Company of Heroes 2: Ardennes Assault - Test
Winterliches Taktikfest.
So gut Company of Heroes 2: The Western Front Armies qualitativ auch war, bot das Add-on mir als hauptsächlich am Solomodus orientierten Spieler doch letzten Endes relativ wenig. Umso erfreulicher, dass Relic jetzt mit Ardennes Assault noch eine Standalone-Singleplayer-Erweiterung hinterher schiebt - und als schneebegeisterter Mensch freuen mich die tiefwinterlichen Ardennen als Schauplatz umso mehr.
Den Veteranen unter den CoH-Spielern muss ich das Gameplay nicht großartig erklären, Neueinsteiger könnten mit dem taktischen Anspruch des Spiels aber mitunter ihre Probleme bekommen. Und das gilt auch für den niedrigsten Schwierigkeitsgrad, wenn ihr unbedacht vorgeht. Neulinge werden sich daher womöglich wundern, dass es abseits der üblichen Einheitenbeschreibungen und Tooltips keine Einstiegshilfen oder ähnliches gibt. Andererseits empfand ich es aber auch mal als angenehm, keine langweilige Tutorial-Mission spielen zu müssen, die mir all das erklärt, was ich sowieso schon weiß.
Einsteiger sollten sich jedenfalls auf eine steile Lernkurve gefasst machen und nichts überstürzen, denn auch Ardennes Assault ist so taktisch angehaucht, wie man es seit Jahren von der Serie kennt. Stein, Schere, Papier in Reinkultur. Ein Panzer mag ein mächtiger Feind im Kampf gegen Infanterie sein, aber erwischt es einen der Stahlkolosse mit den richtigen Waffen von hinten, kann er ganz schnell zu einem brennenden Haufen Schrott werden. Dementsprechend müsst ihr auf eure Truppen achten, das Schlachtfeld und die sich verändernden Situationen analysieren und die richtigen Entscheidungen treffen. Letzten Endes gewinnen eure Soldaten durch Erfolge nämlich auch an Erfahrung und werden so effektiver im Kampf. Es lohnt sich also wirklich, auf sie aufzupassen und sie nicht als Kanonenfutter zu verheizen.
Beim Start der neuen Kampagne wählt ihr drei verschiedene Kompanien aus, die sich jeweils auf verschiedene Bereiche konzentrieren. Standardmäßig sind mit Able (Airborne), Baker (Mechanical) und Dog (Support) auch nur drei verfügbar, die Fox-Kompanie (Elite Ranger) gab es für Vorbesteller kostenlos dazu, aber sie ist auch so separat erhältlich. Mit diesen Kompanien bewegt ihr euch dann über eine neue strategische Metakarte, die euch die einzelnen Regionen der Ardennen zeigt. Hier könnt ihr selbst auswählen, welche der insgesamt 18 Missionen ihr zuerst in Angriff nehmt.
Auch dort kann ein wenig Planung übrigens nicht schaden, denn wenn ihr ein Szenario meistert, ziehen sich die verbliebenen Streitkräfte der Deutschen von dort zurück und begeben sich zu einem anderen Missionsort, wodurch sie wiederum die dortigen Truppenverbände stärken und den Einsatz so für euch etwas schwieriger gestalten, was sich unter anderem etwa in Form besserer Einheitentypen oder erfahreneren Truppen zeigt. Gleichermaßen könnt ihr mit den durch Siege verdienten Anforderungspunkten Verluste eurer Kompanien ausgleichen, beim Durchqueren von feindlichem Gebiet gibt es zum Beispiel fünf Minuspunkte pro Runde. Es ist theoretisch auch möglich, dass ihr eine Kompanie komplett verliert, und dann ohne sie auskommen müsst.
