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Creative Sound Blaster AE-9 im Test: Ich werde wohl immer eine Sound Blaster im PC haben.

Damit kann ich gut leben.

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Nicht verlernt, alles verfeinert. Was vor Ewigkeiten mit der Sound Blaster AWE 64 Gold begann, über die ZXR ging, erreicht mit der AE-9 einen weiteren Höhepunkt: Die beste Soundkarte im klassichen Sinne, die ihr eurem PC gönnen könnt.

Nach zig Jahren musste endlich mal wieder eine richtige Soundkarte als neue Hardware her. Eine, die am oberen Ende des Spektrums aufräumt, Features und Tech mitbringt, um den bestmöglichen Sound zu bringen. Also, großer, heiß umkämpfter Markt der Soundkarten, was hast Du zu bieten… Wow, es hat sich nicht viel getan die letzten Jahre seit der Sound Blaster ZxR. ASUS’ Essence und Xonar Reihen sind nach wie vor am Start. An neuen Bewerbern im gut bedienten Segment der High-End-Soundkarten kam lediglich EVGA mit seiner Nu Audio Karte dazu, aber da sie nicht lieferbar ist, muss ich bei meinem seit 1992 präferierten Hersteller bleiben: Creative. Die schickten vor einem Weilchen die ZxR in Rente, jetzt ist die Creative Sound Blaster AE-9 das neue Flaggschiff. Mal schauen, ob im Test die AE-9 der herausragenden ZxR nur nachfolgt oder ob sie sie übertrumpfen kann.

Die AE-9 von außen: Anschlüsse der PCIe-Karte und Zubehör

Beim Äußeren ging man zumindest ein klein wenig weg vom reinen Gaming. Die AE-9 erinnert mit ihrer relativ dezent gehaltenen Box eher an Hi-Fi-Equipment und die Unterzeile macht auch deutlich, dass das die gewünschte Richtung ist: Hi-Res DAC mit Kopfhörer Bi-Amp sind keine Begriffe, mit denen man auf Gamerjagd geht. In der Box findet ihr sehr sicher verpackt die Single-Slot PCIe-Karte – vorbei die Zeit der Doppel-Steckplatz-Belegung –, die massive Steuerbox und ein paar halbwegs hochwertige Cinch-Klinken-Kabel mit einem entsprechenden Adapter für Cinch-Cinch-Nutzung. Auch das deutet recht klar auf eine Stereo-Affinität der Karte hin.

Hübsch aussehen gehört heutzutage dazu. Die AE-9 sieht deutlich vornehmer aus als ihr noch verspielter Vorgänger.

Aber keine Sorge, es gibt jeweils einen Toslink-Ein- und -Ausgang für digitale Systeme und Klinken-Ausgänge für Sub und Center, die den analogen Cinch-Ausgang ergänzen. Als Letztes findet ihr den sogenannten ACM-Ausgang, der die Steuerkonsole mit der Karte verbindet. Das ist alles nicht exotisch, gibt es seit 20 Jahren so oder ähnlich und rein äußerlich erfindet die AE-9 am PCIe-Ende nichts neu. Intern braucht die AE-9 wenig überraschend einen 6-Pin-Stromanschluss, so wie alle höher motorisierten Soundkarten, vor allem, wenn sie noch eine Steuerbox mit Strom mitversorgen müssen.

Externe Auffrischung: Die neue Steuerkonsole des AE-9

Die Steuerkonsole hat seit dem zwar praktischen, aber wenig eleganten Riesenknopf des ZxR einen ordentlichen Sprung gemacht. Die recht schicke Box hängt an dem mit einem Meter etwas knapp bemessenen ACM-Kabel, das an der Box fest montiert ist und für das es scheinbar auch keine Verlängerung gibt. Das kann bei manchen Setups etwas problematisch werden. Dafür braucht die Box aber auch keinen eigenen Stromanschluss. Steht sie dann in Sicht- und vor allem Griffweite, habt ihr Zugang zu einer ganzen Reihe von Funktionen, wobei eine der wichtigsten besser versteckt wurde, als man meinen sollte.

Bei weitem nicht alles, was man braucht, aber gerade die Anschlüssel vorn sind Gold wert. Und vergoldet noch dazu.

