Fabians Wochenrückblick
'Wir haben Fehler gemacht'
Wir haben Fehler gemacht
In der Wahrnehmung vieler Spieler gibt es gute Entwickler und böse Entwickler, gute Publisher und böse Publisher. Erstere sind meistens kleinere Firmen, die zwar innovative und mutige Spiele auf den Markt bringen, die dann aber kein Mensch kauft. Während letztere zwar massig Geld scheffeln, aber überwiegend nur ihre Marken melken und ganz selten richtige Kritikerhits veröffentlichen. Interessant dabei ist, dass ein Unternehmen kaum aus einer dieser Schubladen herauskommt, wenn es erst einmal in einer steckt. Wer einmal gut ist, muss sich schon sehr anstrengen, um eines Tages böse zu sein - und wer bereits böse ist, hat es noch viel schwerer, dieses Image abzulegen.
Dennoch wäre es Ubisoft in den letzten ein, zwei Jahren fast gelungen, die Seiten zu wechseln. Denn nach einer äußerst kreativen Phase, in der hervorragende Titel wie Splinter Cell, Far Cry, (das neue) Prince of Persia und Beyond Good & Evil entstanden, war plötzlich Schluss mit lustig: Es folgten Sequels, Sequels, Sequels und sogar die groß angekündigte Unterstützung von Nintendos Wii stellte sich letztendlich als mittlere Katastrophe heraus.
Aber wie alle unsere Geschichten hat auch diese ein Happy End, dank Ubisofts CEO Yves Guillemot, der in dieser Woche doch tatsächlich ganz einsichtig Fehler zugegeben hat. Die zahlreichen lieblosen Portierungen für Wii waren einfach zuviel des Schlechten, weshalb man für die Zukunft Besserung gelobt. Und wenn man sich viel versprechende und endlich wieder mutigere Projekte wie Assassin's Creed, EndWar oder Splinter Cell: Conviction anguckt, stehen die Chancen generell bestens, dass wir Spieler Ubisoft auch in Zukunft echt super finden werden!
Märchenonkel
GameTap bestellt 24 Episoden von American McGee's Grimm. Was wie die Ankündigung einer neuen TV-Serie klingt, ist in Wirklichkeit das neueste Projekt des Spieledesigners mit dem wohl wohlklingensten Namen der Spielebranche. Ein Action-Adventure soll es werden, dessen Schwerpunkt auf der Story liegt, in der McGee seine Version von etlichen Märchen der Gebrüder Grimm zum Besten gibt.
Als die News ihre Runde machte, konnte man den weltweiten Aufschrei der Spieler geradezu hören. Aus Freude, weil American trotz mehrerer schwacher Titel einen sehr guten Ruf als Designer genießt - und weil bereits seine Version von Alice ein kleines Meisterwerk war. Aus Entsetzen, weil sich das Episodenkonzept noch immer nicht gerade großer Beliebtheit erfreut - und weil 24 Folgen eine ganze Menge sind. Zumal diese Zahl ohne nähere Angaben jetzt erst einmal im Raum steht und viele Fragen offen lässt: Wie umfangreich ist eine Episode? Was kostet eine Episode? In welchem Zeitraum werden diese Episoden veröffentlicht? Was passiert, wenn nach drei, vier Episoden das Interesse nachlässt?
Nichts gegen neue Distributionsmodelle. Wir müssen sie zwar nicht mögen, aber jedes sollte seine faire Chance bekommen. Nur muss man die Spieler vorsichtig an diese Modelle heranführen und sie nicht schon verschrecken, bevor sie auch nur einen Screenshot gesehen haben.
Liebling der Woche
Langjährige Leser meines Wochenrückblicks wissen: Die Wahl zum Liebling der Woche ist nie eine ganz ernste Angelegenheit. Stattdessen zeichne ich (im Namen aller fünf Leser von Eurogamer.de und dem Rest der Spielewelt) mit der mir von Gott und Kane gegegeben Ironie, einem Klecks Sarkasmus sowie einem Tupfer Zynismus ein Unternehmen oder eine Person aus, die sich einen kleinen oder großen Fehltritt geleistet hat. In dieser Woche ist das anders. Dieser Liebling der Woche hat nämlich nichts so richtig falsch gemacht, ist in kein Fettnäpchen getreten. Dieser Liebling der Woche ist ein Liebling der Herzen. Ein Liebling aus Mitleid. Dieser Liebling der Woche heißt id Software.
Es fiel mir auf, als ich diese News las: Die freundlichen Texaner rund um Todd Hollenshead und John Carmack arbeiten an einem brandneuen Spiel und einer mindestens ebenso neuen Engine. Vor ein paar Jahren wäre das die Nachricht schlechthin gewesen. Ein Thema, das tage- oder gar wochenlang für Gesprächsstoff gesorgt hätte. Heute aber ist es nicht mehr viel mehr als eine Randnotiz, die nur wenig Beachtung findet.
