Chrono Cross: The Radical Dreamers Edition - Test: Eine skurille Reise durch die Zeit
Von Hochskalierung, Fantasie, Rucklern und wunderschöner Musik.
Chrono Cross hat es nicht leicht neben einem Chrono Trigger, das nicht nur mit Charakter-Designs von Dragon-Ball-Ikone Akira Toriyama glänzte, sondern auch einen so guten Ruf auf dem SNES genoss, dass zahlreiche Fans versuchten, die ROM zu hacken und ihre eigene Chrono-Geschichte mitzugestalten. Dabei wollte Chrono Cross doch eigentlich ein würdiger Nachfolger von Chrono Trigger sein. Zwischendurch erschien in Japan sogar eine Sound-Novel namens Radical Dreamers für das Satellaview-Add-on des SNES. Dieses interaktive Buch zeichnete ein alternatives Universum in der Chrono-Reihe und die leitete die Charaktere von Chrono Cross ein.
Vielleicht war die Geschichte rund um Dimensionsreisen vom ehemaligen Squaresoft zu wirr. Die Entwickler schafften es beim Nachfolger Chrono Break nicht mehr über ein Trailer-Konzept hinaus und so blieb Square Enix bei verschiedenen Portierungen des erfolgreichen Chrono Trigger. Diesen April ist es endlich an der Zeit für die anderen Spiele der Chrono-Serie zu glänzen: Sowohl die Sound-Novel, als auch das PlayStation-Spiel erscheint nun in der Chrono Cross: The Radical Dreamers Edition. Den vollständigen Test (getestet auf der PS5) seht ihr im folgenden Video:
Viele Worte gibt es zur Sound-Novel nicht zu verlieren: Hier wird ein lesbares Abenteuer geboten, das mit Geräuschen, Hintergründen und einigen Auswahl-Optionen stimmungsvoll untermalt wird. Besonders erfreulich ist die deutsche Lokalisierung, die hierzulande leider nicht sehr oft in dieser Art von Spielen verfügbar ist. Nicht so erfreulich ist, dass sowohl die Sound-Novel als auch das Hauptspiel nicht von Rucklern befreit bleiben. Framerate-Einbrüche und die hochskalierten Hintergründe sorgen in der Neuauflage für Probleme. Sie sind nicht immer auffällig, aber wenn man die Kanten einer Treppe zum hundertsten Mal erraten muss, sobald man ein bestimmtes Gebiet erreichen möchte oder wenn ein Kampf mal wieder mit einer Ruckel-Party eingeleitet wird, dann kann das auf Dauer nerven.
Aber nicht alles ist verloren: Die 3D-Modelle der Charaktere wurden in Zusammenarbeit mit den ehemaligen Schöpfern neu erarbeitet und auch die Zeichnungen der Avatare in Gesprächen oder im Charaktermenü sind ganz neu gezeichnet. Auch die Musik wurde sehr angenehm auf den Rest des Spiels abgestimmt. Auch wenn die neuen Arrangements von Yasunori Mitsuda nur auf dem neuen CD-Album verfügbar sind, so versetzt die Musik des Spiels einen sofort in eine andere Welt. Dazu passen die alten Polygone und die Geschichte rund ums Zeit- und Dimensionsreisen unfassbar gut. Auch das ungewöhnliche System des Rundenkampfes macht nach einer kurzen Eingewöhnung mächtig Laune. Hier muss man physische und magische Attacken auf eine einzigartige Art und Weise gegeneinander abwägen.
Fazit
Chrono Cross: The Radical Dreamer Edition ist nicht das beste Remaster, das die Spielewelt je gesehen hat. Aber es hat mich in eine andere Zeit versetzt und mich trotz nerviger Ruckler und unsichtbarer Kanten, die mir oft genug ein Schimpfwort vor dem Bildschrim entlockten, glücklich gemacht. Es ist mir ein Rätsel, warum sich Square Enix nicht besser um ihre alten Klassiker kümmert, die mittlerweile eine ordentliche Fangemeinde haben. Aber wegen der Quality-of-Life-Verbesserungen - wie das schnellere Laufen oder das Ausschalten der Zufallskämpfe - drücke ich dieses Mal ein Auge zu. Das einzigartige Gameplay, in dem ich anfangs noch verwirrt mit Prozentzahlen herumwarf, wuchs mir schnell ans Herz und wurde zu einer willkommenen Abwechslung. Nicht nur die bizarre Erzählung oder die Musik von Chrono Cross machten den nostalgischen Tauchgang in die längst vergessene Fantasy-Zeit zu einem schönen Erlebnis, sondern auch die Erfahrung, die ich mit Radical Dreamers hatte. Es hat Spaß gemacht, nach Ewigkeiten eine Sound-Novel auf Deutsch erleben zu dürfen und das Gefühl zu haben, dass im Chrono-Verse erst mal alle Lücken gefüllt sind.