Auf der Rückseite habt ihr einen analogen Aux-Ausgang für bis zu 24/192er-Aufnahmen. Vorn sitzt ein XLR-Eingang für Mikrofone, der natürlich auch 6,3mm-Klinke akzeptiert. Hier wird 24/96 als maximale Qualität akzeptiert. Gleich daneben sitzt ein 3,5mm-Mikrofon-Eingang. Der 3,5mm-Ein/Ausgang direkt daneben ist dann für Headsets gedacht, akzeptiert aber natürlich auch reine Kopfhörer. Der 6,3mm-Ausgang dann schließlich ist primär für Kopfhörer gedacht, beide Ausgänge unterstützen bis zu 600-Ohm-Kopfhörer. Damit hier aber die interne Leistung besser abgestimmt wird, solltet ihr den Umschalter für den Widerstand des Kopfhörers nutzen. In drei Stufen reicht es von Sub-32-Ohm-Geräten im Low-Setting über die verbreitete 32-150-Kategorie, bis zum High-Betrieb mit 600er-Hoch-Ohm-Hörern. Das ist ein durchaus sinnvolles Feature, schließlich erleichtert es den internen Amps die Leistungsregelung, wenn sie wissen, dass sie nur geringe Ohm-Zahlen befeuern müssen und nicht permanent genug Output für irgendwelche am PC eher weniger verbreiteten 600-Ohm-Monster liefern.

Die Anschlüsse direkt an der AE-9: Digitaler Ein- und Ausgang, 5.1-Anschlüsse und der Connector zur Box.

Sonst findet sich noch der SBX-Knopf an der Front, der das entsprechende Feature der Software steuert und gut versteckt der Umschalter zwischen Kopfhörer und Boxen, beziehungsweise dem Cinch-Ausgang an der Rückseite. Beides gleichzeitig geht nämlich nicht und ich musste schon ein wenig suchen: Wenn man den Lautstärkeregler drückt und hält, wird umgeschaltet. Nun, wenn man es weiß, kein Problem.

Die Chips auf der AE-9: An Nichts gespart

Wie immer lohnt sich ein Blick auf das, was eigentlich auf der Karte steckt. Fangen wir mit den OP-AMPs an, weil sie so direkt in den Blick fallen. Es gibt zwei leicht tauschbare Sätze, der Satz 1 sind zwei TI NE5534AP. Bewährt, seit Ewigkeiten im Einsatz und ein beliebtes Opfer, wenn dann ein paar Burr Browns bestellt werden. Kann man machen, muss man nicht, die TIs sind in dieser Liga völlig valide. Das gilt auch für JRCs 5532D, die in Japan seit immer schon gebaut werden. Gut geeignet hier, wer tauschen möchte, kommt leicht ran.

Es wurde bei der AE-9 nicht immer das Allerbeste verbaut, aber nie geknausert. Besonders bei Feinheiten wie den Nichicon Fine Golds macht sich das bezahlt (und sorgt für den Preis von 300 Euro).

Der DAC ist da schon spannender. Nicht der Sabre 9083, auch wenn ich mich bei dem frage, ob es ein K2M oder ein Pro ist. Nicht, weil es wirklich einen Unterschied machen würde, beides sind so ziemlich die Referenz, wenn man seine DACs von der Stange kaufen möchte, sondern weil ich es auf dem winzigen Chip wirklich nicht lesen kann. Egal. Aber wofür ist da der ESS Sabre 9006AS zuständig, der weniger prominent hinten auf der Karte sitzt? Kopfhörer? Blieb etwas unklar, wo dieser 24-Bit-DAC seinen luxuriösen Kollegen in der anderen Ecke unterstützt.

Zwei OP-Amp-Paare sorgen für dedizierte Verstärkung in der AE-9 und lassen sich leicht gegen andere tauschen, wenn ihr da Favoriten habt.

Bei den Kondensatoren sagte man sich, dass nur Gold wirklich überzeugt und ging zur Nichicon Fine Gold Reihe. Diese ist ausgesprochen beliebt, wenn es um Recaps für ältere Hi-Fi-Hardware geht, da sie einen vernünftigen Preis, lange Haltbarkeit und hohe Qualität bieten. Auf einem Gerät der Preisklasse der AE-9 sind sie damit eine gute Wahl. Hier hätte man definitiv ein paar Cent sparen können, ohne dass es jemanden aufgefallen wäre. Tat man nicht, sehr schön.

