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Civilization 4: Beyond the Sword

Die Feder ist mächtiger als das Schwert

Dritte und letzte grundlegende Neuerung ist das wahre „Regieren“ des eigenen Volkes. Bestand Eure Aufgabe bisher hauptsächlich aus dem Auf- und Ausbau Eurer Nation, so gilt es von nun an, auch Mikro-Management zu betreiben. Ihr spart gerade, um die Hauptstadt mit einem Observatorium auszustatten, da erreicht Euch plötzlich ein Notruf: Ein tosender Waldbrand tobt in der Nähe einer anderen Siedlung. Nun habt Ihr die Möglichkeit, eine umfassende und kostspielige Rettungsaktion für die betreffende Stadt zu starten, oder das Feuer brennen zu lassen. Das kostet Euch zwar keine Münze, jedoch besteht die Gefahr, dass sich das Flammenmeer durch Verbesserungen, wie etwa Bauernhöfe oder Minenschächte, knuspert.

Geheimdienst hin oder her - Es geht nichts über einen gepflegten Frontalangriff

Kaum ist das Problem bewältigt, klopft der nächste Abgesandte an die Tür. Diesmal habt Ihr die Möglichkeit, mit Hilfe einer arrangierte Hochzeit ein anderes Herrschergeschlecht an Euch zu binden. Pech nur, dass in Eurer Nation das Christentum Staatsreligion ist, während das andere Volk im Koran klebt wie der Kaugummi an der Schulbank. Was nun? Brücken zwischen den Religionen schlagen oder der Braut einfach ein Kreuz um den Hals hängen und somit den Zorn der Nachbarn auf Euch ziehen?

Daneben erhaltet Ihr alle paar Jahrhunderte Mini-Missionen, wie etwa die Schaffung einer Sportliga. Dafür müsst Ihr zwölf Eurer Städte mit einem eigenen Stadion ausstatten. Schafft Ihr es dieses Ziel als erste Nation abzuschließen, winkt ein entsprechender Bonus.

Allgemein wirken sich all diese Features relativ wenig auf das Spielgeschehen aus, allerdings schaffen genau sie gerade während der Wartezeiten auf die nächste Technologie oder das nächste Weltwunder angenehme Abwechslung.

Wer nun befürchtet Civ 4 mutiere zu einer unheiligen Mischung aus Diplomatie- und Wirtschaftssimulation, sei beruhigt, denn auch wenn man Euch die Möglichkeit gibt, genau dies auf ein Minimum zurück zuschrauben – der Einsatz ganz gewöhnlicher Waffen steht natürlich weiterhin im Vordergrund.

Gerade in den ersten Jahrzehnten ist noch nicht viel von den Neuerungen zu spüren

Ein schwerer Verband feindlicher Panzer rückt näher, aber Ihr habt nicht die nötigen Rohstoffe, um ihnen selbst ein paar Tanks entgegen zu werfen? Kein Problem, wozu gibt es denn die kostengünstigen Panzerabwehr-Spezialisten? Die aufmüpfigen Engländer haben eine kleine Abreibung verdient, aber Ihr wollt nicht unbedingt den Zorn der Vereinten Nationen auf Euch ziehen, indem Ihr London mit einer atomaren Kontinentalrakete umpflügt? Dank der „intelligenten“ und preiswerten Marschflugkörper wird sich der Ärger in Grenzen halten. Insgesamt bestehen sämtliche neuen Einheiten aus Spezialisten, ob nun Meister der Tarnung oder Luftabwehrexperten.

Und? War es das? Nicht ganz: Wie für eine Erweiterung typisch verwöhnt auch Beyond the Sword den Käufer mit obligatorischen Zusatzszenarien. Jeder der zwölf Abschnitte verschlägt Euch dabei in eine andere geschichtliche Epoche. Zusätzlich packt Firaxis gleich noch zehn neue Zivilisationen oben drauf. Darunter Völker wie die Niederländer, die Portugiesen oder das Ottomanische Reich Karls des Großen. Dazu gibt es die passenden sechzehn Staatsoberhäupter und 18 Gebäude. Zwar tauchten in unserer Vorschauversion hier und da noch ein paar Grafikfehler auf, da diese jedoch ausschließlich die Neuerungen betrafen, ist davon auszugehen, dass sie in der Verkaufsversion behoben werden.

Alles in allem ist Beyond the Sword besonders aufgrund der Komplexität und des entstehenden Gesamtumfanges eher etwas für gestandene Civ-Veteranen. Am eigentlichen Spielfluss ändert sich im Prinzip aber wenig. Civilization bleibt Civilization und spielt sich eben auch so.

Die intensive Nutzung der Spionage- und Diplomatiefunktionen mag zwar nicht so recht in das Bild mittelalterlicher Kriege passen, spätestens im ausgehenden Industriezeitalter erhält man aber endlich den Eindruck, eine Nation zu „regieren“. Von grundlegenden Änderungen, wie den Wirtschafts- und Geheimdienstfeatures bis zu kleinen Gimmicks wie den Mini-Missionen - sie alle fügen sich fast nahtlos ins Hauptprogramm ein und machen Civilization somit erst richtig „komplett“.

Civilization 4: Beyond the Sword schlägt am 20. Juli im Handel ein.

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