Crisis Core Final Fantasy VII
Film vs. Spiel
Bevor ich auf die Details von Crisis Core Final Fantasy VII zu sprechen komme, möchte ich, dass Ihr Euch eine wichtige Frage stellt.
Was genau erwartet Ihr von diesem Spiel?
Falls es irgendwo in die Richtung tendiert, dass Ihr lediglich in nostalgischen Erinnerungen an Final Fantasy VII schwelgen wollt, in ellenlangen Rendersequenzen altbekannte Gesichter erblicken möchtet, schlicht einen Blick auf das zu werfen gedenkt, was sich vor Clouds traurigem Abenteuer ereignete, dann, und das kann ich Euch versprechen, wird Euch Crisis Core in keinster Weise enttäuschen. Denn nur dafür steht es.
Wie seitens Square Enix versprochen und unlängst bekannt, rückt Crisis Core die Vorgeschichte von Final Fantasy VII ans Licht, offenbart Euch mitunter jene Geschehnisse, die dazu führten, dass ein Trupp SOLDIERs in Wutai vom Erdboden verschwand. Darüber hinaus erlebt Ihr aus nächster Nähe die schrecklichen Ereignisse in Nibelheim, die seinerzeit als Flashbacks über den Fernseher flimmerten. Begegnet Tifa und Aerith, lernt die noch sehr junge Yuffie kennen, haltet ausführliche Gespräche mit Sephiroth, agiert sogar unter seinem Kommando.
Und Ihr werdet erfahren, warum Aerith auch abseits des Holy-Spruchs ihr Leben lassen musste und wie Cloud von einem enthusiastischem Rekruten zu dem avancierte, was er letztlich in Final Fantasy VII verkörperte. Einen ruhigen, introvertierten, sehr verschlossenen jungen Mann, der nur selten seine Lippen zu einem Lächeln verzog. Der ein dunkles, mysteriöses Geheimnis in sich barg.
All das verpackt Square Enix in unzählige, wunderschöne und fürwahr ausufernde Rendersequenzen, füllt es mit kleinen, teils lustigen Anekdoten auf und nimmt Euch für Stunden gefangen. Ihr bereist Orte, die Euch ein wohliges Gefühl von Zuhause bescheren. Mal die Slums von Midgard, mal diese eine, besondere Kirche, mal das verwitterte, angestaubte Anwesen nahe Nibelheim. Erinnert Euch an gewisse Gegebenheiten, die, auch wenn sie an sich keiner Erklärung bedurften, nun ein gänzlich neues Bild zeichnen. Seht Euch Fiesewichtern gegenüber, deren Bösartigkeit Ihr bereits im Original schmecken durftet. Ein gewaltiger Behemoth, eine Riege Shinra-Soldaten. Und nicht selten erfüllt Euch Crisis Core mit Wehmut, erstrahlt in neuer Pracht eine der Szenen, die vor mehr als einer Dekade so manchen von uns verzauberte, berührte und gar zum Weinen brachte. Geschaffen für Liebhaber....
Allerdings, und viele von Euch ahnen es sicherlich schon, hätte ich die Frage zu Beginn des Artikels nicht gestellt, gäbe es da eben nicht noch eine zweite Wahrheit. Eine, die nicht so verlockend ist, die aufzeigt, dass selbst ein Titel, der so darauf fokussiert ist, die Fans zu umgarnen und diesen Anspruch über weite Strecken mit Bravour meistert, in manch anderem Bereich an der Mittelmäßigkeit kratzt, fast schon kläglich scheitert. Und traurigerweise betrifft es zu großen Teilen exakt das, was Square Enix als Gameplay offeriert.
Lässt man nämlich all die schönen Sequenzen und Fan-Schmeichlereien vorweg, womit, über den Daumen gepeilt, die Hälfte der Spielzeit von Dannen schleicht, präsentiert sich Crisis Core Final Fantasy VII in einem eher ernüchterndem Licht, weist harsche Kontraste zu allem auf, was es so faszinierend, so richtig macht. Bis hin zu einem schwerwiegendem Design-Fehler.
Zunächst sollte ich vielleicht anmerken, dass prinzipiell nichts dagegen einzuwenden ist, wenn sich ein Spiel, das speziell für die PlayStation Portable entwickelt wurde, an vereinfachten Mechaniken versucht. Wozu hat man schließlich einen Handheld, wenn nicht für einen kurzen, relativ unanstrengenden Zeitvertreib während der Fahrt zur Arbeit, einer langen Zugreise oder ähnlichem.