Zwei DAC von Sabre sind sicher besser als einer.

Für die AD-Wandlung gönnte man sich den TI PCM4220, diesmal mit Burr-Brown-Logo, ein ausgezeichneter und in weit teurerer Hardware verbreiter 24-Bit-Chip. Schön, dass bis jetzt an keiner Ecke gespart wurde. Zuletzt sind da natürlich noch die Creative-eigenen Chips CA0113-4AG und CA0132 mit der 3D-Engine und dem Controller. Diese finden sich auf praktisch jeder aktuellen Creative-Karte, fast egal welcher Größe. Für die PCI-Schnittstelle ist dann noch ein Klassiker zuständig, der IDT TSI381-66ILV. Damit ist alles vertreten, was Rang und Namen hat, bei keinem der Chips sortierte man beim Einkauf nach Preis aufsteigend. Passt.

Im Betrieb: So schlägt sich die SE-9 im echten Leben

Die Installation ist natürlich im Zeitalter von Windows 10 kein Thema, Karte rein und läuft erst einmal alles. Im Zeitalter von Windows 11 dagegen, mit einem AMD-System, gibt es doch ein paar Probleme, die gerade frisch gepatcht daherkommen. Solltet ihr also Microsofts neuestes Baby nutzen und eine AMD-CPU haben, dann findet ihr hier Hilfe. Nach wie vor, auf dem älteren Windows-10-Rechner war das alles kein Akt.

Creatives eigene Chips dürfen bei der AE-9 natürlich nicht fehlen und sind seit Jharen immer wieder weiter verfeinert worden.

Im realen Betrieb stellte sich die anschlussfreudige AE-9 als das erwartete Multitalent für alle Lebenslagen heraus. Egal, ob ich ein Toslink-Signal eingeben wollte, ein analoges nach außen, was nicht an der Box zu finden war, ging dann halt altmodisch an die Karte hinten am PC. Für alles, was gern mal umgesteckt wird – Headset und Mikro – war die externe Konsole zu haben. Als einziger echter Nachteil stellte sich das feste, nicht verlängerbare Kabel heraus. Ich hätte die Außenstelle der AE-9 schon gerne näher an meine Stereo-Anlage gerückt, aber das musste dann mit einem längeren Cinch-Kabel gelöst werden, ging auch.

Ein Blick auf die Chipsammlung der AE-9, bevor ich sie wieder unter ihren Abdeckung verschwinden lasse.

Die Verarbeitung der Box muss aber noch mal gelobt werden. Der Preis der AE-9 ist nicht ohne, aber die stabile, sicher stehende Box mit den sich wertig anfühlenden Bedienelementen, wie den Knöpfen und dem Regler, machte auch einen entsprechenden Eindruck.

Die Software der Sound Blaster AE-9: Flexibel, aber nicht zugemüllt

Die Hardware überzeugt bis hierhin, was kann also die Software, die gern mal als Achillesferse schöner Technik daherkommt. Hier übernimmt einmal mehr die bekannte Sound Blaster Command Zentrale, die klar strukturiert und gar nicht mal so Feature-überflutet daherkommt, wie ich es zuerst erwartet hätte. Der ganze Stolz von Creative ist natürliche ihre SBX-DSP-Modulation, für die ihr eine Reihe von Profilen findet. Das beginnt bei allgemeinen Dingen – Gaming, Kino, Konzert – und verliert sich dann im Klein-Klein populärer Gaming-Titel. Apex Legends, Battlefield 1, Cyberpunk 2077, Death Stranding, League of Legends, das Spektrum ist erfreulich weit gefächert. Was weniger erfreulich und eher erstaunlich ist: Creative pflegt keine Datenbank mit Presets und es gibt keine echte Liste mit neuen Profilen zum Herunterladen. json-Files lassen sich problemlos ex- und importieren, umso seltsamer, dass Creative da nicht mehr das Ruder in die Hand nimmt, wie Nvidia es zum Beispiel für einzelne Spiele tut.

Jede Menge Presets sind in der bekannten Universal-Software schon drin, ihr könnt beliebig neue hinzufügen, aber eine Online-Datenbank für User-Templates gibt es leider nicht.

