Chorus Test - Solche Spiele sollten sie häufiger machen
In Chorus ist das Tempo hoch und die Kämpfe sind anspruchsvoll, also alles gelungen?
Wenn ihr mich fragt, kann es nicht genug Weltraum-Actionspiele geben. Wenn ich da an die goldenen Zeiten von X-Wing, FreeSpace, Wing Commander und Co. zurückdenke, ist das heutzutage fast ein Trauerspiel. Umso erfreulicher war es, als im vergangenen Jahr mit EA ein großer Publisher ein Spiel wie Star Wars Squadrons auf den Markt brachte, während das Genre ansonsten eher von Indie-Entwicklern und -Publishern bedient wird - und das zum Teil nicht mal schlecht. Und jetzt legt Deep Silver mit dem von Fishlabs (Galaxy on Fire) entwickelten Chorus nach. Was soll ich sagen? Es ist zwar kein Star Wars, aber es lohnt sich!
Es ist eines dieser Spiele, in die ihr sofort leicht einsteigen könnt, ohne euch groß Gedanken machen zu müssen. Zuerst einmal ein wenig was über die Vergangenheit erfahren, dann geht's rein ins Geschehen und ihr ballert erst einmal ein wenig herum. Nach und nach eröffnen sich euch dann mehr Einzelheiten zu dem, was in diesem Universum früher passierte und was ihm noch bevorstehen könnte. Dabei stand Protagonistin Nara einst selbst auf der bösen Seite, bevor sie einen Sinneswandel hatte, sich vom Zirkel und seinem Großen Propheten abwandte und am liebsten alles hinter sich lassen würde, was früher passierte. Was nicht so einfach ist wie erhofft, denn der Zirkel meldet sich zurück und - natürlich - das Schicksal der Galaxie steht auf dem Spiel.
Chorus setzt in den Kämpfen auf Tempo
Grund genug für Nara, ihr altes, intelligentes Schiff Forsaken aus seinem Versteck zu holen. Beide bilden sozusagen eine Einheit und mit vereinten Kräften sind sie beinahe unbesiegbar. Beinahe, weil es ansonsten natürlich eher langweilig wäre, sich durch die feindlichen Flotten zu ballern. Es kommt auf die fliegerischen Fähigkeiten an und auf die Beherrschung von Forsaken. Kennt ihr alle Feinheiten und Kniffe, seid ihr eine tödliche Waffe. Und wie ihr am besten agiert, lernt ihr schnell.
Chorus ist ein schnelles Spiel, das ebenso flinke Reaktionen von euch verlangt, da ihr es so gut wie immer mit einer Überzahl an Feinden zu tun habt. Das heißt, dass ihr regelmäßig den Booster von Forsaken einsetzt - erfreulicherweise hält der ewig, er muss sich nicht wieder aufladen. Das kommt dem Spiel zugute, denn es hält euch im Flow und erfordert nicht von euch, im Kampf außer Schild und Rumpf noch eine weitere Energieleiste im Auge zu behalten.
Zur Schnelligkeit passt, dass Chorus auf ein Lock-On-System verzichtet. Solange euer Fadenkreuz sich grob auf oder eng um das Zielobjekt herum befindet, übernimmt das Spiel den Rest. Es ist eine gute Lösung, die zum Tempo des Spiels passt, es aber gleichzeitig nicht zu einfach macht. Ihr müsst immer noch höllisch aufpassen und könnt... nein, ihr solltet im Kampf nicht sorgenfrei zu lange in nur eine Richtung fliegen. Eure Gegner sind hartnäckig und nehmen euch flott wieder ins Visier. Und es ist eine Freude, zum einen dem feindlichen Feuer auszuweichen und zum anderen einen Gegner nach dem anderen in Sternenstaub zu verwandeln.
Dabei hilft auch die Drift-Mechanik von Forsaken. Haltet die linke Schultertaste gedrückt und ihr könnt bequem durch den Weltraum driften. So rauscht ihr etwa auf ein Großkampfschiff zu, aktiviert den Drift und gleitet dann seitlich an ihm vorbei, während ihr haufenweise Raketensalven - die gehen euch ebenfalls nie aus - auf die dort befestigten Energiezellen jagt. So macht ihr euch die Schwerelosigkeit zunutze, könnt einem vorbeirauschenden Feindjäger noch ein paar Schüsse hinterher feuern, wenn ihr euch schnell genug dreht, oder auf der Stelle wenden, um einen lästigen Verfolger in Stücke zu schießen. Denkt an die Manövrierbarkeit der Vipers in Battlestar Galatica oder die Starfurys in Babylon 5 und ihr habt eine ungefähre Vorstellung davon.
