Cities Skylines (Xbox One) - Test: Das bessere SimCity
Summer in the city.
Ich hatte die Hoffnung schon fast aufgegeben. Nachdem auf der gamescom 205 erstmals eine Xbox-One-Version von Cities Skylines angekündigt wurde, hörte man über lange Zeit hinweg absolut gar nichts mehr davon. Die Monate vergingen, weitere Messen und Events fanden statt, doch es blieb still. Ich rechnete nicht mehr wirklich damit, bis es Anfang 2017 dann endlich ein neues Lebenszeichen gab. Und dann ging alles relativ flott, denn mittlerweile steht Cities Skylines für Microsofts Konsole in den Läden.
Aufgrund der langen Wartezeit könnte man sich nun sorgen wegen der Qualität der Umsetzung machen, aber mitunter dauert es eben ein bisschen länger, bis ein Spiel wirklich an ein anderes System angepasst wurde. Und gerade bei einem Titel wie Cities Skylines ist eine gut funktionierende Controller-Steuerung ja schon mal mitentscheidend dafür, wie viel Spaß ihr beim virtuellen Verwalten eurer eigenen Stadt habt.
Glücklicherweise hat Tantalus Media, die für die Portierung verantwortlich waren, hier gute Arbeit geleistet. Zugegeben, es braucht ein kleines bisschen Zeit, bis euch die Kontrollen ins Blut übergehen, aber wenn das erst Mal der Fall ist, habt ihr keine großen Probleme dabei, neue Baugebiete zu errichten, Straßen zu verlegen oder Bäume zu pflanzen. Gut, dass Interface könnte stellenweise noch komfortabler sein. Ich fände es zum Beispiel toll, wenn ich mir gleichzeitig anschauen könnte, wo sich Rohstoffvorkommen befinden, und dabei neue Straßen oder Baugebiete aus dem Boden stampfen könnte. Stattdessen muss ich aber zur normalen Ansicht zurückkehren und mir merken, wo genau sich die Grenzen der jeweiligen Ressourcenansammlungen befinden. Das ist kein Ding der Unmöglichkeit, aber komfortabler geht's eben immer.
Steuerung und Interface sind zugleich die größten Unterschiede zwischen PC und Konsole. Und das ist eine gute Sache, denn es bedeutet, dass man beim großen Rest keine einschränkenden Kompromisse eingehen musste, um das Spiel auf der Xbox One spielbar zu machen. Ihr nutzt etwa die Bumper des Controllers und das Steuerkreuz, um in den einzelnen Baumenüs hin- und herzuschalten, ebenso lassen sich ganz einfach Höhenunterschiede regeln, wenn ihr Tunnel oder Brücken bauen möchtet, mit einer Art Pinsel-Tool legt ihr Stadtviertel fest und der rechte Stick sowie die Trigger kümmern sich um Kamera und Zoom. Nett: Mit der Ansicht-Taste blendet ihr das Interface und alle Anzeigen aus, könnt so eure Stadt ohne störende Buttons und dergleichen betrachten, um das Panorama zu genießen oder Screenshots anzufertigen.
Für Einsteiger bietet Cities Skylines eine gute Lernkurve. Anfangs mag euer verfügbares Stadtgebiet winzig erscheinen, aber je mehr Einwohner ihr in eurem Städtchen und später in eurer Metropole versammelt, desto mehr Meilensteine erreicht ihr, erschließt neue Gebiete und sorgt dafür, dass eure Stadt wächst. Natürlich baut ihr nicht einfach nur, ihr müsst euch um all die kleinen Dinge kümmern, die so dazugehören. Funktioniert die Müllabfuhr? Sind alle Bereiche mit Strom und Wasser versorgt? Decken Feuerwehr, Polizei, Ärzte oder Schulen alle Stadtviertel gut ab? Wie sieht es mit dem Verkehr aus?
