Codename Panzers: Cold War
Neues Kostüm, altes Gameplay
Ausgelutscht. Langweilig. Ideenlos. Das sind Begriffe, die oftmals für Spiele mit dem Szenario des Zweiten Weltkrieges Verwendung finden. Vielleicht war das auch Ausschlaggebend für den Zeitsprung im dritten Teil der Panzers-Reihe. Zumindest rein optisch ist der Tapetenwechsel zweifellos gelungen, spielerisch steckt Cold War aber weiterhin in der Vergangenheit fest.
Wie sonst ist es zu erklären, dass Wegfindung und KI nach so vielen Jahren noch immer nicht wirklich zufriedenstellend funktionieren? Man sollte doch meinen, dass die Macher in den vielen Monaten gelernt hätten, wie man es richtig macht. Unnötige Umwege, sich zuweilen nicht gerade clever verhaltende Panzer, die hin und wieder mal mit dem Heck in Richtung Gegner brettern, und Soldaten, die aus ihrer eigentlich sicheren Deckung selbstständig mitten ins Kreuzfeuer laufen, gehören jedenfalls in kein modernes Strategiespiel.
Auch storymäßig muss sich Cold War mit seinem alternativen Verlauf des Kalten Krieges der Konkurrenz geschlagen geben. Man merkt regelrecht, dass der Titel eigentlich schon vor mindestens einem Jahr hätte erscheinen können. Leider kam damals die Pleite von 10Tacle dazwischen. In puncto Inszenierung der leider wenig spannenden Geschichte kann man sich aktuell von Command & Conquer: Alarmstufe Rot 3 oder Halo Wars eine große Scheibe abschneiden. Das, was Codename Panzers anbietet, fühlt sich im Vergleich dazu eher trocken und meistens unspektakulär an.
Dann wiederum passt das auch wieder zu der Tatsache, dass Cold War nicht allzu viel anders macht als seine Vorgänger. Noch immer tragt Ihr taktisch orientierte Gefechte an diversen Locations aus. Die Missionen sind insgesamt recht fordernd und spielerisch spannend gehalten.
An erinnerungswürdigen Momenten und unerwarteten Überraschungen mangelt es ihnen jedoch. Basisbau und fette Massenschlachten gibt es nicht beziehungsweise selten, dafür kommt es wie gewohnt auf die richtige Vorgehensweise und den cleveren Einsatz der eigenen Mannen an.
Bazooka-Trupp zerlegt Panzer, stationäres MG tötet Soldaten, Mörser sprengt MG-Stellung. Das Stein-Schere-Papier-Prinzip sollte Euch mittlerweile bestens vertraut sein und verrichtet auch in Cold War größtenteils einwandfrei seine Dienste. An einigen wenigen Stellen hilft dennoch eine einfache Übermacht, um den Sieg davonzutragen. Gegen geschickt platzierte Truppenverbände und eine verminte Straße nützt aber selbst die größte Panzerkolonne wenig, da sie in kürzester Zeit in ihre Einzelteile zerlegt wird.
Letztendlich kommt es darauf an, was man aus seinen Möglichkeiten macht. Natürlich kann man einfach sinnfrei in Richtung Front marschieren. Nachteil dieser Taktik: Es werden auf jeden Fall viele der eigenen Soldaten ihr virtuelles Leben aushauchen. Alternativ macht man es so, wie sich die Entwickler das vorstellen. Langsam, behutsam vorgehen. Das ergibt zweifelsohne mehr Sinn, da die eigene Armee sich mit jedem überstandenen Gefecht verbessert, im Rang aufsteigt und zum Beispiel mehr Feuerkraft erhält. Eine Übernahme in den nächsten Einsatz ist ebenso möglich, sozusagen ein weiterer Anreiz für diese Herangehensweise.
