Creative Sound BlasterX P5 In-Ear-Headset - Test
Großer Sound in kleinen Steckern und auch noch für (relativ) kleines Geld
Nachdem zuletzt das Sound Blaster X H5 als geschlossenes Groß-Set einen ausgesprochen guten Eindruck hinterließ und vor allem die abgespeckte Software mit Zwangsregistrierung das Bild trübte, liegt hier nun der kleine Weggefährte Sound Blaster X P5. Nicht nur die Ohrstecker selbst sind deutlich kleiner, auch der Preis ist mit etwa 70 Euro halb so hoch. Und machen wir es wieder kurz: Erneut kann der alte Name Sound Blaster auch heute noch glänzen.
Ihr bekommt für euer Geld eine wie immer viel zu aufwändige Verpackung inklusive Lupe im Plastik, die zwar nicht dafür sorgt, dass ihr die innen wie in einer Vitrine drapierten Stecker deutlicher sehen könnt, aber dafür größer. Egal, aufreißen, wegwerfen, wenigstens ist es nicht ein ganz so monströser Plastik-Overkill wie bei den H5. Unter dem Kristallsarg der oberen Packungshälfte verstecken sich ein paar sehr praktische Zubehörteile. Da wäre eine kleine 3,5-mm-Kabelweiche, falls ihr Ton und Aufnahme irgendwo getrennt einstecken wollt oder müsst, zwei Paar Gummiaufsätze für große und kleine Ohrinnenräume und eine kleine, schwarze, runde und mit Reißverschluss sicher verschlossene Tasche. Diese ist besonders lobenswert, da sie nicht nur handlich ist und einen gut verarbeiteten Eindruck macht, sondern sogar eine Innentasche hat, in die ihr das restliche Zubehör reinstopfen könnt, sodass es nicht gleich im schwarzen Loch einer Schreibtischschublade für immer verschwindet.
Das P5 selbst ist ausgesprochen stylisch. Ich weiß, das ist Geschmackssache, aber das dezent glänzende Plastik geht in Richtung dunklen Osmiums - ja, das gibt es, guckt nach - und auch das Rot des vorderen Teils hat einen metallischen Glanz, selbst wenn es auch nur Plastik ist. Lediglich das rote „X" oben ist das kleine Wenig zu viel, das mich stört, aber sonst durchaus ansehnlich und nichts, womit man sich irgendwo schämen müsste. Eigentlich stört nur das Gummischwarz, das Kabelbrüche an der Nahtstelle verhindert, denn die Kabel selbst sind textilumwickelt, was sie weniger anfällig macht. Außerdem lassen sie sich damit deutlich leichter entheddern, was bei Ohrknöpfen auf Reisen immer ein Bonus ist. Ein Malus ist jedoch, dass Textil sehr viel leichter Geräusche überträgt, wenn zum Beispiel das Kabel an der Kleidung nahe am Ohr reibt. Der Kragen eines Pullovers oder Hemdes kann sich im ungünstigsten Fall bei jeder Bewegung leise, aber doch vernehmlich bemerkbar machen. Das lässt sich nur durch eine ruhige Kopfhaltung verhindern. Es fällt beim Laufen auf der Straße nicht sonderlich auf, wenn man jedoch zum Beispiel im Zug sitzt und die Isolierung der Knöpfe im Ohr die Umgebung abdämpft, fällt es auf. Nicht zu dramatisch, aber es ist da und der Preis für die stabile und in der Handhabung praktische Ummantelung.
