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Command & Conquer 3: Tiberum Wars

Welcome back, Commander!

Wer Mammut'st, der gewinnt

Hinsichtlich des Einheitenbalancings darf man nicht zu viel erwarten. Im Grunde besteht das Spielprinzip noch immer aus dem etwas ausgelutschten "Stein, Schere, Papier"-Prinzip. So findet sich für jede Waffe eine passende Verteidigung und andersherum. Die Juggernauts der GDI zerbröseln Gebäude und Türme im Handumdrehen und nutzen die sichere Gunst ihrer Langstrecken-Geschosse, zeigen bei nahenden Flugeinheiten und Infanterie aber immense Schwächen. Im Gegenzug halten die Soldaten der Bruderschaft nicht sonderlich viel Beschuss aus, wissen sich jedoch durch Tarnfunktionen und wahnwitzige Manöver in der Basis-Infiltration zu helfen.

Ein Trupp Avatar-Roboter säbelt alles um. Zumindest solange keine Mammuts kommen.

Darüber hinaus wartet gerade auf der Seite der GDI eine „wiedermal“ nahezu unschlagbare Einheitenkombination aus ca. 5 Mammutpanzern, die mittels starker Luftabwehr, enormer Panzerung und Rail Guns im späteren Spielverlauf kaum aufzuhalten sind. Bei den Nod-Truppen bedarf es wesentlich mehr taktisches Geschick, um ein gutes Angriffsteam zusammen zu stellen. Selbst die Aliens müssen zumindest zwei Truppenteile zusammen ziehen, um nicht ausgelöscht zu werden. Immerhin gibt es nur in einem Teil der stark gescripteten GDI-Missionen die Super-Panzer, die vor allem dem Computer-Spieler enorme Probleme bereiten.

Aufgrund der fehlenden Helden und des viel zu langsam agierenden Erfahrungssystems ist es übrigens nur bedingt sinnvoll, Einheiten zurück zu ordern und zu reparieren. Schlägt man sich gar auf die Seite der Guten, fällt die Option dank der mobilen Reparaturbasis eh flach. Einfach schnell das Mini-Lager errichten und alle mechanischen Truppen sind wieder mit voller Energieleiste gesegnet.

Der gewisse Unterschied

Wie schon beim direkten Vorgänger spielen sich die einzelnen Parteien auch im Mehrspielermodus komplett anders. Statt marginaler Unterschiede erfordert jede Partei eine andere Strategie. Wer zum ersten Mal seine Nase in die zerstörten und mit grünen und blauen Tiberiumfeldern gespickten Regionen steckt, ist mit den GDI-Typen definitiv besser aufgehoben. Anstelle von massig Planung und taktischem Micro-Management, beruft man sich auf die Massenanfertigung von gut gerüsteten Panzern mit Rundum-Verteidigung und brutalen Artillerie-Mechs.

Effekt-Kino pur: Die Scrin rufen Blitzartige Geschosse aus dem Nichts und hüllen sich in Schutzschilde.

Als Nod-Scherge ist mehr Heimtücke gefragt. Dank enorm starker Abwehranlagen (Hallo, Obelisk des Lichts) muss man sich weniger um die Verteidigung kümmern, dafür werden die Fahrzeuge und der Avatar-Kampfroboter aber von einer starken GDI-Truppe im Handumdrehen in ihre Einzelteile zerlegt. Im Klartext bedeutet das: Gleich zu Beginn mit den schnellen Einheiten die Lagerverteidigung ausspähen, dann ein paar Sammler mit den unsichtbaren Stealth-Panzern vernichten und anschließend mit einem gewaltigen Luftschlag den Bauhof lahm legen.

Will man mit den Außerirdischen punkten, sollte man möglichst flott einen „Mastermind“ produzieren, der das Gefolge kurzerhand in die Basis des Gegners teleportiert. Die Verteidigungstürme – besonders effektiv ist der Blitzturm -, legen relativ behände die eintrudelnden Truppen lahm, besitzen aber zu wenig Panzerung, um sich gegen massiven Kugelhagel lange zu wehren. Klarer Vorteil: Das zwar langsame, aber äußerst tödliche Mutterschiff und die Schutzschilde der Flugeinheiten. Fast schon einen Tick zu stark gegenüber den anderen beiden Fraktionen.

Kein Überflieger, aber trotzdem klasse

Will sie jetzt Panik vermitteln oder soll das Lachen sein? Man wird daraus nicht so recht schlau.

Wenn also das Gameplay nichts besonders bietet, gibt es denn ein paar Attribute, die diesen Titel zu einem Erlebnis machen? Ja. Zuerst wären da mal die Zwischensequenzen, die genau wie beim Vorgänger für ein paar Lacher gut sind, aber durch eine vernünftige Besetzung kaum bis wenig ins Lächerliche abgleiten. Dabei gibt es auf der GDI-Seite neben dem alten Command & Conquer-Haudegen Michael Ironside und „Star Wars“- Veteranen Billy Dee Williams („Lando“), die beiden hübschen Serienstars Grace Park (Battlestar Glactica) und Jennifer Morrison (Dr. House) zu bestaunen. Auf der Gegenseite sorgt Tricia Helfer (Battlestar Galactica) und Josh Holloway (LOST) für jede Menge Sexappeal, während Kane-Darsteller Joe Kucan trotz schicker Glatze eher müde wirkt.

