Civilization 7: Ich hätte die ganze Nacht durch gespielt, wenn man mich gelassen hätte
Nur noch eine Runde, ja?
Wie viele echte Eindrücke kann man in gefühlt 20 Minuten Spielzeit mit Civilization 7 auf der gamescom 2024 sammeln? Vielleicht waren es sogar mehr und mein Zeitgefühl täuscht mich, doch in Anbetracht der Tatsache, wie viele Stunden man sonst so in die Civ-Spiele steckt, ist das im Grunde nichts. Dennoch sagt es ja auch schon einiges aus, wenn ich mich nur schwer vom Bildschirm losreißen konnte und am liebsten direkt weitergespielt hätte. Von mir aus auch die Nacht durch. Lasst einfach eine Toilette in der Halle offen, stellt mir was zu essen und zu trinken hin und ich bin zufrieden.
Und diesmal wird sich im Vergleich zum Vorgänger das ein oder andere ändern, wie Executive Producer Dennis Shirk in Köln erläuterte. Wichtig sind dem Team unter anderem die historische Immersion und das narrative Potenzial des Spiels. Bezüglich dessen gebe es zahlreiche "Points of interest" auf der ganzen Map, an denen verschiedene Dinge passieren können. Unter anderem könnte etwa eure Forschung vorankommen oder ihr erhaltet andere Boni.
Festival der Kulturen
Großen Wert lege man auf die verschiedenen, individuellen Aspekte der Kulturen, das geht von Attributen bis hin zu Dingen wie der visuellen Gestaltung von Hüten oder Gebäuden. Eine wichtige Änderung ist zudem, dass Anführerinnen und Anführer nicht mehr untrennbar mit einer Zivilisation verbunden sind. Ihr könnt beides unabhängig voneinander auswählen. Ihr wollt, dass Hatshepsut die Römer anführt? Kein Problem!
Natürlich gibt es Synergieeffekte, wenn ihr eine Person mit ihrer ursprünglichen Zivilisation zusammenbringt, dennoch ergeben sich dadurch zahlreiche neue Möglichkeiten und Kombinationen. Des Weiteren haben wir nicht mehr nur politische Figuren als Führungspersonen, es können auch Künstler, Wissenschaftlicher oder Philosophen sein.
Obendrein entsteht Geschichte in verschiedenen Ebenen. Oder anders gesagt: Geschichte wiederholt sich. Das wird in Civilization 7 ebenfalls so dargestellt. Das, wofür ihr euch zu Beginn entscheidet, ist nicht mehr als das Fundament eurer eigenen Geschichte. Und auf der baut ihr dann nach und nach auf. Das Gameplay in Civ 7 basiert auf drei Zeitaltern. Jedes davon umfasst neue Ideen und Technologien, aber auch Krisen, Kriege und Revolutionen. Und daraus entsteht dann am Abschluss jeder Phase eine neue Zivilisation, wie in der Realität.
Jedes Zeitalter soll einzigartiges Gameplay und Inhalte bieten, ebenso vier verschiedene Legacy-Pfade, denen ihr folgen könnt. Somit habt ihr zum Beispiel die Möglichkeit, Boni freizuschalten, die euch vielleicht erst in einem späteren Zeitalter weiterhelfen. Beim Übergang in ein solches neues Zeitalter nehmt ihr einige Dinge mit, gleichzeitig kommen neue Herausforderungen hinzu. Und am Ende einer jeden Phase konfrontiert euch das Spiel mit einer Krise, die es zu bewältigen gilt.
Euer Abenteuer kann schnell vorbei sein
Habt ihr wiederum das letzte Zeitalter erreicht, müsst ihr euch entscheiden, welche Siegbedingung ihr anstrebt: Ein wissenschaftlicher, wirtschaftlicher, kultureller oder militärischer Sieg. Natürlich könnt ihr vorher schon darauf hinarbeiten, euch in eine bestimmte Richtung spezialisieren. Oder ihr versucht die Balance zu halten und entscheidet euch erst später für einen dieser Wege.
Doch wenn ihr nicht aufpasst, kann euer Ausflug in die Welt von Civilization 7 schnell vorbei sein. Es gibt auf der Weltkarte viele unabhängige Mächte. Manche davon sind aggressiv und ihr stoßt schon früh auf sie. Ihr solltet nicht denken, dass sie euch nichts anhaben können. Laut Shirk haben einige das beim Anspielen getan und wurden dann überrascht, als diese unabhängigen Fraktionen plötzlich ihre Heimatstadt angriffen. Ihr könnt ihnen militärisch begegnen oder versuchen, sie auf eure Seite zu ziehen. Dafür braucht es diplomatische Beziehungen, bei denen wiederum euer Einfluss im Allgemeinen eine Rolle spielt. Läuft es gut, werden solche Fraktionen zu euren Stadtstaaten und bringen euch Geschenke.
Neu ist zudem die Möglichkeit, Kommandanten auf die Weltkarte zu schicken. Die können bis zu sechs andere Einheiten um sich herum versammeln, wodurch kombinierte Angriffe möglich werden. So konzentriert ihr euer Feuer auf einen Gegner und braucht dafür dann insgesamt weniger Klicks. Weiterhin gibt es unterschiedliche Arten von Ressourcen. Einmal diejenigen, die ihr für die Städte braucht, und einmal die, die für die Weiterentwicklung eurer Zivilisation erforderlich sind.
Wie anfangs schon erwähnt, konnte ich leider nur wenig spielen, entschied mich für die Kombination aus Hatshepsut und Ägypten. Der Aspekt der unabhängigen Fraktionen kam dabei jedoch schon ganz gut zur Geltung, relativ schnell wurde ich mit aggressiven Nachbarn konfrontiert und musste schauen, dass ich mein Militär nicht vergesse. Gleichermaßen habe ich mehr Kontrolle darüber, wie meine Stadt wächst. Ich kann beim Wachstum nun nämlich entscheiden, welche Kachel im Umkreis ich als nächstes freischalte, sehe dabei die unterschiedlichen Ressourcen oder andere Boni, die mir das einbringt.
Wie gesagt, für ein wirklich eingehendes Urteil war die Anspielzeit schlicht deutlich zu kurz. Aber das, was ich währenddessen sah und was Firaxis auf der gamescom erzählte, stimmt mich zuversichtlich. Auch ein Civilization 7 erfindet letztlich das Rad nicht neu, muss es auch nicht. Es trifft einige mutige Entscheidungen, besonders hinsichtlich der Zeitalter, die bei manchen Fans vielleicht nicht ganz so gut ankommen könnten. Dennoch sehe ich hier die vielfältigeren Möglichkeiten, die sich dadurch ergeben. Dadurch wird der Eindruck vermieden, einfach nur eine leicht verbesserte, modernisierte Version des Vorgängers zu bekommen. Insofern freue ich mich auf Civilization 7 (mein Zeitmanagement eher weniger) und bin gespannt, wie sich die Änderungen auf das Spiel in seiner Gesamtheit auswirken.