All das sind Dinge, die ihr berücksichtigen müsst, um eure Bewohner glücklich zu machen. Denn nur dann wächst eure Stadt. Ihr könnt euch sicher denken, dass ein Baugebiet neben einem Industriegebiet mit in der Luft hängendem Smog wenig attraktiv wirkt. Dementsprechend sind solche Dinge bei der Planung zu berücksichtigen und je mehr eure Stadt wächst, desto imposanter wirkt ihre Größe, wenn ihr erst mal einen Kameraflug über die Karte macht und euch bewusst wird, wie riesig das alles ist.
Welche Probleme eure Einwohner womöglich haben, wird euch anhand von kleinen Icons vermittelt. So seht ihr auf den ersten Blick, ob zum Beispiel mehr Strom nötig ist, ob es Probleme mit der Müllabfuhr gibt oder die Kriminalität in gewissen Bereichen Überhand nimmt. Die eben schon erwähnte Infoansicht bietet euch wiederum detaillierte Einblicke in alle Teile der Stadt. Wählt ihr etwa die Feuerwehr, wird einerseits farblich hervorgehoben, wo sich bereits Feuerwachen befinden, ebenso seht ihr, wie gut einzelne Bereiche und Straßen dadurch abgedeckt werden. Anders gesagt: Wenn es Probleme gibt, lassen sie sich dadurch ziemlich gut ausmachen. Dann müsst ihr nur noch eine optimale Lösung dafür finden.
Überhaupt bietet Cities Skylines zahlreiche Optionen beim Straßenbau. Ihr habt die Wahl zwischen einfachen, vier- oder sechsspurigen Straßen, könnt welche mit Bäumen dazwischen oder Busspuren am Rand errichten, Autobahnen bauen, einen Kreisverkehr aus dem Boden stampfen und so weiter. Leider sind eure Bewohner nicht immer hundertprozentig effektiv bei der Ausnutzung der Straßen, wodurch es hier und da zu Staus oder unrealistischem Verhalten kommt. Das ist kein Drama, manchmal aber ein bisschen ärgerlich, wenn die Feuerwehr etwa im Stau steht - von Rettungsgassen hat hier scheinbar noch keiner was gehört. Dafür ist der Bau von öffentlichen Verkehrsmitteln relativ einfach, die Erstellung von Buslinien geht locker von der Hand und das Spiel macht euch die Arbeit hier einfach. Die Verkehrsplanung spielt bei der Errichtung der Stadt eine ebenso wichtige Rolle wie alles andere. Es sind viele kleine Zahnräder, die ineinandergreifen müssen, damit das Gesamtkonstrukt läuft.
Ihr werdet auch nicht von Beginn an mit Optionen und Baumöglichkeiten überfordert. Mit den erreichten Meilensteinen für eine vorgegebene Zahl an Bewohnern schaltet ihr Stück für Stück neue Gebäude, Spezialisierungen für die Stadtviertel und dergleichen frei. Erst ab einer bestimmten Größe habt ihr etwa die Möglichkeit, dicht besiedelte Wohngebiete anzulegen, wo Hochhäuser entstehen können. Das macht Sinn, denn in kleineren Dörfern findet man selten so etwas. Mit der Stadt wachsen also gleichermaßen eure Gelegenheiten, Geld für den weiteren Ausbau auszugeben. Dennoch müsst ihr vor allem zu Beginn darauf achten, nicht all euer Geld zu verschleudern. Das war zum Beispiel mein erster Fehler. Meine Planung uferte etwas aus, weil ich mich zu dem Zeitpunkt noch ins Spiel hineinfinden musste, und am Ende rutschte ich durch die Kosten erst mal ein paar tausend Dollar ins Minus. Dementsprechend musste ich die Budgets senken und die Steuern erhöhen, um die Kurve zu kriegen, was glücklicherweise geklappt hat. Im Endeffekt bringen neue Bewohner, Geschäfte und Firmen Geld in eure Kasse, das ihr an anderer Stelle wieder ausgebt. Es liegt an euch, die richtige Balance zu finden und für einen beständigen Profit zu sorgen, der wiederum die Weiterentwicklung sicherstellt.
