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Cruisen wie in Top Gun: Unterwegs mit der F-14 im Microsoft Flight Simulator

Die Tomcat ist eines der Flugzeuge, die ihr im Flight Simulator kaufen könnt. Ob sich das lohnt, teste ich mit einem der bekanntesten Militär-Flieger der letzten Jahrzehnte.

Der Microsoft Flight Simulator ist derzeit das beeindruckendste Stück Software, das auf einer preiswerten Spielekonsole vorstellbar ist - und das auch nur, weil es existiert. Denn noch vor ein paar Jahren war nur bedingt vorstellbar, dass so etwas auf einer 300-Euro-Kiste läuft und das auch noch gut. Sicher, auf der großen Xbox oder einem dicken PC noch besser und schöner, aber 300 Euro für die kleine Xbox reichen, um mit dem Microsoft Flight Simulator über die ganze Welt zu düsen.

Da ich das gerne mit dem Düsen wörtlicher nehmen wollte und die F-18 noch auf Top Gun 2 wartet, dachte ich mir, dass ich doch einfach mal beim Original bleibe. Schließlich gibt es als zusätzliches Flugzeug im Store die F-14 zu kaufen, die durch den ersten Top Gun so berühmt wurde. Der Schwenkflügler war von 1972 bis 2006 im Einsatz, heute finden sich aktive "Tomcats" nur noch in der iranischen Armee. Hm, wer hätte das mal gedacht.

Der kleine Schluckauf beim Wunsch nach mehr Fluggerät kommt beim Blick auf den Preis. Selten geht es da unter 20 Euro los und kann auch schon mal bis an die 40 rangehen. Im Falle der F-14 sind es immerhin 35 Euro. Für ein einzelnes Flugzeug. Das erscheint einem doch ganz schön heftig, dafür kriegt man im Steam-Sale drei bis 18 Spiele.

Das Handbuch ist lesenswert, aber optional, wenn ihr nur eine schnelle Runde drehen wollt.

Aber als ich dann den Publisher Just Flight anschrieb, wurde ich an den eigentlichen Entwickler verwiesen und wie klein und speziell die Entwicklung dieser einzelnen Flugzeuge ist, konnte ich an der Hotmail-Adresse dieses ausgesprochen freundlichen Sim-Bastlers - DC Designs - erkennen. Da sind halt zwei, drei Typen, die die F-14 gebaut haben. Vornehmlich Dean Crawford, falls ihr euch fragt, woher das "DC" kommt.

Meiner eigenen, simplen Vorstellung nach kann das ja nicht so schwer sein. Das Flugmodell ist irgendwie da, Cockpit und Äußeres wird man ja wohl irgendwie hinbekommen, Waffen gibt es im Flight Sim eh nicht, wie hoch kann der Aufwand sein? Nun, ziemlich. Das deutete das 50-seitige Handbuch an, das zur F-14 dazukam. Da geht es nur eine Seite um die Geschichte des Flugzeugs, dann sind wir auch schon bei detaillierten Erklärungen zu den ganzen Hebelchen und Knöpfen des liebevoll gestalteten Cockpits, das für den Blick eines Laien, der ein paar Internet-Bilder zum Vergleich ranholt, akkurat genug erscheint. Das gesamte Warn-Panel einer F-14 will studiert sein und das HUD ist auch authentisch gestaltet, so wie es sich gehört.

Außer natürlich, ihr übertreibt es gleich bei der ersten Runde und kracht in die San Francisco Bay.

Es findet sich aber auch der Hinweis, dass die Simulation der F-14 nicht auf "Study-Level" erfolgt, was wohl bedeutet, dass ich jetzt immer noch keine echte F-14 starten sollte. Aus diesem und einer Million anderen Gründen. Aber dass die Simulation so authentisch, wie es im MSFS möglich ist, gehalten wurde und dass die ganzen "Quirks" der F-14 vorhanden sind. Ihr könnt die Zuladung auswählen - nicht, dass ihr viel mir ihr tun könntet - um das Flugverhalten eines vollbeladenen Jets zu testen, oder ihr fliegt "nackt" mit einem fast leeren Tank und habt dann eine sehr agile F-14.

Danach wird im Handbuch das komplette Startprozedere einer F-14 durchgegangen, inklusiver aller Checks und Bewegungen, die ihr auch alle in der Simulation ausführen dürft. Nichts davon habe ich getan, aber es ist da, wenn ihr ein ernsteres Interesse an all dem habt als ich. Ich wollte einfach nur die Bremse lösen, Vollgas geben und durch die Wolken starten. Geht auch. Ehrlich gesagt, wenn man sich um nichts kümmern möchte, könnt ihr die F-14 so simpel halten wie eine Cessna. Also keine Angst, dass ihr hier zwangsüberfordert werdet, wenn ihr keine Lust auf die Feinheiten habt.