Gut, eine Menge Profile sind also da, auch allgemeine Genres, irgendwas wird schon passen. Was dann hoffentlich passt, sind fünf Modulationen der Acoustic Engine: Surround, Crystalizer, Bass, Smart-Volume, Dialog+. Jedes davon lässt sich pro Profil getrennt ein- und ausschalten und per Regler sehr präzise in 100 Schritten justieren. SBX ist nur der erste Schritt. Der nächste Reiter ist der Equalizer, der unabhängig von SBX eingeschaltet werden kann und über eigene Profilsets verfügt. Ihr könnt also in Project Cars zum Beispiel sagen, dass ihr die Features der SBX haben wollt, aber lieber auf weitere Anpassung des Equalizers verzichtet oder umgekehrt. Die ganze Modulation ist ausgesprochen flexibel und wenn ihr gern den Sound perfekt auf ein bestimmtes Spiel justieren wollt, dann könnt ihr euch hier austoben. Vor allem auch, weil die technische Qualität der Karte hoch genug ist, auch kleine Änderungen so rauszuarbeiten, wie man sich das vorstellt.

Als letztes Gaming-Feature darf der obligatorische Akustik-Cheat-Modus nicht fehlen. Scout-Mode ist hier kein SBX-Feature, sondern ein eigenes, das ihr unabhängig mittels eines frei belegbaren Hotkeys steuert. Der Modus dämpft Musik und Ambiente, um entfernte Geräusche wie Schritte hervorzuheben und besser ortbar zu machen. Abhängig von der Surround-Qualität eures Headsets oder der Anlage funktioniert das ein klein wenig bis so richtig, richtig gut, dass ich ziemlich sicher bin, dass es euch bei Sachen wie Rainbox Six einen merklichen Vorteil verschafft.

Die AE-9 regelt Equalizer und SBX-Features getrennt voneinander.

Jetzt wird es technischer, denn unter Wiedergabe konfiguriert ihr recht exakt welche Lautsprecher und welcher Kopfhörer angeschlossen wird. Bei den Kopfhörern zu exakt, denn während sich bei den Boxen die Konfiguration von Stereo bis 5.1 definieren lässt und was in etwa die Crossover-Frequenz sein könnte, wird es bei den Kopfhörern seltsam. Statt generelles wie offen oder geschlossen auszuwählen, gibt es ein paar Dutzend Profile für spezielle Hörer. Natürlich alles, was Creative zu bieten hat, danach wird es aber komplett zufällig. Corsair ist gerade mal mit einem Set dabei, Sony auch, dafür finden sich zwei der hierzulande nicht mal zu bekommenden und in den USA recht teuren E-MU-Sets. Keiner meiner zahlreichen Kopfhörer, mit Ausnahme des Creative SXFI war in dieser Liste zu finden.

Es gibt einen Direkt-Modus und die Auswahl der Ausgabe-Bit-Rate von 16/44 bis 32/96 über Cinch und 16/44 bis 24/192 Digital. Wieder mal gibt die AE-9 sich flexibel, denn beides wird getrennt für Boxen und Kopfhörer eingestellt und auch beibehalten. So muss es sein. Das gilt auch bei der Eingabe. Zuerst wird das Mikrofon definiert. Lautstärke, Boost und ein paar DSP-Hilfen. Ihr könnt die Stimmenklarheit hervorheben, habt ein Noise Cancelling, das sich fein justieren lässt. Es gibt eine Echo-Neutralisierung, Smart-Volume und natürlich auch ein paar Spielereien, nur für den Fall, dass ihr klingen wollt wie ein Hamster oder ein “Urvieh”. Was auch immer, wichtiger sind da die 11 Mic-Equalizer-Presets aller Art. So könnt ihr zum Beispiel bei Gesangsaufnahmen – nicht, dass die AE-9 jemand dafür auch nur Hobby-professionell nutzen würde – die Härte der Bässe mildern und die Stimme klarer hervorheben. Muss man ein wenig mit herumspielen, funktioniert auf jeden Fall und kann auch den natürlichen Eigenschaften des Mics entgegenkommen. Zuletzt dann noch die Aufnahmequalität von 16/16 bis 32/96 Bit.

Die Ein- wie Ausgänge lassen sich alle getrennt voneinander bei der Sound Blaster AE-9 konfigurieren.