Gleich mit dabei ist übrigens die After-Dark-Erweiterung, die das Spiel um die Bereiche Tourismus und Nachtleben ergänzt hat und für einen Tag-und-Nacht-Wechsel sorgt. Nicht mit von der Partie sind leider Snowfall, Natural Disasters oder das kommende Mass Transit, aber es ist wohl davon auszugehen, dass bei entsprechendem Erfolg zeitnah noch Umsetzungen davon folgen. Die Xbox-One-Edition bietet euch zum Start zehn Karten an, auf denen ihr eure Städte errichten könnt. Das ist ein gutes Paket, aber dennoch ist es schade, dass hier die Unterstützung für Mods fehlt und ihr nicht mit einem Editor eigene Maps erstellen könnt. Bethesda zeigt ja, dass Modifikationen auf Konsolen kein Ding der Unmöglichkeit sind und wenn es schon keinen offiziellen Mod-Support gibt, wäre es zumindest schön, wenn die Entwickler in etwaigen Updates ein paar der besten Mods aus der Community integrieren.
Technisch betrachtet versprüht Cities Skylines auf der Xbox One den gleichen Modellbau-Charme wie auf dem PC. Die Umsetzung ist größtenteils gelungen, macht mitunter aber dennoch einige Probleme in Form von spürbaren, wenn auch nicht dramatischen Framerate-Einbrüchen oder dem leicht verzögerten Nachladen von Details, wenn ihr näher ranzoomt. Beides ist in der jetzigen Form verschmerzbar, aber Tantalus Media sollte auf jeden Fall schauen, ob hier nicht doch noch etwas mehr Optimierungsarbeit geleistet werden kann. Davon abgesehen profitieren Spieler auf der Xbox One von all den Detail- und Komfortverbesserungen, die seit dem Release der PC-Fassung vorgenommen wurden, was in einem insgesamt angenehmeren Spielerlebnis resultiert. Aber auch eines, das mehr Geduld von euch erfordert, denn auf der Konsole habt ihr nicht die Möglichkeit, die Zeit zu beschleunigen. Sie läuft entweder in normalem Tempo oder lässt sich pausieren, nicht mehr. Im Gegenzug könnt ihr dabei zum Beispiel abends nach der Arbeit ganz gut entspannen. Es muss ja nicht immer ein hektisches Spiel sein.
Das lange Warten hat sich gelohnt. Tantalus Media hat bei der Portierung von Cities Skylines auf die Xbox One gute Arbeit geleistet. Hier und da gibt es vielleicht Mängel im Detail, die den Spielspaß aber höchstens leicht schmälern. Was bleibt, ist eine Städtebausimulation, die einen guten Sinn für Planung erfordert und nicht zu leicht oder zu schwer ist. Mit der Steuerung kommt ihr nach kurzer Eingewöhnungsphase gut klar und es ist immer wieder eine Freude, mitansehen zu können, wie eure Stadt sich Stück für Stück weiterentwickelt, größer wird und neue Bewohner anzieht. An sich würde es sich alleine mangels Konkurrenz schon lohnen, einen Blick auf das Spiel zu werfen, wenn ihr an dem Genre Interesse verspürt. Aber in Anbetracht der qualitativ guten Umsetzung kann ich euch Cities Skylines definitiv ans Herz legen, wenn der kleine Bürgermeister in euch nur darauf wartet, hinausgelassen zu werden.
Entwickler/Publisher: Colossal Order, Tantalus Media / Paradox - Erscheint für: Xbox One - Preis: ca. 40 Euro - Erscheint am: Bereits erhältlich - Getestete Version: Xbox One - Sprache: Deutsch, Englisch und andere - Mikrotransaktionen: Nein