Eine Feinheit der F-14 lernte ich allerdings schnell kennen und zum Glück für meinen virtuellen Piloten passierte das in etwa sieben Kilometer Höhe. Ich cruiste fröhlich mit Mach 1 rum, als ich es für eine gute Idee hielt, die Tomcat mal ordentlich mit dem Heck wackeln zu lassen. Die dramatische Szene mit dem Strömungsabriss ist wohl nicht aus der Luft gegriffen, denn wie ein ganzes Kapitel des Handbuchs beschreibt, ist das eine der größten Schwächen der sonst extrem leistungsfähigen TF-30 Motoren. Heftiges Schlingern, vor allem bei niedrigeren Geschwindigkeiten, aber, wenn man es wie ich übertreibt, auch bei hohem Tempo, führt dazu, dass gern beide Triebwerke stallen und das Flugzeug wie ein Stein in Richtung Boden geht. Am besten noch fröhlich um sich drehend.

Normalerweise las man ausgiebig in den Zeitungen darüber, wenn es Gründe gab, dass eine F-14 über den Suez-Kanal fliegt...

Echte F-14 Piloten trainieren lange, um zu wissen, was sie nicht tun dürfen, um diese Schwäche zu umgehen. Jetzt dürft ihr das auch, denn dieses Verhalten ist auch simuliert. Alle möglichen Warnlampen gehen an, es wird stressig im Cockpit und ihr habt hoffentlich im Handbuch die fünf Seiten "Stall- and Spin-Recovery" genau studiert, um zu wissen, was jetzt zu tun ist. Ich nicht und deshalb rettete mich auch nur die extreme Höhe, die mir viel Zeit gab, das Flugzeug dann endlich bei 2.000 Fuß zu stabilisieren. Ein solcher Abriss in geringer Höhe und dem Piloten bleibt nur der Schleudersitz. Eine Randnotiz: Erstaunlich, dass die F-14 so viel auf Flugzeugträgern rumstand, denn dieser Strömungsabriss kam gern mal zustande, wenn beim Anflug heftige Seitenwinde herrschten und der Pilot zu heftig gegensteuerte. Das weckt Erinnerungen an die NES-Top-Gun-Zeiten.

Des Weiteren deckt das Handbuch die diversen Computer- und Navigationssysteme der Tomcat ab, die ihr auch im Spiel findet, sowie über eine Reihe von Seiten die nicht ganz unwichtige Landung, bei der einiges schiefgehen kann. Mein Respekt für das Talent von Jet-Piloten ist jedenfalls nicht gesunken. Als besonderes visuelles Highlight bleibt dann noch die Nachtbeleuchtung im Cockpit, die alles in düsteres Rot taucht, bei dem nur das grüne HUD sowie Horizont und Radar hervorstechen. Sieht schon cool aus.

Night Vision sieht schon cool aus.

Also ja, der Preis für ein Flugzeugt ist nicht ohne, aber hier floss auch sehr viel mehr Arbeit rein, als nur eine hübsche Hülle zu bauen und es einen Jet zu nennen. Die Macken und Talente des Fliegers finden sich wieder, auf Details wurde geachtet und wer mehr Interesse daran hat, wird fündig. Wie das Handbuch schon sagt, es ist nicht das Äquivalent von Falcon 4.0, das mitunter als Trockenschwimmerübung für echte Piloten genutzt wurde. Aber wenn ihr diesen Militär-Oldie kennenlernen wollt, dann steckt schon mehr als genug im Paket.

Und ich als Spaß-Pilot? Bin superglücklich mit meinem neuen Lieblingsjet. Als 80s-Kid ist die F-14 nun Mal das coolste Fluggerät schlechthin, egal wie archaisch das Teil heute sein mag. Die Tomcat fliegt sich elegant, wenn man nicht gerade mal wieder die Tücken der Lustströmung kennengelernt hat und vor allem schnell. Das heißt, dass ich auch mal schön Strecke in einem kleinen Jet machen kann. Sicher, wer jetzt kein Top-Gun-1-Fetischist ist, darf auf die bald kommende F-18 warten, die keinen Aufpreis kostet. Aber so wie es wohl auch beim Film sein wird: Ich bleib lieber beim Original, wenn ich in die Danger Zone heade.

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