Die Ohrstecker selbst sind wie gesagt durchweg aus Plastik, dafür sind 12 Gramm Gewicht auch nicht die Welt. Sicher, die Ultrasone Pyco bringen es auf gerade mal die Hälfte dessen und sie haben trotzdem einen 10-mm- statt eines 7-mm-Treibers wie die P5 verbaut, aber dafür müsst ihr für die Pycos auch 100 Euro mehr hinlegen. Für den Normalgebrauch sind 12 Gramm immer noch leicht genug, um zu vergessen, dass sie da sind, vor allem, wenn sie bequem sitzen. Dank der drei Pfropfengrößen sollten die P5 das auch bei jedem schaffen, und das ist gut so, denn sie müssen tief ins Ohr. Wer weiß, dass er damit nicht so gut klarkommt, und auch sonst eher Ohrknöpfe als -stecker bevorzugt, sollte vom P5 auf jeden Fall Abstand nehmen. Ansonsten jedoch gehören sie mit zu den bequemsten Steckern, die ich bisher so hatte, und beim Hören vergaß ich schnell genug, dass da was ist, wo der Sound herkommt.
Wie schon gesagt, mit 7 Millimetern sitzt im P5 nicht der größte Treiber, aber zumindest die technischen Angaben geben sich mit einem Frequenzumfang von 10Hz bis 23kHz und einer Empfindlichkeit von 114dB/mW verdächtig wenig Schwäche und sind keineswegs das, was man im Preissegment erwartet. Ehrlich gesagt, das sind komplett Theoriewerte, denn selbst Ultrasones absolut brillante - und mit um die 500 Euro auch nicht ganz preiswerte - IQs geben „nur" 17Hz bis 21kHz an. Astel und Kerns Angie Siren Series - nie selbst gehört - nennt 10Hz bis 23kHz und die kosten über Tausend Euro. Leise Zweifel ob der Aussagekraft dieser Werte im Falle der P5 dürfen also angebracht werden.
Aber Zahlen sind nichts, Hören ist alles, also rein die Dinger und laut gemacht, erst mal wieder direkt und ohne Extras am Handy, was bei solchen Steckern kein so seltener Einsatzzweck sein dürfte. Da ich so meine Zweifel habe, ob 7-mm-Treiber und 10Hz zusammenpassen, muss VNV Nations Shiny-Happy-People-Album Automatic ran, und ja, das wummert gar nicht mal so schlecht. Sicher nicht die mit Zahlen suggerierten Bassabgründe, aber das Gesamtergebnis ist viel überraschender, und zwar auf die gleiche Weise, wie es beim H5 der Fall war. Für ein als Gaming angepriesenes Set dominiert der Bass nicht, sondern ergibt mit den relativ sauberen Höhen und den auch hier etwas unterfeuerten Mitten ein insgesamt sehr solides Klangbild. Wer also auf tiefste Bässe und sonst nichts steht, wird mit dem P5 sicher nicht ganz glücklich. Im Vergleich zu den viel zu zurückhaltenden, aber doppelt so teuren Creative Aurvana In-Ear 3+ habt ihr in dem P5 mehr Lebendigkeit im Sound. Ich würde sogar so weit gehen, dass selbst Audiophile nicht schreiend wegrennen, sondern immerhin kurz nicken und dann höflich Abstand nehmen, um zu ihren vierstelligen Sets zurückzugehen.
Weitere Klangtests bestätigten dann die Ausgewogenheit mit leichten Mittelschwächen. Filigraneren Dingen wie den letzten Bowie- oder Cave-Alben geht dabei die Intensität und weite Räumlichkeit der ruhigen Passagen ab, aber das heißt nicht, dass auch solche Alben auf den P5s keinen Spaß machen würden. Normalen Pop, seien es die 80s mit einer Runde von Alphavilles Doppel-Line Jet Set oder Aktuelles in Form von David Guettas Kinder-Techno belanglosen Namens, bewältigen die Stecker generell sehr ordentlich. Spannend war ein Track wie Bryson Tiller's Don't. Prinzipiell sehr ruhig, tiefe Bässe und eine einsame High-Hat (oder zumindest deren Sample). Hier zeigt sich, dass die 10Hz nicht mal von oben angekratzt werden, stattdessen steht die recht hohe Frequenz der High-Hat im Vordergrund und die Stimme in der Mitte geht etwas verloren. Die Gegenprobe mit Bowies Space Oddities bestätigt dieses Phänomen, nur ohne die tiefen Bässe. Trotzdem, in dieser Preisklasse will ich die P5 jetzt gar nicht weiter zerpflücken, das hätten sie nicht verdient, und ehrlich gesagt machen sie beim normalen Hören unterwegs einfach zu viel Spaß. Stattdessen drehe ich lieber Black 47 auf und summe fröhlich die Geschichte von James Connolly auf dem Weg durch Berlins Rigaer Straße.