Davon getrennt laufen die anderen Ausgänge wie Aux, Digital-In und What-U-Hear, die sich alle als Standard festlegen lassen und eine eigene Bitraten-Steuerung haben. Die reicht dann bei Aux und Digital auch bis 24/192 für echte Hi-Res-Aufnahmen.

Um langsam zum Schluss der Software zu kommen: Bei den Encodern verzichtet man auf Dolby Atmos, aber es kann in Dolby Digital Live und mit DTS Connect kodiert werden. Das setzt natürlich entsprechende weitere Software, die das auch ausgeben kann und digitale Anschlüsse der Sound-Hardware dahinter. Wird nicht jeder brauchen, aber gehört in dieser Liga dazu und ist da. Final werden dann noch alle Kanäle getrennt bei der Lautstärke geregelt.

Kein Atmos, aber DDL und DTS sind mit an Bord bei der AE-9.

Ich hatte schon Gießkannen-Feature-Unfälle in Sachen Soundkarten-Software, mit zig verschiedenen Programmen, die selbst Basis-Features untereinander aufteilten. Auch Creative hatte mal eine Phase, wo je mehr Software, desto besser zu gelten schien. Im Vergleich dazu ist das Sound Blaster Command ein aufgeräumter, aber doch leistungsfähiger Segen. Wenn man mal alles eingestellt hat, muss man in der Regel nicht mehr so oft ran, wenn das aber der Fall ist, dann findet man auch alles direkt. Wunderbar. Und auf Windows 10 kann ich zumindest nicht über Abstürze oder selbst nur kleinere Aussetzer klagen. Ich musste mich nicht mal zwangsanmelden, auch wenn es natürlich einen Button dafür gibt. Im Gegensatz zu anderer Hardware verstecken sich dahinter aber keine weiteren Features, also kann man es machen oder lassen und trotzdem die Hardware vollumfänglich nutzen. So, wie es sein sollte.

So klingt die Sound Blaster AE-9 Teil 1: Games

Forza Horizon 5 scheint ideal, um mal zu gucken, wie es denn so klanglich alles kommt. Für die Tests nehme ich entweder ein 5.1. Setup von Nubert (nuLine-Serie) und als Kopfhörer die Austrian Audio Hi-X 65. Mit beiden Setups produziert die Effektmaschinerie der AE-9 einen brillanten, differenziert gestaffelten Sound, der zeigt, wie aufwendig die Motoren-Sounds auf Elf gemastert wurden. Musik ist da fast optional, aber wenn euch die grausige Auswahl des Spiels gefällt, zaubert die Karte auch noch starke, harte Bässe, zielsicher gefeuert, aus den Boxen. Im direkten Vergleich mit der Xbox Series X am gleichen Verstärker – der kleine Marantz NR1711 – würde ich sagen, dass die AE-9 deutlich gewinnt, hauptsächlich wegen der höheren Flexibilität der Aussteuerung mit der Software. Aber auch rein qualitativ mit Direct Audio gebe ich ihr den Vorzug. PC-Gaming ist nun mal am besten. Nicht am einfachsten, sicher nicht am billigsten, aber am besten.

Night City, ganz so, wie es klingen muss. Das SOunddesign moderner Spiele ist absolut beeindruckend und die AE-9 bringt das bestens zur Geltung, egal ob Stereo über Kopfhörer oder mit vollem 5.1-Setup.

Das gilt für alle, was ihr hier so probierte. Seien es die Sounds von Night City in Cyberpunk – besonders beeindruckend sind die Umgebungswechsel, wenn ihr zum Beispiel von der Straße runter in den Club geht und sich die Bass-Ambience unter 300Hz subtil verändert – oder ihr die stimmungsvoll schweigsame Kulisse in Death Stranding erkundet, die AE-9 liefert ein glasklares, brillantes Ergebnis ab. Besonders schön kommt sie auch in Sachen Chiptunes zur Geltung. Kingdoms feiner Score von Arcade High könnte fasst unter Musik hier einsortiert werden, denn ehrlich gesagt sind die Tracks, die hier die AE-9 ohne Schärfe und mit viel Feingefühl wiedergibt, das Beste an dem Game.

