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Cotton Fantasy – Test: Candy Crush für Geburtstags-Hexe

Rock 'n' Roll und Shmup-Fantasien.

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Etwas unübersichtlicher und einfacher, dafür angenehm abwechslungsreicher Horizontal-Shooter mit sehr unterschiedlich spielbaren Charakteren.

Schon wieder Cotton? Wenn ich mich recht entsinne, hat die Serie klassischer Shoot-em-Ups doch gerade erst ihr 30-Jähriges gefeiert – mit einem tollen Remake des allerersten Outings (Cotton Reboot!) sowie der Neuveröffentlichung fast aller Fortsetzungen. Aber Cotton Fantasy? Nie gehört.

Kein Wunder, ist Fantasy doch ein brandneues Spiel, das in Japan auch noch unter ganz anderem Namen erschien. Cotton Rock 'n' Roll heißt die Fortsetzung nämlich in Fernost. Drin steckt aber genau das Gleiche, was man auf Nintendo Switch und PlayStation 4 jetzt mit Fantasy erhält, und zwar sowohl digital als auch bei Stricly Limited.

Na, dann: Pusten wir eben einmal mehr gemeine Angreifer aus einem Fantasyland, weil sie die Lieblingsbonbons von Hexe Nata de Cotton gemopst haben. Geht gar nicht! Also schwingt sich Cotton auf ihren Besen, obwohl sie auf Heldentum eher wenig Bock hat. Denn dass sie mit ihrer Leibspeise belohnt wird, ist ihre einzige Motivation überhaupt einen Finger zu krümmen, was als Aufhänger für drollige Comic-Strips dient, in denen so etwas wie eine Geschichte erzählt wird. Kann man machen. Kann man aber auch komplett abschalten. Unnötiges Detail am Rande übrigens: Cotton ist Deutsche. Wusste ich nicht. Spielt auch nicht die geringste Rolle. Aber da weiß man doch, wofür die jährliche Spende an Wikimedia gut ist.

Nachdem man Bosse eine Zeitlang bearbeitet hat, verwandeln sie sich in ihre eigentliche Form.

Auf jeden Fall macht Fantasy dort weiter, wo Cotton Reboot!, also das Remake, aufgehört hat, weshalb sich die Spiele rein äußerlich stark gleichen. Und auch innerlich ist vieles ähnlich, da man auch hier verschiedenfarbige Kristalle sammelt, um das Punktekonto zu füllen und Vorteile im Kampf zu erhalten.

Im Detail unterscheidet sich der Dreh um die Kristalle allerdings, denn in Cotton Fantasy bestimmt die Farbe der Edelsteine, welche Projektile der Besen verballert: Grün für zielsuchende Geschosse, Rot für mächtiges Geradeausfeuer und so weiter. Zusätzlich hat jede Farbe ihre eigene Spezialwaffe, die mal den gesamten Bildschirm attackiert, mal nur nach vorne umso größeren Schaden anrichtet.

Lässt Tacoot ihren Zauberstab vor sich her fliegen, richtet er dort schon Schaden an.

So, und jetzt wird's interessant: Cotton ist ja nicht das einzige Besen-Ass. Es gibt noch sechs weitere und für die gelten ganz andere Regeln. Nehmt zum Beispiel Fine, die bei Treffern keinen Besen verliert, aber nur eine bestimmte Zeit zu leben hat. Wird sie getroffen, verliert sie einen großen Batzen dieser Zeit. Sammelt sie Kristalle auf, erhält sie viel davon zurück. Und ganz ohne Klunker schaltet sie jederzeit frei zwischen verschiedenen Geschossarten um.

Oder nehmt April, die jeweils einen Gegner ansaugen und als verheerenden Kegel in seine Kumpels zurückschnipsen kann. Außerdem ist da meine Favoritin Ria, die sich am ehesten wie eine klassische Bullet-Hell-din spielt, weil sie ihre weit streuenden Projektile bei gehaltenem Spezialangriff in einem satten Strahl bündelt und für kurze Zeit unverwundbar ist, nachdem sie dicht an feindlichen Geschossen vorbeigeflogen ist.

