Command & Conquer 4: Tiberian Twilight
Das große Finale?
Andererseits hätte man sicherlich beide Mechaniken miteinander verknüpfen können, also Basen mit Kommandopunkten und dem Sammeln von Tiberium. Die zumeist dämlichen Sammler fallen damit zwar weg, aber die KI hat dennoch hin und wieder ihre kleinen Aussetzer. Da verhaken sich Fahrzeuge ineinander, bleiben an einer Klippe stehen oder der Crawler läuft einfach mal mitten durch die Armee und drängt somit Fahrzeuge zur Seite, die sich eigentlich gerade dem Gegner widmen sollten. Nichts davon kommt ständig an jeder Ecke des Spiels vor, aber sicherlich ein paar Mal pro Mission.
In punkto Story setzt Command & Conquer 4 erneut auf den Konflikt zwischen GDI und der Bruderschaft von NOD, auch wenn der sich hier etwas anders präsentiert. Die ersten drei Missionen dienen auf Seiten der GDI als Tutorial, in der man jede der drei Klassen des Spiels ausprobieren kann.
Anschließend stellt man euch vor die Wahl: Bleibt ihr der GDI treu oder folgt ihr eher Kane, der selbst noch mit einer Separatistengruppe der Bruderschaft zu kämpfen hat? Wie auch immer ihr euch entscheidet, es gibt im Verlauf der beiden Kampagnen die eine oder andere nette Überraschung. Nicht alle Mitstreiter in diesem finalen Akt der Tiberium-Saga sind auf den ersten Blick als „Gut" oder „Böse" zu erkennen. Und auch Kane selbst verfolgt einmal mehr seine eigenen Pläne.
Es geht um Verrat, Misstrauen, Rache und Erlösung. Interessant ist auch, dass beide Kampagnen im Grunde genommen erneut auf das gleiche Finale hinauslaufen - wie schon im direkten Vorgänger. Lediglich der Weg dorthin und das Geschehen währenddessen sowie am Ende unterscheiden sich ein wenig voneinander. Und falls ihr euch fragt, ob man das wirklich als „Ende" bezeichnen kann: Ja, durchaus. Dennoch würde ich mal behaupten, dass man sich trotz allem eine Hintertür offen gelassen hat, die auch weiteren Raum für Spekulationen bietet.
Ein Problem manifestiert sich dabei dann aber doch. Besonders „episch" fühlt sich Command & Conquer 4 nicht an. Natürlich, die Missionen sind spannend, die Live-Action-Zwischensequenzen gut gelungen und auch der diesmal orchestrale Soundtrack, der mich mit seinen Klängen immer wieder an Battlestar Galactica erinnert, untermalt das Geschehen passend. Doch was nützt das alles, wenn die Kampagnen vergleichsweise arg kurz ausgefallen sind? Abgesehen von den drei Tutorialeinsätzen sind gerade mal sieben Missionen für jede Seite zu absolvieren – und das ist doch ziemlich enttäuschend.
Zudem mangelt es für meinen Geschmack hier und da noch an etwas mehr Hintergrundinformationen. Schön und gut, dass der Commander, aus dessen Perspektive man das Geschehen sieht, eine Frau hat. Sie tritt auch in einigen Zwischensequenzen auf, aber irgendwie schafft man es nicht, eine wirklich emotionale Bindung zu ihr aufzubauen. Gewisse Momente der Handlung ziehen viel zu schnell vorüber, auf sie wird anschließend nicht mehr wirklich näher eingegangen. Ein wenig überraschend ist auch, dass die GDI-Führung Kane, der im Intro des Spiels den Guten eine Zusammenarbeit anbietet, scheinbar blind vertraut, was nicht jeder auf Seiten der GDI nachvollziehen kann. Was die Gründe für dieses uneingeschränkte Vertrauen sind, bleibt angesichts von Kanes Vergagenheit leider im Unklaren. Und letztendlich fehlt es beiden Seiten, mal abgesehen von Kane oder Colonel James, einfach an echten Persönlichkeiten und Verbindungspersonen, deren Rollen in C&C 3 noch bekannte Gesichter wie Josh Holloway, Jennifer Morrison oder Tricia Helfer verkörperten und dem Vorgänger mehr Tiefe, mehr Persönlichkeit verliehen.
Neben der Kampagne bietet Command & Conquer 4 übrigens auch noch einen Koop-Modus für zwei Teilnehmer sowie einen Skirmish- und einen Multiplayer-Modus mit Spielen von 1vs1 bis 5vs5. Vernünftig testen ließ sich der Online-Part allerdings noch nicht.
Bei der Fangemeinde wird es Command & Conquer 4 sicherlich nicht leicht haben. Die einen werden es mögen, die anderen vermutlich hassen. Natürlich bringt man mit dem Wechsel der Spielmechanik frischen Wind in die Reihe, aber war das zu dem Zeitpunkt auch wirklich nötig? Eine schwierig zu beantwortende Frage, da jeder anders darauf reagieren wird. Ich persönlich konnte mich mit dem neuen System anfreunden, auch wenn mir gleichzeitig der Basenbau fehlte. Es ist auf jeden Fall schade für diejenigen, die gerne das Ende selbst spielen würden, aufgrund der Veränderungen nun jedoch darauf verzichten. Vielleicht ist Command & Conquer 4 aber auch nur modern geworden. Die Leute wollen heutzutage scheinbar schnelle Action, ohne erstmal eine halbe Stunde ihren Stützpunkt und eine Armee aufzubauen. C&C 4 schickt euch daher mit eurer wohlüberlegt zusammengestellten Truppe sofort in die Gefechte, während der Crawler fleißig hinterher marschiert und bei Bedarf direkt an der Front Nachschub ausspuckt.
Wirklich enttäuscht hat mich die Anzahl der Missionen in den Kampagnen. Kein Vergleich zu den stolzen 35 Aufträgen von Command & Conquer 3. Vermutlich liegt es daran, dass C&C 4 es nicht schafft, dieses epische Gefühl eines Abschlusses zu vermitteln. Man verbringt einfach zu wenig Zeit mit den mal wieder neuen Charakteren, lernt sie nicht gut genug kennen. Ihre Motive werden lediglich am Rande oder gar nicht behandelt. Mehr Missionen hätten auch mehr Zwischensequenzen bedeutet und damit mehr Zeit für Hintergrundinfos, so wirkt alles doch ein bisschen zu sehr gehetzt.
Im Großen und Ganzen stellt Command & Conquer 4 zwar einen guten Abschluss dar, sofern man die Änderungen akzeptieren kann, aber versprüht eben nicht dieses gewisse Etwas, was man zum Ende dieser 15-jährigen Geschichte erwartet. Und das lässt mich als jemand, der damals vom Original total begeistert war, seitdem ein C&C-Fan ist und jeden Teil gespielt hat, dann doch irgendwie wünschen, dass C&C 4 nicht das Ende der Tiberium-Saga war.
Command & Conquer 4: Tiberian Twilight erscheint am 18. März für den PC. Zum Spielen benötigt ihr eine ständige Internetverbindung.