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Crazy Machines 3 - Test

Die Königin der Kettenreaktionen

Ein faszinierendes Maschinen-Konstruktionsset - gutes Sandbox-Game und schönes Rätselspiel gleichermaßen. Aber nichts für Ungeduldige.

Gerade habe ich mit einem Basketball auf einen Schalter geworfen, der dann eine Falltür ausgelöst hat, die einen Reifen gegen einen gefederten Boxhandschuh hat rollen lassen, der wiederum einen Tennisball gegen eine Zielscheibe geschlagen hat, die einen Zahnradmotor ausgelöst hat, der dann einen Plüschhasen in einen Eimer transportiert hat, der dann von ein paar Heliumballons davontransportiert wurde. Nur virtuell leider, denn unser irdisches Leben ist recht arm an solch faszinierenden Kettenreaktionen. Dafür gibt es aber jetzt den inzwischen dritten Teil der Crazy-Machines-Reihe. Wie schon in den Vorgängern löst ihr dabei vorgegebene Rätsel mit komplexen Maschinen oder konstruiert solche einfach selbst.

Maschinen sollen ja eigentlich effizient sein und Probleme lösen. Nicht jedoch sogenannte Rube-Goldberg-Maschinen, die sind einfach möglichst unnötig wirr und kompliziert. Zurückgehen sie übrigens auf einen Cartoonisten namens Reuben L. Goldberg, der in seinen Comics einen Professor Lucifer thematisierte, der zwar keine sinnvollen, dafür aber umso kompliziertere Maschinen baute. Und genau das ist auch in Crazy Machines 3 eure Aufgabe. Ihr nehmt ein paar Teile wie Bretter, Zahnräder, Laserkanonen, Boxhandschuhe, Eimer, Bälle, Motoren, Seile und noch deutlich mehr. Und dann kombiniert ihr diese so miteinander, dass am Ende etwas eigentlich total Simples passiert, beispielsweise ein Ball in einem Korb landet. Die Herausforderung dabei ist es letztlich, den Weg vom Ball in den Korb möglichst kompliziert und spektakulär zu gestalten.

Einerseits ist Crazy Machines 3 vor allem ebendieser Sandkasten, indem ihr aberwitzig viele verschiedene Bauteile wild miteinander kombinieren dürfen. In Crazy Machines 3 ist das nicht nur zweidimensional möglich: Per Knopfdruck schaltet ihr in den erweiterten Editormodus und könnt dann sämtliche Zahnrädchen eurer Maschine frei im dreidimensionalen Raum platzieren. Wer mag, kann danach sein Werk hochladen oder sich selbst die Rube-Goldberg-Geräte anderer Spieler herunterladen. Wer gerne tüftelt und technische Albernheiten ausprobiert, wird daran seine Freude haben. Wer dagegen Spiele vor allem deshalb spielt, weil sie ein gutes Gefühl von Fortschritt vermitteln, sollte sich eher der Kampagne widmen.

Die wiederum präsentiert sich eher wie ein typisches Rätselspiel. Es gibt ein paar vorkonstruierte Bestandteile einer Maschine und ein bestimmtes Ziel. Um es zu erreichen müsst ihr einige vorgegebene Teile richtig platzieren und dann prüfen, ob die Konstruktion funktioniert. Ob das Spaß macht, hängt so ein bisschen davon ab, was ihr gerade macht. Es ist beispielsweise durchaus interessant, Alltagsgegenstände, Bretter und Reifen miteinander zu kombinieren. Viel weniger unterhaltsam ist in der Kampagne dagegen alles, was irgendwie mit Zahnrädern zu tun hat. Ob die ineinandergreifen hat nämlich weniger etwas mit Kombinationsgabe zu tun - es ist viel mehr bloße Fummelei und albernes Herumprobieren. Einige Bauteile machen einfach mehr Spaß als andere.

Umfang bietet Crazy Machines 3 dabei übrigens durchaus. 80 Rätsel warten und vor allem im späteren Verlauf werden sie durchaus anspruchsvoll. Wer nicht auf die Lösung kommt, hat Pech gehabt, denn eine Tippfunktion gibt es nicht. Allerdings kommt es in Crazy Machines auch weniger auf langfristiges strategisches Denken als vielmehr aufs Herumprobieren an. Nur selten werdet ihr eine Maschine beim ersten Versuch fertig konstruiert haben. Fehlversuche gehören dazu. Gut ist sicher, dass der Entwickler schnell auf Kritik reagierte und es jetzt eine Zeitbeschleunigung per Taste gibt, eine Integration ins Interface folgt. So lassen sich die Experimente bis zum kritischen Punkt viel bequemer austesten.

Wer selbst eine komplexe Maschine konstruieren will, ist indes gut beraten, wenn er zuerst die Kampagne durchspielt. Denn dort lernt ihr die vorhandenen Bauteile der Reihe nach kennen, thematisch sortiert: Hebel, Laser, Gravitation, Elektrizität und mehr. Die Bandbreite ist erstaunlich groß und tatsächlich überraschen im Rahmen der Kampagne immer wieder neu eingeführte Elemente. Exemplarisch genannt sei hier nur das Clumsycorn, eine Art schweineartiges, tollpatschiges Einhorn.

Lohnt sich Crazy Machines 3 also? Nicht für jeden. Wer ungeduldig ist, lieber schnell auf Lösungen kommt, wer Fortschritt sehen will und nicht gerne herumprobiert - für den ist Crazy Machines 3 ganz sicher nichts. Wer dagegen gerne rätselt und dabei ganz viel ausprobiert, darf beherzt die 19,99 Euro bei Steam ausgeben. Wer Freude daran hat, nutzlose Dinge zu erfinden und Geduld hat, tausende von Domino-Steinen aufzustellen, auch. Vielfältig ist das Spiel allemal, niemand wird den Entwicklern vorwerfen können, sich nicht um eine abwechslungsreiche Spielumgebung bemüht zu haben. Eine gelöste Aufgabe in der Kampagne motiviert ungemein, gerade weil sie in ihrer Ausgangssituation teils unlösbar scheint. Trotz kleiner Frustfaktoren.


Entwickler/Publisher: Fakt Software / Daedalic Entertainment - Erscheint für: PC - Preis: ca. 20 Euro - Erscheint am: Erhältlich - Sprache: Deutsch - Mikrotransaktionen: Nein

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