Sollte mich dabei jemand anrufen, stelle ich fest, dass die Sprachqualität zumindest nach Aussagen meiner Gesprächspartner für die Größe des im linken Kabel verankerten kleinen Mikros sehr anständig ist. Selbst wenn ich es nicht direkt an den Mund halte, fängt es noch ordentlich die Stimme ein, was aber auch heißt, dass die Isolierung von Nebengeräuschen etwas dezenter ausfallen musste, damit das klappt. Halltet ihr das Mikro näher an den Mund oder seid ich in einem ruhigeren Raum, fällt das nicht mehr ins Gewicht. Am Mikro befinden sich noch zwei Knöpfe für die Lautstärke, wobei ich hier immer einen analogen Schiebe- oder gar Drehregler bevorzugt hätte. Meine Ideallautstärke scheint immer zwischen zwei Knopfdrücken zu liegen.
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An der Konsole schlägt sich das P5 gut und wird auch brav sofort erkannt - logisch, vierpolige 3,5-mm-Klinke. Die Soundeigenschaften der Musik bleiben natürlich auch hier gültig, wobei man sagen muss, dass es anscheinend selten störende, extrem hohe Abmischungen gibt, die sich bei der Aussteuerung des P5 in den Vordergrund schieben würden. Im Gegenzug gibt es viele tiefe Explosionsbässe, bei denen das Set nicht so weit nach unten kommt, wie es das vielleicht gerne möchte. Trotzdem, wer keine großen Set-Hörer mag, fährt mit dem P5, gerade für den Preis, ausgesprochen gut. Am PC macht sich natürlich die Weiche für Mikro und Eingang gut, der Sound dort jedoch lässt sich ein wenig mit der BlasterX Acoustic Engine Lite manipulieren. Diese traurige Kleinausgabe der richtigen Creative-Software bietet ein paar Presets für Spiele-Genres, wobei mich jedoch keines wirklich überzeugen konnte. Schade, denn hätte man in der Lite-Software nicht all die Schieberegler ausgebaut, ließe sich da sicher mehr draus machen.
Wie schon zuvor beim H5 solltet ihr aber nicht die mäßige Software als Grund nehmen, das P5 zu verdammen. Für 70 Euro bekommt ihr einen satten, insgesamt ausgewogenen Sound mit einer für ein Gaming-Set fast schon elegant getroffenen Bassabmischung. Statt sinnlos übersteuert vor sich hinzuwummern, orientiert sich die Abmischung an dem, was das Set technisch leisten kann, und das Ergebnis bietet viel Spielfreude für alles, an das ihr nicht zu analytisch herangeht. Das Mikrofon kann auch was, die Verarbeitung ist hochwertig, das Design recht schick und so ist das kleine Sound Blaster X P5 ab sofort mein erklärter Taschenbegleiter für alle Laptop- und Handy-Lebenslagen, zu denen ich nicht mehr mitnehmen möchte als nötig. Als Heim-Headset oder auf langen Reisen bevorzuge ich dann doch die großen Hörer, ich finde sie einfach bequemer und sie haben eben mehr Räumlichkeit beim Sound, die ein auch noch so relativ preiswertes Stecker-Set einfach nicht bieten kann. Für das, was sie sind, jedoch: Kudos, Creative, ein schönes, kleines Headset mit einem ausgesprochen guten Preis-Leistungs-Verhältnis.