Chrono Trigger
Ocarina ist besser. Sonst nichts.
Chrono Trigger ist wirklich kein gutes Spiel. Eine belanglose Handlung, billige Optik, doofe Charaktere und dreckiges Kampfsystem. Damals Mist, heute Gurke…
Der Kopf des Redakteurs beginnt schneller werdende 360-Grad Drehungen zu vollführen, er spuckt CDi-Zeldas in alle Ecken Raumes und stößt wüste Beschimpfungen aus: „Deine Mutter spielt Browser-Dating-Games in der Hölle! – Jack Thompson ist Dein Vater! –Superman 64 ist Dein Lieblingsspiel!...“
So, das Experiment war ein voller Erfolg. Es stimmt also, dass jeder, der etwas Schlechtes über Chrono Trigger sagt oder schreibt, sich in den Antichristen des Gamings verwandelt. Deshalb muss ich jetzt schnell und in einfachen Worten die Wahrheit verkünden, solange mein Kopf noch auf den Schultern sitzt: Chrono Trigger ist phantastisch!
Im 16-Bit-Zeitalter teilten sich 1994 auf dem SNES Square und Enix mit ihren Final Fantasy und Dragon Quest-Serien den Ruf als Gottherrscher über die Super Nintendo-Rollenspiele in Japan. In einem Griff nach schöpferischer Unsterblichkeit reichten sie sich ein Jahr später die Hand und kreierten Chrono Trigger. Seitdem taucht das Zeitreiseepos in allen Listen auf, die die „besten Spiele aller Zeiten“ nennen. Mal auf Platz 28 bei Famitsu, Dengeki Online listet es auf Platz 8 und in der IGN Leserauswahl, elf Jahre nach dem ersten Release, auf die silberne Stufe des Treppchens und musste sich nur Ocarina of Time geschlagen geben.
Ich will an dieser Stelle gar nicht so sehr darauf eingehen, warum Chrono Trigger die Verkörperung alles Gutem in einem Spiel darstellt. Dann würde ich ja die Lobpreisungen vorwegnehmen, die der glückliche Redakteur im Februar 2009 niederschreiben darf. Dem Tag, am dem das bereits in Japan und den USA erhältliche Remake auch hierzulande für das Nintendo DS erscheint.
Die inzwischen ja auch im Namen vereinten ehemaligen Konkurrenten sammelten mittlerweile mehr als genug Erfahrung , sobald es um die Umsetzung ihrer Frühwerke für Nintendos Kleinkonsolen geht. Dies schienen allerdings nur Fingerübungen gewesen zu sein. Die Nutzung der Möglichkeiten des DS fiel diesmal und endlich sinnvoll und gelungen aus, sodass es einen echten Mehrwert gibt.
Der obere Screen bleibt der Landschaft vorbehalten, der untere zeigt eine Automap an. Über die Karte darf sicher ein wenig gestritten werden, schließlich werden Abschnitte wie das Dschungel-Labyrinth recht locker zu bewältigen sein, sobald die Verwirrung über die verschlungenen Wege entfällt. Als reines Feature der Bequemlichkeit werdet Ihr es aber zu schätzen wissen.
Links und rechts von der Karte verteilt sich auf kleine Schaltflächen all das, was Ihr sonst im Menü herauspicken musstet. Jetzt klickt Ihr per Stylus elegant und direkt auf Item, Ausrüstung oder Magie und landet sofort da, wo Ihr hinwollt. Die Untermenüs wurden ebenfalls der Stylus-Nutzung gemäß leicht optimiert.
Vollen Nutzen aus dem zweiten Screen zieht der Kampf. Oben wird gemetzelt, unten koordiniert. Für jeden der drei Charaktere wurde eine Spalte eingerichtet, in der Ihr schnell und bequem Attacken, Spezialkombos und Heiltränke anklickt. Und das weit schneller, als Ihr es jemals mit den Tasten in irgendwelchen Menüs schaffen würdet. Besonders die mitunter haarigen und heilungslastigen Bosskämpfe lassen sich so elegant dirigieren. Die Horden der 08/15-Monster metzelt Ihr dagegen am Besten nach wie vor mit dem A-Knopf weg. Standardattacke, immer feste druff.
Und sollte Euch das alles nicht behagen, lässt es sich auch komplett auf Old-School zurückschalten. Man gewährt Euch bei den Optionen die Wahl. Eine andere Überarbeitung dürfte den glücklichen Japanern und Amerikanern, denen bereits ein Remake auf der Playstation 1 zuteil wurde, bereits bekannt sein. Ein paar nett gezeichnete Animefilmchen wurden über die Laufzeit an Schlüsselpunkte verteilt. Hübsch, belanglos und abbrechbar.
Ganz neu dagegen sind die beiden Dungeons Lost Sanctum und Dimensional Vortex. Während Forenschreiber über die ganze Welt verteilt in einhelliges Lob zum eigentlichen Spiel verfallen, stießen die beiden Level nicht auf hundertprozentige Gegenliebe. Persönlich sehe ich die Sache eher so, dass jeder Bonus-Inhalt, der das Spiel noch über die Zeit hinausträgt, erst einmal positiv ist. Selbst wenn es sich dabei nur um frustrierende, wanderlastige, aber glücklicherweise optionale Dungeons handelt, die der eigentlichen Brillanz von Chrono Quest hinterher wanken.
Für Monster-Sammler bietet sich ein Modus an, in dem Ihr ein Biest großpäppelt und durch Kämpfe trainiert. Im Prinzip ist damit auch schon weitestgehend dieser neue Bonus-Modus beschrieben. Sammler, Jäger und Züchter, die gern mit Freunden Vergleichstests über DS-Link veranstalten, dürften hier ihre Freude haben. Und Veteranen, die sich für all den Bonus um die Story herum nicht interessieren, sei gesagt: Es gibt keine 12 Enden mehr. Es sind jetzt 13. Was ist Nummer 13? Es gibt nur einen Weg, das herauszufinden.
Markiert Euch den 4. Februar im Kalender, legt ein paar Euro vom Weihnachtsgeld auf die Seite und freut Euch auf das vielleicht beste Japanrollenspiel aller Zeiten. Chrono Trigger ist kein Spiel, bei dem man sich fragt, ob es sich gut über die Zeit gehalten hat. Es ist eines, bei dem man sich die Frage stellt, ob und wann das ehemalige Dream-Team Square Enix wieder an dieses Maß der Dinge herankommt.
In Deutschland soll Chrono Trigger DS am 4. Februar erscheinen, die US-Bewohner und Japaner erfreuen sich bereits daran.