in echten und schwer zu ignorierenden Kitsch abdriftet, lässt sich dagegen kaum leugnen. Die sich kindisch-lieblich streckende Frau immer wieder zu Gesangsfetzen-Samples aufblitzen zu sehen, während ihr den Kern eines Bosses zerballert, wirkt schräg, bestenfalls japanisch. Es gibt als Kontrapunkt großartige Momente am laufenden Band. Insbesondere die Constructor-Stage erinnert an all das disproportional überschwänglich Glorreiche, Losgelöste und gleichzeitig durch stete Selbstdemontage zuletzt Vergebliche, das so eben nur aus Japan an unsere so realitätssuchenden Küsten gespült wird. Eine sich selbst schließende Traumwelt, die nur Ausblicke aber nie Offenbarungen zeigt und den Spieler und seine Vorstellungskraft mit Material füttert, ohne das Ergebnis vorwegzunehmen. Oder aber man sagt einfach, dass Neon Genesis Evangelion schon ziemlich scheiße war und ballert sich einfach unangestrengt durch bunte Optik.

Child of Eden - Synästhesie-Trailer

Der Soundtrack, vom Stellenwert hier gleichwertig mit der Grafik einzuordnen, kann mit seinen Ambient-Elektrobeats nicht ganz an den Purismus von REZ heranreichen, weil er ein klein wenig zu viel versucht. Zu viele Klangebenen übereinander, ein Fluss, der mitreißt, aber durch seine vielen Nebenarme immer wieder ablenkt. Als Ergebnis bleibt eine etwas zu stürmische Flut zurück, die ihr mit eueren Schussintervallen zwar durchsprengselt - nur euer Einfluss bleibt oberflächlich wie Kiesel, die im Wasser versinken. REZ oder auch Everyday Shooter waren da einfach konsequenter. Als Musik an sich denke ich, dass Child of Eden mehr Leute ansprechen dürfte, aber es geht hier halt um mehr als nur etwas, dass sich auf eine CD pressen ließe.

Eure beiden wichtigsten Waffen, um den Klang zu manipulieren und alles andere zu dezimieren, sind zum einen der Markierschuss, bekannt aus REZ oder Panzer Dragoon. Zieht das Fadenkreuz über Feinde und haltet den Feuerknopf gedrückt, um bis zu fünf zu markieren und lasst dann los. Alternativ könnt ihr auf ein Schnellfeuer umschalten, das deutlich weniger Schaden verursacht, aber weit effizienter gegen schwache Horden von Gegnern einsetzbar ist.

Und jetzt legen wir mal den Controller beiseite und nehmen vor Kinect Haltung ein. Wird es ein anderes Spiel? Nein. Es kann genauso gespielt werden, nur dass ihr jetzt das Fadenkreuz durch Zeigen mit der rechten und linken Hand bewegt. Links zu zeigen, manövriert das Fadenkreuz für den Schnellschuss, rechts bewegt das Kreuz ebenfalls, dann aber mit dem Markerschuss. Um diesen auszulösen, reicht eine schnelle Bewegung mit der rechten Hand. Wie genau diese Bewegung aussieht, bleibt euch überlassen. Vom lockeren Gelenkschütteln bis zum markigen Luft-Faustschlag wird alles akzeptiert. In die Hände klatschen oder zumindest die Arme zusammenzuführen, löst die Smart-Bomb aus. Und das ist eigentlich alles, was nötig ist.

Martin Woger Avatar
Martin Woger: Chefredakteur seit 2011, Gamer seit 1984, Mensch seit 1975, mag PC-Engines und alles sonst, was nicht FIFA oder RTS heißt.

Informationen zu unserer Test-Philosophie findest du unter "So testen wir".

In diesem artikel

Child of Eden

PS3, Xbox 360

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