Ihr müsst genau abwägen, was ihr wollt, denn die Punkte, die ihr dafür verwendet, könnt ihr auch in die Fähigkeitenbäume der einzelnen Kompanien stecken. Diese fokussieren sich auf die Spezialfähigkeiten jeder Kompanie. Ihr könnt so etwa dafür sorgen, dass der Artillerieschlag weniger Munition kostet und die Streuung der Geschosse geringer ist, was diese Option deutlich effektiver macht. Oder aber ihr lasst zwei Jagdflugzeuge (statt nur einem) einen Angriff fliegen, Fallschirmspringer bekommen einen Kampfflieger als Vorhut und noch vieles mehr.
Obwohl jede der Kompanien grundsätzlich gleichermaßen Infanterie und Fahrzeuge in den Kampf schicken kann, spielen sie sich durch diese kleinen, aber feinen Unterschiede in Form spezieller Truppentypen und ihrer besonderen Fähigkeiten doch unterschiedlich genug, um die Kampagne mehrmals zu spielen und etwa verschiedene Missionen mit unterschiedlichen Kompanien beziehungsweise Ansätzen auszuprobieren.
Während ihr eure Kompanien über die Strategiekarte bewegt, gibt es übrigens immer wieder mal Zufallsereignisse. Die können euch entweder nutzen, aber auch schädlich sein, wenn ihr eure Kompanie etwa eine gefährliche Abkürzung nehmen lasst und so riskiert, in einen Hinterhalt zu geraten. Oder aber ihr bekommt die Chance, zusätzliche Einheiten zu erhalten, wenn ihr eine spezifische Mission innerhalb einer bestimmten Rundenzahl abschließt. Damit sorgt man auch auf der Strategiekarte für willkommene Abwechslung und stellt euch immer wieder vor die Qual der Wahl.
Die Ziele der Missionen selbst umfassen einerseits fest vorgegebene Aufgabenstellungen in den Hauptmissionen. Dort müsst ihr mal einen Korridor sichern, damit verletzte Soldaten evakuiert werden können, in einer anderen Mission steht ihr unter Zeitdruck und müsst schnell vorrücken, um zum Beispiel einen deutschen Nachschubkonvoi auszuschalten, bevor er fertig beladen wurde und eine Ortschaft verlässt. Es gibt aber auch Einsätze mit dynamisch wechselnden Zielen. Dort könnte eure Aufgabe dann etwa lauten, bestimmte Kontrollpunkte zu erobern und zu halten, bis der Punktezähler des Gegners bei null steht. Zwischendurch wird immer wieder Nachschub abgeworfen, mit dem ihr euren Punktestand wieder erhöhen könnt - was aber auch für den Gegner gilt. Obendrein hat man noch Sekundär- beziehungsweise Bonusziele zu bieten, die ihr erfüllen könnt, aber nicht müsst. Wenn ihr etwa einen hochrangigen deutschen Offizier auf dem Weg zum eigentlichen Ziel erledigt, fällt eure Bewertung und Belohnung etwas besser aus.
Besonders für Singleplayer-Spieler gibt es eigentlich kein besseres Argument, sich noch einmal Relics Strategiespiel zu widmen. Durch die neue Strategiekarte mitsamt ihrer dynamischen Ereignisse, die verschiedenen Kompanien und die Möglichkeit, die Missionen in beliebiger Reihenfolge anzupacken, bietet man zugleich auch einen ordentlichen Wiederspielwert, wenn ihr verschiedene Herangehensweisen ausprobieren wollt. Um es kurz zu machen: Ardennes Assault bietet taktisch anspruchsvollen Strategienachschub in gewohnter CoH-Qualität. Einzig der Preis der Erweiterung (ca. 40 Euro) dürfte dem einen oder anderen vielleicht nicht so ganz schmecken. Ob euch Ardennes Assault das am Ende wert ist, müsst ihr selbst entscheiden, zumal es ein reines Singleplayer-Add-on ist. Qualitativ und inhaltlich gibt es jedenfalls kaum etwas zu bemängeln.