Colin McRae DiRT
Zehn Fakten, eine Wertung, viel Matsch!
9. Fahrzeuge
In Punkto Optik haben wir uns ja schon an einer anderen Stelle ausgelassen, in diesem Abschnitt dreht es sich um die komplett unterschiedlichen Fahrzeugklassen. Abseits der klassischen Rallye-Schlitten gibt es Lastkraftwagen, Buggys und echte Off-Road-Maschinen, die mit komplexer Federung und eigenwilligem Motor mit so ziemlich jedem Untergrund zurecht kommen.
Jedes Fahrzeug überzeugt dabei mit einer korrekten Fahrphysik, die auch zu den Charakteristiken der jeweiligen Fahrzeugklasse passt. Die LKWs schieben zum Beispiel enorm über die Vorderräder, wenn sie in die Kurve eintauchen, während die Buggys wie Gummibälle über die Dünen hüpfen. Die hochstelzigen Geländewagen drohen hingegen bei solchen Momenten ständig, auf die Seite zu kippen.
Leider sind besonders die Trucks einfach einen Tick zu träge, um wirklich Spaß zu machen. Um das Letzte aus den Rennmaschinen herauszuholen, kann man natürlich auch ein wenig an den Einstellungen herum fummeln. Etwa die Federung verkürzen, die Gänge enger staffeln oder die Bremsen schärfen. Die Tiefe eines Forza Motorsport 2 wird dabei natürlich nicht erreicht, aber für ein paar extra Zehntel ist die Tuning-Option ganz sicher gut.
10. Sound
Musikalisch kann man es eigentlich keiner Fangemeinde so richtig recht machen. Klar hören Snowboarder mehr Hardcore und Basketballer wohl eher Rap, doch bei Rallye-Fahrern gibt es wohl kein klares Rollenvorbild. Auf jeden Fall muss der Sound treibend sein und den Adrenalin-Ausstoß unterstützen. Dies gelingt DiRT wirklich einwandfrei – mit einer kleinen Ausnahme: Dröhnen bei Burnout auch schon mal ein paar Gitarrenriffs aus den Lautsprechern, bekommt man bei Colin McRae DiRT die volle Bass-Riege verpasst.
Die Autos klingen alle recht überzeugend, wenn auch etwas penetrant. Man hört den Motoren ihren kleinen Hubraum und ihre hohen Drehzahlen an. Die Fehlzündungen durch unverbranntes Benzin wurden stilsicher übernommen und reihen sich zusammen mit den satten Crashes brav in die Effekt-Palette ein. Rennspiel-Fans werden ab und an wahrscheinlich trotzdem den vertrauten Sound eines echten Zwölfzylinders vermissen, aber man kann nun mal nicht alles haben.
Die zehn Fakten haben auch mir bei meiner Entscheidung geholfen. Als Arade-Racer-Fan bleibt mit nichts anderes übrig, als dem Titel eine glatte 9 zu verpassen. Das Fahrgefühl ist zwar nicht so überragend wie bei Forza 2, dafür überzeugt die schmucke Verpackung. Mir persönlich ist es vollkommen schnuppe, dass die Rallye-Fahrzeuge einen falschen Drehpunkt besitzen und zu wenig driften. Ich genieße den wilden Ritt über die schmalen Pisten und kniffligen Waldabschnitte, freue mich über jede Beinah-Unfall und jeden Totalschaden. Die Rennen gegen die KI-Fahrer sind für mich eine gelungene Abwechslung zum Rallye-Alltag und halten mich auch nach 10 Stunden bei der Stange.
Doch es gibt auch die andere Seite: Ohne richtigen Simulationsanspruch und nachvollziehbare Fahrphysik rümpfen Rallye-Puristen angewidert die Nase. Auch die schwache Force-Feedback-Unterstützung trägt hier zu einem schwachen Gesamtbild bei. Wer also den Titel als Training für die eigenen Renn-Ambitionen sieht, sollte einen großen Bogen darum machen. Colin McRae DiRT ist nun mal ein richtiges Spiel und keine trockene Fahrsimulation. Das kann man mögen, muss man aber nicht. Ich mag es jedenfalls.
Colin McRae: DiRT erscheint im 15. Juni 2007 für Xbox 360 und PC. Und im Herbst für die PS3.