Contra Anniversary Collection - Test: DAS ist Contra!
Danke für die Erinnerung, warum das neue "Contra" schockiert.
Wenige Tage nach der Ankündigung eines neuen "Contra" - nicht, dass ich das, was dort zu sehen war als Teil des Kanon bezeichnen würde, auch wenn Konami das tut und sie leider die Einzigen sind, die offiziell das Recht dazu haben - kommt die direkte Erinnerung, daran, was Contra eigentlich sein sollte.
Wie zuvor schon bei ihrer Aracde-Shoot'em-Up-Sammlung und Castlevania hat Konami für 20 Euro ein Retro-Bundle am Start, dass kompetent, wenn auch nicht zu dekadent geschnürt wurde. Hier erst mal, was drin ist, dann das, was fehlt. Denn eine komplette Sammlung ist das hier sicher nicht.
Contra & Super Contra (Aracde): Hammerhart. Arcades sollten nicht fair sein, sie sollten Münzen sammeln und das tun diese beiden Games gnadenlos. Beide Spiele zeigen, warum sie 87 und 88 praktisch sofort neben Münzen auch Fans sammelten: Fantastische Musik, detaillierte Grafik, recht innovative Wechsel zwischen 2D-Run'n'Gun und Pseudo-3D-Shooter und ein Härtegrad, mit dem man hausieren kann, wenn man das Spiel mit nur einem Dollar knackt. Nicht, dass das so schnell passieren wird. Die flüssigen Animationen der eigenen Figur und ihre elegante Beweglichkeit waren auch für die Zeit nicht selbstverständlich und machen einen guten Teil des Spaßes aus. Die Mischung aus Rambo zum Start und Alien zum Ende wurde hier schon gesetzt und blieb für lange Zeit - eigentlich immer - das Grundthema.
Contra NES & Famicom + Super C: Nachdem regionale Unterschiede bei den anderen Sammlungen ein wenig ignoriert wurden, packt Konami beide rein und vergaß dann aber leider Probotector für das NES. Egal, das ist eh nur Contra mit Robotern, was ich schon immer sehr skeptisch betrachtete, selbst als Kind. Rambo 3 lief im Fernsehen, aber ich muss Roboter spielen? Egal, Contra ist einer DER Klassiker für das NES, aus gutem Grund, jeder der sich vage für Retro interessiert, hat es schon mal gesehen, es spielt sich weit besser als viele Kollegen seiner Zeit, es sieht besser aus und es klingt besser. Selbst heute noch für ein paar Abende gut, wenn einem nach 8-Bit ist. Und die kleinen Unterschiede zwischen US und Japan zu suchen ist auch ganz witzig. Super C war recht ambitioniert, mit mehr Stages als die Arcade-Version ausgestattet und es ist schade, dass der Konami-Code hier vergessen wurde: Das Ding ist zwar nicht ganz Ninja Gaiden, aber schon ein ziemlich solider Test eurer Skills
Contra III: The Alien Wars & Super Probotector: Alien Rebels: Heute weiß ich, dass ich mich nicht schämen muss, dass ich relativ lange brauchte, um Contra 3 auf dem SNES - ja, ich hatte die US-Version - durchzuspielen. Es ging anderen nicht anders, aber 92, ohne dass Internet, wusste man das nicht so genau. Vielleicht waren die eigenen Freunde ja auch nur unfähig und der Rest der Welt nicht. Also, Rambo mit Aliens beziehungsweise Roboter und Aliens als Thema, der Schwierigkeitsgrad wurde nur minimal softer, wenn überhaupt, Contra blieb Contra. Die Level aus der Vogelperspektive haben damals die Fans etwas gespalten. Manche konnten nichts damit anfangen, ich und andere fanden sie besser als die 3D-Stages. Ihr müsst es spielen, um zu wissen, in welche Gruppe ihr gehört. Sonst ist es zusammen mit Super Castlevania IV eine der besten Arbeiten Konamis in der 16-Bit-Ära und das sage ich nicht leichtfertig dahin. Großartige Effekte, abwechslungsreiche Stages, tolle Bosse, viel besser wird Run'n'Gun nicht, egal ob mit Robotern - Probotector ist wieder die eigenindizierte Europa-Version - oder Menschen.
Contra: Hard Corps & Probotector: Wenn man dachte, dass Contra 3 schon ein echter Test der eigenen 16-Bit-Skills wäre, dann zeigte Konami noch ein letztes Mal, dass nach oben Luft ist, ohne wirklich unfair zu werden. Ihr müsst halt nur alles auswendig lernen und doppelt so schnell manövrieren. Im Vergleich zu Contra 3 ist Hard Corps deutlich schneller im Tempo, die eigene Figur fühlt sich beweglicher an und die Gegner wissen das, reagieren darauf und so wird euer Leben durch das Mehr an Tempo in keiner Weise einfacher. Wie auch bei Castlevania: Bloodlines gibt es bestenfalls ein paar optische Kleinigkeiten, die an den SNES-Gegenpart erinnern, aber es ist ein komplett eigenes Spiel, eigene Stages, eigener Aufbau und wie alle Contras bis zu diesem Punkt einer der großen Klassiker des Run'n'Gun.