Mehr taktische Tiefe verleiht man dem Spiel durch die sekundären Fähigkeiten einer jeden Einheit. Dank dem Upgrade-System passt man sie an seine Vorlieben an oder tauscht ganze Elemente aus. Aus dem Geschützrohr eines Panzers wird somit etwa ein Flammenwerfer, der mit gegnerischem Fußvolk sehr schnell kurzen Prozess macht. Andernorts stattet man Truppentransporter mit amphibischen Fähigkeiten aus, um still und heimlich Soldaten hinter die feindlichen Linien zu befördern und einen Angriff über die Flanke zu wagen. Falls es mal brenzlig wird oder ein wenig freie Sicht nicht schaden kann, greift man auf die Spezialfertigkeiten zurück. Kampfjets zerlegen mit einem Anflug feindliche Panzer, Helikopter klären vom Spieler bestimmte Positionen für eine gewisse Zeit lang auf.
Wie schon zu Beginn geschrieben, verzichtet Cold War wieder auf den Basisbau. Für Nachschub in begrenztem Umfang sorgt man über Landeplätze für Helikopter, Fabriken oder Kasernen. Schon alleine aufgrund des Einheitenlimits und der spärlich auf den Karten verteilten Rohstoffe muss man seine Materialien hier wohlüberlegt investieren.
Ressourcen sammelt man allerdings nicht im klassischen Sinne: Erledigte Missionsziele und besiegte Gegner schaufeln Prestigepunkte auf das eigene Konto. Eine gute Mischung aus Soldaten und Fahrzeugen ist letztendlich meist der optimale Weg zum Erfolg.
Optisch sieht Cold War insbesondere auf der höchsten Detailstufe äußerst schick aus und behält den bekannten Modellbau-Look der Vorgänger bei. Scharfe Texturen und liebevoll modellierte Fahrzeuge erfreuen die Besitzer eines starken Rechners. Gebäude bröckeln Stück für Stück auseinander, Kräne fallen je nach Richtung des Beschusses anders in sich zusammen und das Wetter hat leichten Einfluss auf Tempo, Zielgenauigkeit oder Sichtweite der Truppen. Trotz der prächtigen Grafik erweckt das Spiel aufgrund der leblos anmutenden Level aber immer wieder einen recht sterilen Eindruck. Zugleich treten hin und wieder ein paar kleinere Probleme auf, wenn Effekte nicht ganz so prächtig aussehen wie gedacht oder Gebäude auf eher merkwürdige Art und Weise in sich zusammenfallen.
Im Grunde genommen ist Codename Panzers: Cold War beileibe kein schlechtes Spiel. Der entscheidende Funke will bei mir jedoch nicht überspringen. Die taktisch orientierten Missionen sind spannend, anspruchsvoll und werden Euch für zahlreiche Stunden beschäftigen. Kleines Manko an dieser Stelle: Der Ablauf ist so gut wie immer gleich. Ein wenig mehr Abwechslung abseits der routinemäßigen Vorgehensweise hätte Wunder gewirkt. Bei genauerer Betrachtung vieler Gameplay-Elemente fühlt sich Cold War einfach noch zu sehr nach Zweiter Weltkrieg an. Ich erwarte ja keine Revolution, aber für einen Nachfolger mit neuem Hintergrund habe ich mir doch mehr spielerische Unterschiede erhofft.
In puncto Atmosphäre und Inszenierung lässt mich das Spiel zudem regelrecht kalt. Den späten Release kann man dafür nicht unbedingt als Ursache heranziehen, in meinen Augen gab es auch schon früher packendere Spiele mit besserer Geschichte – zum Beispiel StarCraft oder Command & Conquer. Um es mit Bruce Darnells Worten zu beurteilen: „Mehr Drama, Baby!“ Und dass man die KI in der Zwischenzeit nicht entscheidend verbessern konnte, ist ebenso unverständlich. An entsprechendem Feedback hat es jedenfalls bereits bei den Vorgängern nicht gemangelt.
Codename Panzers: Cold War erscheint am 12. März exklusiv für den PC.