So klingt die Sound Blaster AE-9 Teil 2: Film

Da kam die AE-9 ja gerade recht: Wenn der Moon Knight in Marvels neuestem Abenteuer das erste Mal woanders aufwacht und eine unbekannte Stimme hört, dann konnte ich dank der dynamisch präzisen Bässe auch im Center-Bereich sofort verstehen, warum man tut, was diese Stimme von einem will. Ich zuckte fast zusammen, als sich über die normal ausgesteuerte Action diese Stimme schob und zeigte, was die AE-9 hier kann. Die generelle Sprachverständlichkeit ist dabei nicht weniger brillant und die saubere Aufteilung des 5.1 gibt sich hier keine Schwäche.

Hat sich auch dank eine brillanten Sounddesigns und Soundtracks gut gehalten, beides kommt mit der AE-9 ausgezeichnet zur Geltung.

Bleiben wir doch einfach mal beim Mond. Apollo 13 hat mittlerweile über 25 Jahre auf dem Buckel, aber das klar definierte Sounddesign, ein brillanter Score und denkwürdige Szenen werden von der AE-9 perfekt an ein entsprechendes System weitergereicht, um euch in die Sitze zu drücken. Ich denke, dass die klassische 5.1 Abmischung aus meinem Pioneer LX91 Blu-Ray immer noch satter an den Verstärker geht als aus der AE-9, aber dann wiederum kostete der damals fast so viel wie der ganze Computer, AE-9 inklusive. Gerade bei der legendären Startsequenz zeigt sich das, die AE-9 schlägt sich gut, der luxuriöse Player liefert ein klein wenig mehr ab. Aber das ist schon das Niveau, auf das es gehen muss.

Das zeigt sich noch deutlicher bei subtileren Anleihen, wo ich das Drama Frost/Nixon einlege. Zwischen der Ausgabe des LX91 und der AE-9 zur Übergabe an den Verstärker lässt sich kein großer Unterschied festmachen. Vielleicht sogar ein Sieg nach Punkten an die AE-9, deren Dialog+ die Mittenbetonung perfekt austariert.

So klingt die Sound Blaster AE-9 Teil 3: Musik

Beginnen wir mit einer Band, deren Best-of gar nicht früh genug kommen kann. Ghost produziert in Perfektion Langeweile 80 Prozent der Zeit, aber diese ein, zwei Songs pro Album… Killer. Keiner mehr als Square Hammer in der Live Version auf Ceremony and Devotion. Hier kommen die donnernden Drums noch einmal schärfer zur Geltung, aber es geht nicht nur um den Bass. In dem Rauschen der Live-Stimmung muss der Umsetzung der Welle schnell und exakt passieren, um vom Hammerschlag schnell zu den höheren Frequenzen des Gesangs mitzuhalten. Wenn dann nach dreieinhalb Minuten das Dach von der Halle fliegt, schießt die AE-9 das exakt und perfekt aufgelösten 32/96 an der Verstärker.

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Sicher, ich müsste jetzt eigentlich der Höflichkeit halber Diane Krall oder so was vorholen, aber… später vielleicht. Derzeit ist mir mehr nach Flogging Molly, die mit Life is Good nach Jahren der gepflegten Indie-Rock-Langeweile endlich mal ein wieder mehr folk-punkiges Werk raushauten. Das kann zwar nicht ganz mit Within a Mile of Home mithalten, aber ist schon verdammt nah dran. Kann die AE-9 richtig coolen Folk-Rock liefern? Natürlich kann sie das! Wäre ja erschreckend, wenn nicht. Aber das könnte sicher auch mein alter Walkman, da würde ich nicht weniger zu tanzen. Ich wollte euch eigentlich nur sagen, dass Flogging Molly zwischendurch mal wieder ein gutes Album gemacht hat.

Apropos Tanzen, zurück zum Thema und das mit dem Freezepop-Klassiker Less Talk More Rokk. Die wilde Mischung aus eigenwilligen Melodieläufen hat eine ganz eigene Dynamik mit den elektronischen Beats und zurückgelehnten Lyrics. Gerade zum Ende entfaltet sich ein präzise durchdeklinierte Kakofonie, die schnell im Soundbrei endet. Deshalb gehe ich hier direkt mit den Kopfhörern an die Karte, kaufe den Track für FLAC-Vergnügen auf Bandcamp und genieße direkt. Hier tobt sich die gute Chip-Kombo der AE-9 aus und zeigt, dass sie auch als beeindruckend guter Kopfhörerverstärker herhalten kann, wenn es darauf ankommt. Alle Elemente des Songs laufen zu Höchstform und Klarheit auf, es ist ein schieres Vergnügen. Der kalte Sound des Hi-X 65 passt perfekt, die AE-9 dichtet im Direct-Mode nichts dazu, es ist genau der klinische Pop, der durch diese Kälte so perfekt Club-Atmo einfängt und krachen lässt.