Ach, und vergesst Tacoot nicht, die ihren Zauberstab wie die Force aus R-Type vor sich her schweben lässt, seine Position wie in Rolling Gunner um sich herum drehen und ihn wie die Force in Richtung Gegner schießen kann, damit sie direkt dort schon Schaden anrichtet.

Fine verliert ihr einziges Leben erst, wenn ihre rechts unten angezeigte Zeit abgelaufen ist.

Nun ist Cotton Fantasy nicht gerade wegweisend, was den Einfallsreichtum der Kugelmuster angeht. Die Höhe der Herausforderung schwankt außerdem gewaltig in Abhängigkeit des gewählten Charakters. Umso besser natürlich, dass man die sowohl on- als auch offline geführten Highscorelisten nach Kämpferin sortieren kann. Leider fehlt mir hier nur die Möglichkeit, ausschließlich meinen Punktestand und den meiner Freunde anzuzeigen.

Verschiedene Schwierigkeitsgrade stellen dafür alle Leistungsklassen zufrieden, wobei sich Fantasy ganz allgemein eher im unteren Anforderungsbereich aufhält. Schade ist nur, dass es genau wie Reboot! in vielen Situationen furchtbar unübersichtlich ist. Denn wegen der Platzierung, Farbgebung und Gestaltung vieler Objekte kann man oft nicht schnell genug ausmachen, wo gerade was passiert, sodass manches verlorene Leben auf die Kappe des Spiels geht.

Welches Level darf's denn sein? B bis F sowie die Extralevel der Charaktere darf man in beliebiger Reihenfolge angehen.

Im Gegenzug erlebt man in den farbenfrohen Umgebungen interessante Momente, wenn man zum Beispiel um eine fliegende Festung kreist oder eine längere Strecke nur nach unten fliegt. Abgesehen davon ist die Anzahl der Level erfreulich groß ist und man darf die Reihenfolge von Level zwei bis sechs sogar frei wählen. Dass es zusätzlich zwei Bonus-Abschnitte gibt, in denen die Hexen einfach nur Bonuspunkte sammeln, und jede von ihnen auch noch ihren eigenen Bonuslevel freischaltet, schadet dem abwechslungsreichen Vergnügen freilich genauso wenig.

Cotton Fantasy – Test-Fazit

Auch wenn Cotton Fantasy also rein spielmechanisch nicht bei den Besten seiner Art mitmischt, ist die späte Fortsetzung (mehr als 20 Jahre nach dem letzten echten Vorgänger!) ein buntes Vergnügen, das vor allem von seinen quirligen Heldinnen lebt, die sich nicht nur durch ihre Schusstechnik unterscheiden, sondern nach ganz verschiedenen Prinzipen funktionieren. Während das Durchspielen auch dank unendlicher Continues kein Problem ist, probiert man deshalb vieles aus und freut sich darüber, dass der einzige Arcade-Modus angenehm umfangreich ist und einem über weite Strecken die Wal lässt, in welcher Reihenfolge man die Levels angehen will. Unterm Strich ist Fantasy daher ein gelungener Abschluss von Cottons Geburtstagsfete und es bleibt allein die Frage, ob es wohl wieder 20 Jahre dauert, bevor es mit der Bonbon-Hexe weitergeht.

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Benjamin Schmädig Avatar
Benjamin Schmädig: Für ihn ist WipEout 2097 der Grund, aus dem es Videospiele gibt – aber auch Indiesachen, Shooter sowie fast alles, das mit Weltraum zu tun hat. Sucht gute Storys, knackige Herausforderungen und freut sich, wenn die grauen Zellen nicht unterfordert werden.

Informationen zu unserer Test-Philosophie findest du unter "So testen wir".

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