Cipher Complex
Ein Messer im Dunkeln
John Sullivan, Agent im Einsatz für die Regierung auf geheimer Mission, gilt als der Härteste der Harten. Er wird geschickt, wenn es richtig grob wird. Im Vergleich zu ihm wirkt Sam Fisher wie ein „Bei-Gefahr-in-den-Ecken-Kauerer“, Solid Snake höchstens als Meister des schnellen Rückzugs, wenn mehr als zwei Feinde in Sicht sind und Chuck Norris…nein, Chuck Norris ist wahrscheinlich dann doch noch ein weniger härter als John Sullivan. John wer?
Sollte Euch der Name nichts sagen, braucht Ihr Euch nicht zu wundern. Bisher hielt sich Edge of Reality, mäßig bekannt durch die Umsetzungen von Ab durch die Hecke und Pitfall, zu ihrer erste Eigenentwicklung noch etwas bedeckt, aber so langsam nähert sich Cipher Complex der Fertigstellung. Für das Projekt hat man sich einiges vorgenommen und es soll nicht weniger als die nächste Evolutionsstufe des Stealth-Genres werden. Ihre Strategie dafür beruht auf zwei Worten: Aggressive Infiltration.
Was darunter zu verstehen ist, lässt sich am besten als Splinter Cell mit mehr Tempo, unmittelbarer Gewalt und Cojones umschreiben. Sam Fisher & Co. eruieren erst einmal gemütlich die Lage, bevor sie gut geplant in Aktion treten und sich auf Zehenspitzen voranschleichen. Das erste und meist auch letzte, was die Wache dann vernimmt, ist das leise Klicken der Waffe aus nächster Nähe.
Im Falle von John Sullivan beginnen die letzten Töne für die Unglücklichen, die ihm im Weg stehen, Sekundenbruchteile vorher und zwar mit dem unglaublich schnellen Klacken der Stiefel auf dem Untergrund. Ein schnelles, mehrfaches Blitzen einer Klinge und das Geräusch lebloser Körper, die zu Boden sinken. Wer dann genau lauscht, wird den etwas schneller gehenden Atem Sullivans vernehmen, der sich am anderen Ende des Raumes sammelt. Statt langer Observationen, um die Wachen einzeln zu umgehen oder eliminieren, setzt Sullivan auf Geschwindigkeit.
Er verfügt dabei keineswegs über Superkräfte, jedenfalls nicht im Marvel - Sinne, sondern kann nur über kurze Zeit einen Adrenalinstoß nutzen, der es ihm ermöglicht, ein wenig schneller als alle anderen zu sein. Es spielt dabei keine Rolle, ob drei Wachen den Weg versperren, es einen Gang so schnell zu durchqueren gilt, dass Sullivan nur als Schatten wahrgenommen wird oder der Typ am Ende des Raumes einfach nicht diesen Schalter drücken sollte, auf dem in großen, roten Lettern Alarm steht. Er hat den Arm schon ausgestreckt und doch ist er zu langsam...
Diese Möglichkeiten gibt es natürlich nicht in unbegrenzter Form und das Management der wertvollen Ressource Adrenalin steht im taktischen Mittelpunkt von Cipher Complex. Es wäre ein wenig peinlich für einen Superagenten, wenn er ungesehen das Ende eines langen Korridors erreicht, nur um völlig außer Puste einem frischen Wachtrupp gegenüberzustehen. Ohne den nötigen Schub aus der Nebennierenregion ist es dann genauso schnell um Sullivan geschehen, wie um die meisten Menschen.
Wer jetzt dezent anmerkt, dass dieses Konzept ja wohl gar nicht so neu sei, hat absolut recht. F.E.A.R., Max Payne und das demnächst erscheinende TimeShift warten alle mit ihrer eigenen Erklärung auf, warum der angeblich ganz normale Held geradezu übermenschlich reagieren darf. Bei den Genannten spielt es allerdings kaum eine Rolle, ob nahe Feinde etwas mitbekommen, meist weiß sowieso schon jeder im Umkreis mehrerer Meilen, dass der Held angekommen ist.