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Die AE-9 kann aber auch die Wärme einer Country-Hymne transportieren. Nun, ja, kann sie, aber das hatte Eric Church nicht im Sinn, als er Stick That in your Country Song schrieb und es rocken ließ. Vom feinfühligen Midtempo-Balladen-Anfang zur zornigen Explosion wird hier viel demonstriert. Dass Country gut ein kann, wenn die richtigen Leute es machen. Dass die Welt nicht in Ordnung ist und man sich nicht jeden Tag in sonnigen Tailgate flüchten kann. Und dass die AE-9 einfach eine coole Musik-Karte ist, wenn sie mit Wucht Zeilen wie “Rock me hard, stop my heart, and blow the speakers right out of this car” explodieren lässt.

Also ja. Es ist wichtig, dass dahinter auch gute Technik folgt, aber mit der AE-9 ist schon mal ein wichtiger erster Schritt in einer guten Audio-Kette getan, praktisch egal, was ihr durch ihre Chips schickt.

Mikrofon und Aufnahme: Die AE-9 bekommt alles mit und das bis 32/96

Wie gut es werden kann, zeigt ein Test in Kombination mit einem anderen Kandidaten hier: An dem XLR hängt gerade ein Neat King Bee II, ein Cardiodid Solid State Mikro im unteren Preisbereich für etwa 150 Euro, das aber in dieser Kombination mit brillanter Sprachaufnahme glänzt. Mein Gegenüber während einer Aufnahme stutzte kurz und fragte nach. Ich erklärte ihm, dass ich jetzt diese Kombi nutze und nicht das eigentlich ziemlich gute Epos GSP 600 Headset. Ich solle dabei bleiben, wurde mir gesagt und ja, das Ergebnis kann sich hören lassen. Sicher, für Profi-Aufnehmen würde ich immer zu Studio-Dingen greifen, aber diese Mischung aus Natürlichkeit und Brillanz in einem Allrounder wie der AE-9 ist beachtlich.

Wie auch bei den Eingängen, lassen sich die Ausgänge einzeln frei definieren. Für externe Aufnahmen steht die AE-9 den üblichen Audio-Interfaces nicht viel nach, aber da zum Beipsiel Sachen wie die Gain-Regler fehlen, bleibe ich dann am Ende des Tages doch bei meinem kleinen Steinberg. Trotzdem, bereit, hochwertig und geeignet ist die AE-9 für alles allemal.

An den regulären Anschluss der Box kam wieder das GSP 600 und was soll ich sagen, der limitierende Faktor ist hier eher das Mikro des Headsets und nicht die Soundkarte. Die 24/96-Aufnahmen klingen tadellos, der A/D-Wandler der AE-9 hat nicht die geringsten Probleme. Wenn es noch besser werden soll, kann die AE-9 auch aushelfen, so nutzte ich den AUX-Eingang für ein paar 24/192-Digitalisierungen einiger Schallplatten mit dem Pro-Ject DS2 als Quelle und das Ergebnis ist tadellos. Mein Steinberg URC22 glänzt da eigentlich nur noch mit den analogen Kontrollen für die Aussteuerung, ansonsten kann ich den Job auch an die AE-9 geben. Für noch bessere Qualität bei dieser Art Aufnahme würde es dann sehr viel teurer werden.