Ergänzend dazu habt ihr noch ein paar besondere Fähigkeiten wie die übersinnliche Wahrnehmung (hebt Objekte und interessante Punkte hervor), Teleportation oder Telekinese. Die helfen euch hier und da weiter, um etwa ein paar eingestreute Rätsel zu lösen oder um ins Innere eines Schlachtschiffs vorzudringen. Insgesamt gelingt Fishlabs hier exzellent der Spagat zwischen einer weitestgehend einfachen und verständlichen Handhabung und gleichzeitig anspruchsvollen Kämpfen. Mit Forsaken durch den Weltraum zu rasen, zu driften und es mit einer Vielzahl an Feinden aufzunehmen, macht einfach unglaublich viel Spaß.
Chorus' Gameplay ist hui, aber ist die Story pfui?
Das Gameplay ist der Aspekt, der an Chorus am meisten begeistert. Die Story ist... okay. Nicht schlecht, aber eben nicht außergewöhnlich gut oder so. Sie verschafft euch zwischen den Hochgeschwindigkeits-Gefechten immer wieder eine kleine Ruhepause. Hier und da gelingt es etwa nicht ganz so gut, die Konflikte zwischen Nara und Forsaken rüberzubringen. Nachdem Nara das Schiff lange zurückgelassen hat, ist Forsaken sauer, aber nicht einmal eine Minute später ist alles vergeben. Schön, dass solche konfliktträchtigen Momente vorhanden sind, aber es mangelt ihnen im Endeffekt an Wirkung und Bedeutung, wenn sie so schnell vorbei sind wie sie kamen. Wie ich sagte: Schlecht ist das alles nicht, aber es entwickelt sich ebenso wenig zu dem, was es hätte sein können.
Abseits der Hauptgeschichte lockt Chorus indes mit seinen offenen Welten beziehungsweise Systemen. Hier findet ihr die ein oder andere Nebenmission. Manche von ihnen sind ausführlicher und erstrecken sich über Systemgrenzen hinaus, andere sind bekannte Eskort- oder Liefermissionen. Ihr müsst sie nicht machen, um weiterzukommen, aber häufig springen ein Ausrüstungsgegenstand oder Credits für euch als Belohnung dabei raus. Letztere investiert ihr in einem Hangar in die Verbesserung von Forsakens Rumpf und Schilden, kauft bessere Waffen und Modifikationen. Besagte Mods steigern etwa die Schildkapazität, lassen Waffen mehr Schaden anrichten oder euch eure Fähigkeiten schneller wieder einsetzen - alles nützliche Dinge.
Schön sieht Chorus dabei allemal aus, egal ob es die einzelnen Sonnensysteme sind, die Raumstationen oder die Schiffe, die überall durch die Gegend fliegen. Es gibt schöne Panoramen zu sehen und Feinde hinterlassen beim Abschuss einen befriedigenden Feuerball. Im Performance-Modus flutschte es auf der Xbox Series X absolut flüssig über meinen Fernseher. Auf Wunsch lässt sich ein Qualitätsmodus aktivieren, der unter anderem Raytracing aktiviert. Dadurch gewinnt das Spiel optisch noch einmal ein wenig an Glanz hinzu, gefühlt geht das aber an manchen Stellen zulasten der Leistung. Keine Sorge, es ruckelt nichts, fühlt sich aber vereinzelt eben nicht mehr ganz so butterweich an wie im Performance-Modus. Für mich ist es verschmerzbar, aber das kann ja jeder selbst entscheiden.
Chorus Test - Fazit
Chorus' Geschichte ist nett erzählt, hat mich in ihrer Gesamtheit aber nicht vom Hocker gerissen - da wäre noch mehr möglich gewesen. Beim Gameplay sieht das deutlich anders aus. Die rasanten Weltraumgefechte machen enorm viel Spaß, das Driften im All ist wunderbar umgesetzt und durch die anspruchsvollen Gegner wird es nie langweilig. Es fühlt sich wie ein ständiges Katz-und-Maus-Spiel an: Schießen, ausweichen, verfolgen, driften, schießen. Und dann noch mal von vorne. Wer Forsaken perfekt beherrscht, hat daran viel Spaß - und das motiviert! Obendrein lädt die Welt optional zum Erkunden ein und belohnt euch mit Credits und Ausrüstung, die euch das Leben ein wenig leichter macht. Wer nach einem gelungenen Weltraum-Actionspiel lechzt, sollte sich Chorus auf jeden Fall mal ansehen.