Classified France 44 angespielt: XCOM im Zweiten Weltkrieg?
Nicht ganz, aber ähnlich.
Ich liebe den taktischen Spielablauf eines XCOM, das rundenbasierte Kämpfen und das Management außerhalb dieser Scharmützel. Wie wäre es also mal mit einer Art XCOM, das im Zweiten Weltkrieg spielt? Sagt hallo zu Classified France 44, bei dem sich die Entwickler zwar ein paar Dinge vom großen Vorbild abgucken, aber auch manches anders regeln.
Ein Unterschied besteht schon einmal darin, dass ihr hier keine Stützpunkte rund um die Welt baut. Gar keine Stützpunkte, um genau zu sein. Ihr landet 65 Tage vor dem D-Day in der Normandie und eure Hauptaufgabe besteht darin, Vorbereitungen für den Angriff der Alliierten zu treffen.
Die Geschichte wird mit Einträgen beziehungsweise Zeichnungen in einem Notizbuch erzählt und ein zwei Missionen umfassendes Tutorial bereitet euch auf das vor, was euch erwartet. Und das wirkt größtenteils vertraut, wenn ihr zuvor schon einmal XCOM oder ähnliche Titel gespielt habt. Auf der Übersichtskarte von Frankreich präsentiert man euch nach und nach Einsätze. Absolviert ihr sie, verstreichen dadurch Tage bis zum D-Day. Je mehr ihr also erledigt, desto näher rückt Tag X.
Wie ihr dabei in den Einsätzen vorgeht, bei denen ihr häufig Dinge zerstörten oder Sachen stibitzen müsst, liegt bis zu einem gewissen Grad an euch. In manchen Missionen auch mehr als in anderen. Ihr könnt versuchen, leise vorzugehen und Gegner nach und nach unbemerkt auszuschalten. Manchmal geht das mit allen Feinden auf der Map, in anderen Einsätzen geht ihr erst leise vor, bevor es schlussendlich doch kracht.
Regelmäßig könnt ihr durch Missionen zudem neue Teammitglieder mit individuellen Fähigkeiten rekrutieren, die euren Trupp schrittweise stärken und vergrößern. Dann müsst ihr euch am Ende nur noch entscheiden, wen ihr mitnehmen möchtet. Obendrein habt ihr Haupt- und Nebenmissionen und könnt euch als Belohnung neue Ausrüstung für eure Leute verdienen. Ein weiterer Unterschied zu XCOM besteht darin, dass Charaktere nicht permanent sterben können. Wenn sie in einer Mission zum ersten Mal zu Boden gehen, kehren sie nach drei Runden wieder in den Kampf zurück oder können zwischenzeitlich wiederbelebt werden. Aber: Werden sie ein zweites Mal niedergeschossen, ziehen sie sich aus der Mission zurück und ihr müsst ohne sie auskommen. Weiterhin solltet ihr sicherstellen, dass sie sich zwischen zwei Einsätzen ausreichend ausruhen können.
Durch den Abschluss von Aufträgen steigt ihr zudem in der Gunst von drei verschiedenen Fraktionen auf. Und es besteht die Möglichkeit, Regionen zu verbessern, wodurch sie neue Fähigkeiten erlangen, die euch nützlich sind. Der Management-Part ist also auf jeden Fall vorhanden und bietet euch ein paar Optionen, unterschiedlich vorzugehen.
Das eigentlichen Herzstück sind aber die rundenbasierten Kämpfe. Wie gesagt, ähnelt deren Ablauf vergleichbaren Genrevertretern. Ihr wählt vor Missionsbeginn einen Trupp aus vier Leuten aus und mit diesem zieht ihr dann in die Schlacht, wobei abwechselnd ihr und der Gegner am Zug seid. Dabei gilt es, Deckung auszunutzen und Feinde auszuschalten. Häufig tut ihr das, indem ihr Unterdrückungsfeuer ausübt, bis sich einer eurer Kameraden zum Beispiel über die Flanke nähern und das Ziel mit ein paar gut platzierten Schüssen erledigen kann.
Aktionspunkte werden dabei fürs Bewegen, Nachladen, Aktivieren von Fähigkeiten und Interagieren mit Objekten in der Umgebung verwendet, versucht also sparsam damit umzugehen und sie möglichst effektiv zu nutzen. Deckung ist in jedem Fall unerlässlich, ähnliches gilt für die Moral. Natürlich betrifft das nicht nur die Feinde, sondern ebenso eure eigenen Leute. Achtet also gut darauf, wo ihr sie platziert, um nicht im Nachteil zu sein.
In den ersten Missionen, die ich in der Preview-Version spielte, sorgte all das für spannende Gefechte. Erst recht, wenn ihr versehentlich den Alarm auslöst und es nach und nach mit feindlichen Verstärkungen zu tun bekommt. Da kann schon mal ein wenig Panik ausbrechen, aber wer einen kühlen Kopf behält, kann auch solche Situationen meistern – und das sogar mit einem Mann weniger, nachdem man versehentlich eine Granate zu nah neben einen Verbündeten geschmissen hat.
Insofern fordert Classified France 44 in jeder Runde immer neue taktische Entscheidungen von euch und bringt euch dazu, genau zu überlegen, wie ihr eure Soldaten platziert und wie ihr womöglich eine Situation am besten lösen könntet. Manchmal funktioniert das genau so, wie man sich das gedacht hat, in anderen Momenten nicht. Aber dann passt man sich wieder an und versucht es anders. Das ist das schöne an diesem Spiel, an diesem Genre. Wenn ihr schon immer dachtet, dass ein XCOM-artiges Spiel im Zweiten Weltkrieg interessant sein könnte, dann merkt euch diesen Titel vor.