Die wenigen Konkurrenten der AE-9: Was es am Markt noch gibt

Wie Auswahl an High-End-Soundkarten ist vergleichsweise übersichtlich, vor allem, was interne Karten angeht. Dass interne Soundkarten nicht mehr als essenziell gesehen werden, sieht man schon daran, dass die großen Versandanbieter kaum zehn Stück im Programm haben. Wir leben nun mal im Zeitalter leistungsfähiger externer Karten wie Creatives X- oder Epos GSX-Reihe oder gleich aktiver Headsets. Wer fast den Sound der AE-9 haben will, aber sich mit dem alten Knubbel zur Tischsteuerung begnügt, kann zur 200-Euro-Version AE-7 greifen. AUS Strix RAID DLX ist ein nach wie vor verfügbarer, solider Klassiker, der damals aber auch an den Vorgänger der AE-9, die ZxR, nur knapp rankam, daran hat sich nicht viel geändert. Im Grunde scheint es nur einen echten Konkurrenten für die AE-9 im Bereich klassischer interner Karten zu geben und das ist EVGAs NU Audio Pro, die preislich auf einem ähnlichen Niveau liegt (etwa 320 Euro), aber leider als Testmuster bisher nicht aufzutreiben war. Nach dem, was ich generell las, könnte sie eine spannende Alternative sein, aber es scheinen ein paar vorwiegend fürs Gaming relevante Features wie What U Hear zu fehlen. Mal gucken, wenn sich denn mal eine findet.

Ein wenig in die Jahre gekommen ist der Vorgänger der AE-9, die ZXR. Aber wenn ihr sie habt oder vielelicht irgendwo günstig bekommt... Die AE-9 ist besser, aber nicht so viel besser. Sicher einer der Gründe für den übersichtlichen Markt. Sprünge wie bei Grafikkarten-Generationen gibt es im Sound-Bereich eher selten.

Und ja, das war es auch so in etwa, denn alles andere sind entweder Audio-Produktionsspezialisten oder High-End-DAC-Schlachtschiffe wie die in die Jahre gekommene, aber deswegen nicht weniger brillante ASUS-Muse-Reihe. Oder gleich DACs, die nicht viele Features haben, aber legendären Hi-Fi-Sound mit noch legendäreren Preisen verbinden. Also ja, wer eine gute Soundkarte nach alten Mustern in seinen Desktop packen möchte, findet einen mittlerweile mageren Markt vor.

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Creative Sound Blaster AE-9 Test - Fazit

In diesem mageren Markt ist es schön zu sehen, dass sich Creative gemäß dem Motto “Adel verpflichtet“ genötigt sieht, nach der ZxR doch noch eine High-End-Karte herauszubringen und zu meiner Überraschung zieht die AE-9 mit ihrem auch heute noch exzellenten Vorgänger gleich, sondern schleift dessen Kanten gerade. Der nicht gerade schöne Knob wurde durch die schickere und funktionsreichere Box ersetzt. Die Software ist aufgeräumt, stabil und leistungsfähig. Und vor allem überzeugt der Klang für die Preisklasse durch und durch. Sicher, wer im Audio mehr Geld in die Hand nimmt, wird immer, was Besseres finden. Aber das sind dann in der Regel Spezialisten, während die AE-9 den Desktop-PC nimmt und in ein akustisches Allzweckwerkzeug verwandelt, das sich keine echten Schwächen gönnt.

Creative Sound Blaster AE-9: Hat sich mittlerweile unverzichtbar gemacht. Mal gucken, gegen was sie dann in ein paar Jahren ausgetauscht wird. Die Chancen stehen gut, dass es wieder eine Sound Blaster sein wird. Die letzten 30 Jahre sprechen da eine deutliche Sprache.

Egal, ob ihr einfach nur guten Klang wollt oder vernünftige Qualität bei Aufnahmen, ohne gleich einen Beratungstermin im Tonstudio zu vereinbaren, dann könnt ihr aktuell nicht besser fahren, ohne gleich sehr viel tiefer in die Tasche zu greifen. Die AE-9 bringt Leben selbst in trockenere Musikaufnahmen, lässt Filme und Spiele krachen, scheitert aber in keiner Weise an subtileren Tönen, sondern arbeite sie sauber heraus. Ich habe die ZxR vor acht Jahren getestet. Ich habe keine Zweifel, dass die AE-9 sich die nächsten acht hier wunderbar ihren Dienst verrichten wird. Vieles hat sich seit 1989 an Computern und beim Gaming verändert. Eigentlich alles. Aber scheinbar nicht, dass eine Sound Blaster in das Gehäuse gehört, wenn es nach was klingen soll.

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Martin Woger Avatar
Martin Woger: Chefredakteur seit 2011, Gamer seit 1984, Mensch seit 1975, mag PC-Engines und alles sonst, was nicht FIFA oder RTS heißt.

Informationen zu unserer Test-Philosophie findest du unter "So testen wir".

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