Man kann kaum anders, als Mitleid mit id Software zu haben, die sich einst damit rühmten, die besten und schnellsten Spiele-Engines zu programmieren, die sich als die Könige des Shooter-Genres rühmten. Die mit Doom und Quake überhaupt maßgeblich an dessen Entstehung beteiligt waren. Und die heute mit Doom 3 selbst viele Fans der Vorgänger schwer enttäuscht haben und deren aktuelle Engine schlichtweg irrelevant ist.
Schlimmer noch: Die beiden größten Konkurrenten, Epic Games und Valve, sind an id Software meilenweit vorbeigezogen. Valve verdient mit Steam mittlerweile wahrscheinlich mehr als es jemals mit seinen Spielen verdient hat und Epic hat die Unreal Engine 3 inzwischen an so ziemlich jeden Entwickler der Welt verkauft. Sogar ein kleines, deutsches Studio wie Crytek konnte und kann id Software mit grafisch brillanten Titeln wie Far Cry und Crysis in die Schranken weisen.
Zum Glück aber gibt es Hoffnung auf bessere Zeiten: Wie ich auch in der News lesen durfte, wird den Leuten bei der Präsentation von ids neuem Spiel die Kinnlade herunterklappen. Sagt Todd Hollenshead. Na, dann kann ja noch alles gut werden.
Der neue Sam
Ja, ich gestehe. In der letzten Woche habe ich noch über das neue Splinter Cell gelästert. Weil Sam Fisher und das Spielprinzip beide eine plastische Chirurgie verpasst bekommen und daher eigentlich nur noch ihren Namen mit den Vorgängern gemein haben. Nachdem ich in dieser Woche dann aber unsere Vorschau zu Splinter Cell: Conviction gelesen habe, muss ich zugeben: Das hört sich ja richtig gut an.
Also nicht die sicher wieder schrecklich alberne Story um Sam Fisher auf der Flucht, sondern das Gameplay. Keine Waffen, keine Ausrüstung, kein technischer Schnickschnack. Das Verstecken in der Masse. Vor allem aber das überarbeitete Interface, das mit gerade einmal drei Buttons auskommen soll, die abhängig von der Situation eine andere Aktion auslösen. Faszinierend. Klingt so, als könnte ich mich mit dem neuen Sam doch noch anfreunden.
Video der Woche
Mehr noch als in vergangenen Konsolengenerationen steht dieses Mal die Grafik im Mittelpunkt so vieler Diskussionen - vielleicht weil Nintendos Wii in dieser Hinsicht so stark aus der Reihe tanzt. Was aber nur selten diskutiert wird: Was ist eigentlich Next-Gen-Grafik? Wenn man sich beispielsweise ein Forza Motorsport 2 anguckt, dann sieht man zwar eine höhere Auflösung und ein paar mehr Details an den Fahrzeugen als im Vorgänger. Aber eine neue Grafik-Generation? Wie bei so vielen anderen Spielen ist das für mich eher ein kleiner Schritt vorwärts. Eine lobenswerte Ausname ist da Colin McRae DiRT, das wirklich beeindruckend und nach echter Next-Gen-Grafik aussieht. Davon könnt Ihr Euch auch anhand eines neuen Videos überzeugen, dass es in dieser Woche auf Eurogamer TV zu sehen gab.
Ebenfalls empfehlenswert: Ein Entwickler-Tagebuch zu Fable 2 und ein "Making of" von Star Wars: The Force Unleashed.
Bild der Woche
Need for Speed: Underground und Carbon waren ja schon ziemlich böse: Fiese Raser, die illegale Rennen fahren und sich gegenseitig übel mitspielen, das ist harter Stoff. Im Vergleich zu dem kürzlich angekündigten Need for Speed: ProStreet allerdings sehen die Untergrundveranstaltungen aus den Vorgängern so aus wie der reinste Kindergeburtstag. Ich meine, man gucke sich doch nur einmal dieses Bild (und die anderen Screenshots) an! Weiße Totenköpfe auf schwarzen Autos? Bunte Ballons vor einem finsteren Himmel? Niederträchtige, alles mit ihrem Blick durchdringende Graffitiaugen? Das ist doch wirklich bad-ass! Bleibt zu hoffen, dass das Spiel in der Form in Deutschland überhaupt eine Jugendfreigabe bekommen kann.
Thread der Woche
Zum Abschluss noch ein letztes Mal Ubisoft: Auch in unserem Forum wurde eifrig der Sinneswandel der Franzosen gesprochen, die in Zukunft verstärkt für Wii sowie Nintendo DS entwickeln wollen und nebenbei Preissenkung von Sony und Microsoft für ihre Plattformen fordern. Wie immer dürft Ihr Euch an der äußerst diszipliniert geführten Diskussion beteiligen und Eure Meinung zum Thema kundtun.