Operation C (Game Boy Contra): Leider kommt dieses allein ohne Probotector daher, aber das ist nicht so wild. Jeder, der in den Anfangstagen des Game Boy dabei war hatte das hier als Japan-Import. Warum? Weil es eine fantastische Umsetzung eines Klassikers war, großartige Musik im ganz eigenen Klang des Game Boys hatte und intelligente Variationen im Leven-Design mitbrachte. Und wenn ihr damit klarkommt - oder es von dem Spiel eh gewohnt seid - dass es in Schwarz-Weiß (oder als interessante Option Grün-Weiß) läuft, ist es eure Zeit absolut wert. Es wirft sogar die Frage auf, ob nicht eine Konami-Game-Boy-Sammlung eine nette Idee wäre, denn neben Contra und Castlevania gab es da einiges.
Der Japan-Pack: Hinter dem vermeintlich letzten Menüpunkt des Buches über Contra taucht "Die Japan-Versionen" auf. Und der Punkt hat es in sich. Hier findet ihr die, nun, japanischen Versionen der beiden Arcades, NES-Titel, Operation C und Hard Corps. Auch wenn es im Prinzip die gleichen Spiele sind, gibt es neben den Titel-Screens zig Unterschiede, über die Fans seit Jahrzehnten leidenschaftliche Debatten führen. Spielt diese Versionen und ihr könnt mitreden. Ich hätte es allerdings bevorzugt, diesen Versionen als Option direkt in das Hauptmenü zu den einzelnen Titeln zu packen, zumal es mit dem Replay-Fenster und der 50/60Hz-Option bei Hard Corps davor eh schon einen Screen mit Optionen gibt. Feinheiten am Rande, darf ich mich drüber aufregen.
Was fehlt: Leider eine ganze Menge. Allen voran Contra 4. Ja, es gab ein Contra 4. Und es war wirklich gut. Sicher, die zwei Screens des DS sinnvoll auf eine der anderen Plattformen zu bekommen, wäre nicht einfach gewesen, aber Contra 4 war ein echtes und vor allem ein gutes Contra. Es fehlt schmerzhaft. Weniger schmerzhaft ist die Abwesenheit von Contra Force, eines späten NES-Releases, der zu der Zeit, 1992, das schlechteste Contra war. Von Contra 3 gab es eine solide Game-Boy-Version, die hier auch fehlt. Dann gab es da zwei PSOne-Titel, Contra: Legacy of War und C The Contra Adventure. Während man das erste noch als netten Versuch in Richtung Zeitgeist und 3D durchging - es war 1996, alles war 3D -, ist da Zweite die erste Gurke zum Thema Contra. Eine komplette Gurke, die niemand mehr brauchte. Natürlich auch in 3D. Woher der aktuelle Ansatz eines Twin-Stick-Contra aus dem verachtungswürdigen 2019er-E3-Debakel kommt, sieht man dann bei Contra: Shattered Soldier und Neo Contra, beide für die PS2 und beide zwar nicht das, was ich ein Contra nennen würde, aber durchaus okay als Spiel. Was auch das Beste ist, auf das der neue Teil hoffen kann. Contra: Rebirth und Hard Corps: Uprising hätten zwar spielerisch als eher 2,5D-Run'n'Guns in die Sammlung gehört, sind aber ziemlich neu, sodass es verständlich ist, dass sie in einer Retro-Sammlung fehlen. Obwohl, Rebirth ist auch schon zehn Jahre her ...
Was es sonst gibt: Natürlich hat Konami wieder ein fantastisches Retro-Buch mit zig Concept-Arts, alter Werbung und allen drum und dran gebastelt, nur um es dann als Möchtegern-PDF auf dem Screen versauern zu lassen. Ich bin echt am Überlegen, ob ich nicht mal gucken, ob man die Dinger nicht als echtes PDF bekommt und ich sie mir dann einfach als persönliches Hardcover drucken lasse. Geschätzte Kosten um die 50 bis 80 Euro ... Wäre es wert.
Die Emulation ist wie bei den anderen beiden Sammlungen durchaus solide und wirkt exakt genug - ich habe spaßeshalber mal Hard Corps und Game Boy Contra im Original daneben gehalten und es wirkt ziemlich 1:1. Ihr habt einen furchtbaren 16:9-Modus, einen sehr willkommenen Pixel-Perfect-Modus, eine magere Scanline-Option, natürlich Speicherstände für die einzelnen Spiele - aber pro Spiel nur einen. Es gibt eine Replay-Option für alle Spiele und ... das war es.
Das stört hier aber nicht so sehr, denn 20 Euro für reichhaltige - danke für die Japan-Versionen, Konami - und durchgehend höchste Run'n'Gun-Qualität in perfekter 8- und 16-Bit-Glorie ist kein verwerflicher Preis. Jedes der Spiele hier ist ein Klassiker auf seinem System und in der Spielehistorie generell. Die heutige Spielbarkeit ist ausgezeichnet, wenn man denn mit Grafik von vor der Steinzeit klarkommt - was angesichts vieler Pixel-Indies heute leichter fällt als noch vor ein paar Jahren - und man sich darüber im Klaren ist, dass die Contras einem nichts schenken. Selbst mit der Speicherfunktion muss man sich hier schon ein wenig verbeißen, um die Güte schätzen zu können. Aber da es eben auch fair bleibt, ist das keine echte Kritik. Wer die Contras von früher kennt, zugreifen bitte! Und wer das nicht tut und wissen will, warum mich der Trailer des neuen Contra so auf die Palme bringt, darf das mit dieser Sammlung gerne ergründen.
Entwickler/Publisher: Konami / M2 - Erscheint für: PS4, Xbox One, PC, Switch - Preis: ca. 20 Euro - Erscheint am: erhältlich - Sprache: Englisch - Mikrotransaktionen: nein
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