Corsair HS65 Gaming-Headset im Test - Auf kleinen Umwegen kam ich doch noch zu gutem Klang
PC-Spieler werden zufrieden sein
Um das HS65 von Corsair zu beschreiben, braucht es nicht viele Worte: Es ist kabelgebunden, verfügt über einen Lautstärkeregler und ein fest verbautes Mikrofon, das man zum Stummschalten nach oben klappt. Schon die glatte Form aus Kunststoff und Aluminium vermittelt den Fokus aufs Wesentliche sehr überzeugend. Die dezenten Gitter setzen gelungene Akzente im selbstbewusst reduzierten Äußeren. Das HS65 erscheint nicht als High-End-Kopfhörer – hat zum Glück aber auch nichts mit den allzu verspielten Exemplaren vieler Mitbewerber gemein. Mit knapp 90 Euro, die man zum Beispiel bei Amazon bezahlt, gehört es für mich jedenfalls zu den schickesten Vertretern seiner Preisklasse.
Vor allem aber sitzt es auch bei langen Sitzungen sehr angenehm auf dem Kopf. Auf meiner durchschnittlich gewachsenen Rübe drückt es jedenfalls nicht, während die Ohren genug Platz unter den weichen Kunstleder-Muscheln finden. Ich könnte mir nur vorstellen, dass größere Köpfe den Bügel durchaus spüren, denn der wirkt vergleichsweise eng und lässt sich auch nicht allzu leicht biegen. Spieler mit entsprechenden Schädeln sollten daher vielleicht eine Probepassung einplanen.
Weder Kabel noch Mikrofon sind übrigens abnehmbar. Klappt man das Mikro nach oben, kann man das HS65 allerdings problemlos als normalen Kopfhörer benutzen. Auf der Straße würde ich das zwar nicht tun – dazu ist der Mikrofonarm dann doch zu auffällig –, auf längeren Flug- und Bahnreisen hat es mir aber schon gute Dienste geleistet.
Nun ist der Ton, den es von „Natur“ aus erzeugt, leider nicht der Weisheit letzter Schluss. Dafür ist sein Klang viel zu gedämpft, so als hätte jemand ein dickes Tuch darüber gelegt. Wer also lediglich die 3,5 mm große Klinke in PC, Switch oder einen PS5- beziehungsweise Xbox-Controller steckt, muss damit Vorlieb nehmen, dass sich vor allem Musik kaum entfalten kann. In Spielen wirkt sich das bekanntermaßen weniger stark aus, hörbar ist es aber bei jeder Anwendung.
Besser wird es erst, wenn man die EQ-Balance dort, wo das überhaupt möglich ist, manuell verändert oder das Headset in den mitgelieferten USB-Adapter steckt, der von Windows als HS65-Audiogerät erkannt wird. Denn auf das greift Corsairs iCUE-Software zu, über die man die Klangeigenschaften angeschlossener Geräte verändern kann. Unter anderem gibt es darin neben dem ursprünglichen dumpfen Profil noch vier weitere, die je nach Einstellung Schrittgeräusche in Shootern stärker betonen oder den Bass hervorheben. Und wer will, kreiert natürlich ohnehin seine eigenen.
Interessant ist, dass man sich in iCUE über eine Reihe an Tests führen lassen kann, um die sogenannte My SoundID zu erstellen. Davon lässt sich zwar nur eine speichern und sie gilt im Grunde auch ausschließlich für die während des Tests gehörte Musikrichtung. Trotzdem kann das eine praktische Hilfe sein. Ich wünschte nur, man könnte dieses Profil im Nachhinein noch anpassen, denn das ist leider nicht möglich.
Zusätzlich gibt es die Option, mit Dolby Audio simulierten Raumklang zu aktivieren, der dem Gehörten eine Tiefe verleiht, die das Headset sonst nicht liefert. Das ist hauptsächlich beim Spielen von Vorteil, da Dolby Audio den Raum öffnet und virtuelle Welten damit um einiges plastischer wirken lässt. Es ist nicht so, dass die Positionierung von Geräuschen damit faktisch anders funktioniert. Man kann sie aber besser orten, weil die akustische Umgebung um einiges größer erscheint. Ich bevorzuge zwar auch hier weiterhin Sonys Pulse 3D, denn dort ist der Raum im direkten Vergleich noch mal eine ganze Ecke lebendiger. Nicht nur Schritte, sondern auch Schüsse sowie Einschläge werden klarer herausgestellt als das beim HS65 der Fall ist. Das soll allerdings nicht davon ablenken, dass der dreidimensionale Ton in jedem Fall ein Gewinn ist!
Man erreicht also über fast alle iCUE-Einstellungen eine deutliche Besserung der Klang-Charakteristik. Mit Metal in fast all seinen Varianten tut sich das HS65 zwar immer schwer und gelegentlich muss man zudem ausprobieren, welches Profil und welche Surround-Option im jeweiligen Fall denn das beste Ergebnis erzeugen. Alles in allem erreicht man mit nur wenigen Handgriffen aber eine halbwegs ausgewogene Balance, bei der im Wesentlichen keine Tonlage zu kurz kommt.
Eine weitere Stärke ist nicht zuletzt das Mikrofon, weil es Stimmen sehr klar und deutlich, wenn auch mit einem leichten Zischen übermittelt. Man muss es über den flexiblen Arm zwar relativ nah vor den Mund stellen, damit man nicht zu leise rüberkommt, im Gegenzug fängt das Mikro dafür Umgebungsgeräusche nur schwach auf. Das Tippen auf einer Tastatur bekommt es zwar mit, allerdings kann ich einen lauten Lüfter fast bedenkenlos im Hintergrund laufen lassen. Nicht dass ich über die aktuellen Temperaturen frohlocken würde, aber so kann ich dem Team-Chat zumindest meine luftige Erfrischung zumuten.
Corsair HS65 – Test-Fazit
Mit dem HS65 von Corsair erhält man für knapp 90 Euro ein kabelgebundenes Headset, das mir vor allem mit seinem Fokus auf das Wesentliche gefällt. Die schnörkellose Verarbeitung, das handliche Lautstärkerädchen, das gute Mikrofon und der ordentliche Surround-Klang am PC sind Pluspunkte, mit denen es besonders beim Spielen überzeugt. Am PC ist das HS65 außerdem zum Musikhören geeignet, wenn man die Balance entsprechend anpasst, ein in der Software enthaltenes Profil nutzt oder die geführte Profilerstellung nutzt. Auch wenn mir der dumpfe Klang ohne iCUE-Software deutlich weniger gefällt, ist das HS65 damit durchaus eine Empfehlung wert.