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Point & Click: Die Adventure-Kolumne

Rosige Aussichten für das Adventure-Genre?

Von der Überlegenheit der Adventures

Irgendwann findet die rasante technische Entwicklung moderner Spielesysteme ein Ende, irgendwann kann man Spiele nicht mehr bunter, größer, polygonreicher machen. Dann, wenn die Gamer dieser Welt schon alles gesehen haben, wenn kein Crysis mehr mit noch neueren und noch spektakuläreren Grafikeffekten und 7-Kanal-Rundum-Sound bisher Dagewesenes wie ungelenke Gehversuche einer antiken Entertainment-Gesellschaft vergangener Millennia erscheinen lassen kann, dann ist die Zeit gekommen, in der Adventures wieder den Zenit der Daddelszene erklimmen und glanzschimmernden Scheines über dem ausgebrannten Actionwumms thronen, der am Setzen neuer Akzente mangels technischen Fortschritts kläglich scheitert. Denn dann wird kein audiovisuelles Blendwerk mehr den Markt bestimmen, sondern raffiniert erzählte Prosa, begeisternd spannende Geschichten und originelle Charaktere - das Steckenpferd des plötzlich inhärent überlegenen Adventure-Genres!

Zumindest höre ich das oft, wenn es mal wieder darum geht, die Zukunft der Adventures rosig zu reden. Ein bisschen glaube ich auch dran. Ganz ein bisschen. Zweifel bekomme ich immer dann, wenn ein Adventure erscheint, das im Bereich der Charakterentwicklung und des Storytelling, wo gerade dieses Genre besonders auftrumpfen kann und sollte, enttäuschend abschneidet.

Spiel oder Story?

Beispiel Geheimakte Tunguska. Ein hervorragendes Spiel, für mich persönlich das beste Adventure des Jahres. Nur zeigt es in meinen Augen dann Schwächen, wenn es um die oben genannten Aspekte geht: Zu oft klingen die Dialoge generisch, die Beziehung zwischen Nina und Max lässt mich irgendwie kalt und das Ende verschenkt einiges an Potenzial. Großes Lob an die Entwickler, dass immerhin der letzte Punkt inzwischen durch einen 250-MB-Patch ausgebessert wurde.

Oder Runaway 2. Grandiose Optik. Aber wieso wird man im späteren Spielverlauf ständig mit der abstrusen Story voll wirrer UFO-Mystik beschallt? Mir ist klar, dass der Titel sich stark Richtung Comic-Genre lehnt und ich auch Monkey Island nie wegen einer wendungsreichen Geschichte samt perfider Raffinesse gespielt habe. Trotzdem: Mit einem spannenden Plot und ohne Joshua hätte hier aus einem sehr schönen Adventure ein exzellentes werden können.

Es geht auch anders. Dreamfall war zwar spielerisch dünn, hat mich dafür aber mit einer komplexen, aber kurzweilig erzählten Geschichte begeistert und konnte in dieser Hinsicht der hoch gelegten Latte des Vorgängers gerecht werden. Auch Zoë ist mir schon früh ans Herz gewachsen - und das nicht nur, weil sie in Unterwäsche wirklich, wirklich sexy aussieht...

Das können Adventures leisten und das müssen sie leisten. Ich freue mich auf den Tag, an dem wieder ein Titel erscheint, der mich sowohl spielerisch als auch inhaltlich absolut überzeugt.

Jan Schneider ist Webmaster von Adventure-Treff.de, der großen deutschen Website für Adventure-Spiele. Jeden Mittwoch macht er sich auf Eurogamer.de Gedanken über das Genre.

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