Ein Teil der Truppe legt zwar keine überzeugende Leistung ab - Fräulein Morrison macht dermaßen auf lasziv, dass man meinen könnte, sie zwirbelt sich gleich die Nippel – und die CGI-Hintergründe können mit echtem Filmmaterial nicht mithalten, im Videospielbereich setzen die kleinen Kammerstücke aber trotzdem Zeichen. Spätestens wenn im Hintergrund Meteoriten auf die Erde fallen und ein Reporter verschwitzt in die Kamera brüllt, kommt eine dicke Portion Atmosphäre auf. Selbst während den Gefechten sorgen kleine Videoeinspieler für Stimmung und treiben die Geschichte weiter voran – nicht gerade Oscar-reif, aber auch nicht wirklich peinlich. Eher bei den GDI-Reportern etwas unfreiwillig komisch.

Die gute Präsentation hört natürlich nicht bei den Zwischensequenzen auf. Die eigentliche Spielgrafik leistet hervorragende Arbeit. Basierend auf der alten Generals-Engine wurde aus der recht kargen Polygon-Wüste dank den Verbesserungen für die Schlacht um Mittelerde-Ablegern ein prachtvolles Effektfeuerwerk, das selbst auf schwachen Rechnern noch beeindruckend läuft. Ständige Explosionen, schicke Bewegungseffekte und fast greifbares Hitzeflimmern täuschen über den Umstand hinweg, dass die Modelle eigentlich aus recht wenigen Polygonen bestehen. Gerade wenn man näher heran zoomt, wird der Unterschied zu einem technischen Meisterwerk wie Company of Heroes deutlich. In späteren Missionen sorgt das stilsichere Design und die wirklich einmaligen Lichteffekte aber für genug Augenschmaus, um auch den größten Grafik-Fetischisten zufrieden zu stellen. In Hinblick zu dem eher sterilen Supreme Commander, empfiehlt sich Command & Conquer 3 optisch als perfektes Popcorn-Game, das wirklich alle Sinne begeistert.

Kristian: Die Entwickler von Electronic Arts machen es einem nicht einfach, eine klare Wertung abzugeben. Erst einmal spielt der Nostalgie-Bonus eine ganz entscheidende Rolle. Dieses prächtige Videospiel-Universum ziehe ich nun mal jedem „zweiten Weltkrieg“ oder jedem austauschbaren Science-Fiction-Szenario vor. Außerdem sorgt die klasse Präsentation samt schmissiger Grafik für genug optische Anreize, um die spielerischen Defizite zu übertünchen. Einige Details hätte man ganz sicher noch besser machen können, doch unterm Strich sind alle Fans froh, dass der Titel so nah am Original geblieben ist. Man mag sich gar nicht ausmalen, was passiert wäre, wenn sie das Gameplay komplett umgekrempelt hätten. Mein Fan-Herz vergibt deshalb eine glatte 9, während meine objektive Seite eher zur 8 neigt. Ausnahmsweise ärgere ich mich, dass wir überhaupt Noten vergeben, denn einen solchen Titel kann man einfach nicht in eine Wertungs-Schema hineinpressen.

Tanja: Ich muss zunächst gestehen, dass ich mit der Commander & Conquer-Reihe bislang nur wenig Erfahrung sammeln konnte. Irgendwie kam immer irgendwas dazwischen. Mit Commander & Conquer 3 hatte ich wider Erwarten eine Menge Spaß, obwohl sich dieser nicht durchgängig manifestierte. Im ersten Akt war ich noch von diesem ganzen Hype um den Titel getrieben, baute voller Spannung und Vorfreude meine Basen. Mit Akt 2 fühlte es sich alles dann wie „schon einmal gespielt, schon einmal gesehen.“ an. Enttäuschung keimte auf. Akt 3 machte das Gefühl zwar nicht vollkommen wett, brachte aber durch abwechslungsreiche und fordernde Missionen erheblich mehr Action auf den Bildschirm. Und dann kam Akt 4 und es war um mich geschehen: Überall flogen Unterassen durchs Szenario, meine Einheiten kämpften in der Hektik wie die Irren und ich wollte nur die Scrin von der Platte putzen. Aufgrund diverser Patzer (Sammler, Wegfindung, kleine Schwächen in der Gegner-KI, Zoom) greife ich zu einer schwachen 8, auch weil mir im Mehrspielermodus einfach nicht genug unterschiedliche Varianten geboten werden. Aber wie gesagt: Ich hatte meinen Spaß und wenn ich zwischen dem taktischen, jedoch drögen Supreme Commander und diesem rasanten Hollywood-RTS wählen soll, dann gehört mein Herz ganz klar Command & Conquer 3.

In unserer Bilder-Galerie warten wie immer ein paar eigene Schnappschüsse auf Euch.

8 / 10

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