Daija Arcade Stick im Test: Würdet ihr einen der besten seiner Art ein zweites Mal kaufen?
Kein Dacia, sondern ein Mercedes unter den Arcade Sticks.
Ich bin wahrlich kein Profi in Sachen Kampfspiele, aber wenn ich mich schon mit Lili in den Ring traue, dann mache ich das am liebsten mit der richtigen Ausrüstung. Und so habe ich mir vor einigen Jahren den schon damals Daija Arcade Stick genannten Controller für PlayStation 3, PlayStation 4 und PC zugelegt. Das war und ist noch immer ein hochwertiges Modell mit Sanwa-Stick beziehungsweise -Buttons, sprich Bauteilen eines der führenden Hersteller in diesem Bereich.
Rutschfester Belag sorgte für einen stabilen Halt und das aufgeräumte sowie klar beschriftete Innere machte das Austauschen oder Neuanordnen der Komponenten zu einem Kinderspiel. Immerhin modifizieren viele Besitzer ihre Sticks auf verschiedene Art. Nur einige bei Street Fighter, Tekken, R-Type, Raiden, & Co. seltener gebrauchten Knöpfe wie R3, L3 sowie Share und Start waren an der Seite des Controllers etwas umständlich zu erreichen, während das fest verbaute Verbindungskabel beim Transportieren schon mal im Weg sein konnte.
Doch genau solche Kleinigkeiten hat sich Nacon genau angeschaut und wollte sie mit dem erneut Daija Arcade Stick genannten Nachfolger besser machen, ohne die erwähnten Vorzüge zu verlieren. Ob das gelungen ist? Ich habe extra auf die aktuellen Versionen vor allem der namhaften Kampfspiele gewartet, um mir die überarbeitete Ausgabe mal genauer anzuschauen.
Schnell stellt man dabei fest, dass Nacon tatsächlich gut daran tut, den Namen des Geräts nicht zu verändern. Im Grunde ist der Daija nämlich seinem Vorgänger verblüffend ähnlich. Die Form ist fast dieselbe, die verbauten Sanwa-Teile ebenso und auch das Gewicht sowie die breite gummierte Unterseite wurden praktisch unverändert beibehalten. Schön, dass Nacon an dieser Stelle auf Experimente verzichtet. So saß der Stick jedenfalls die gesamte Zeit wie angegossen auf meinem Schoss, ohne dass ich die geringsten Ermüdungserscheinungen gespürt hätte.
Als Leihgabe für zwei Wochen stand mir dabei die PlayStation-Version des aktuellen Daija zur Verfügung, welche sowohl mit PlayStation 5 als auch auf PS4 und PC kompatibel ist. Neu ist, dass es diesmal aber auch eine Version für Xbox Series S/X gibt, die man natürlich ebenfalls mit einem PC verbinden darf. Beide sind abgesehen von der Farbe selbstverständlich baugleich, wobei man wie so oft über einen kleinen Schalter an der rechten Seite den gewünschten Kompatibilitätsmodus wählt, also in meinem Fall PS5, PS4 oder PC.
Was wird abgesehen von der bewährten Form aber eigentlich geliefert? Zunächst einmal befindet sich In der Packung neben einem drei Meter langen Kabel auch ein zweiter Kopf für den Stick, sodass man die Wahl zwischen dem runden und einem länglichen, etwas höheren Griff hat. Weiterhin liegen ein fünfkantiger Schraubendreher bei, mit dem man die durchsichtige Frontplatte abschraubt, falls man den darunterliegenden Karton durch ein alternatives Motiv ersetzen will. Zwei solche Motive liefert Nacon gleich mit. Die Maße zum Basteln eigener Kreationen findet man auf der offiziellen Webseite.
Das war beim Vorgänger schon so, auch wenn es dort nur ein alternatives Muster gab. Neu ist jedenfalls, dass das Kabel zum Einstecken in Konsole oder PC nicht mehr fest am Controller verbaut ist, sondern per USB-C an- und abgesteckt werden kann. Anstatt es dann in einer Klappe am vorderen Ende zu verstauen, kommt es jetzt in den Innenraum des Geräts – und ich muss sagen, dass mir dieses Verstauen nicht besser gefällt als das beim Vorgänger. Das schnelle An- und Abschließen ist natürlich klasse. Die im Inneren zum Verstauen vorgesehene Aussparung ist allerdings dermaßen klein, dass ich meine liebe Mühe hatte, das Kabel wieder dort hineinzubekommen.
Sehr praktisch sind dafür die neuen Hebel, um den Daija zu öffnen. Anders als beim ersten Modell stehen die nämlich nicht dermaßen weit vom Gehäuse ab, dass sie aus Versehen gedrückt oder gar beschädigt werden können, sondern schließen eben mit der Oberfläche ab.
Überhaupt hat Nacon die rechte Seite überarbeitet und dort die Anordnung der Tasten verändert. Wobei ich auch hier sagen muss, dass mir die neue Anordnung zwar besser gefällt, weil weniger Tasten klarer voneinander getrennt sind und man nicht mehr aus Versehen auf den PlayStation-Knopf kommt, der auf die Oberseite verlegt wurde. Im Gegenzug vermisse ich dafür den großen Startknopf der älteren Ausgab, da der um einiges besser erfühlbar war. Damit bricht man in Tekken immerhin jedes Mal die Charaktervorstellungen ab.
An der Oberseite befindet sich inzwischen nicht nur der Systemknopf, sondern auch ein weiterer zum Durchschalten der vier Profile, die man für den neuen Stick anlegen kann. Das heißt nichts anderes, als dass man jeder Taste eine beliebige Funktion zuweisen kann – dazu gleich mehr. Zuvor will ich noch erwähnen, dass ein dritter Schalter dort bei Bedarf eine Tastensperre für alle Knöpfe an der Seite sowie den Profil- und Systemknopf aktiviert. Aktive Hände können damit vermutlich unbeschwerter aufspielen. Ein Hinweis nur noch: Einschalten kann man die PS5 mit dem Daija leider nicht.
So oder so sei an dieser Stelle noch mal erwähnt, dass man mit dem Daija einen hervorragenden Stick mit quadratischem Restrictor Gate und ebenso feinen Tasten bedient, die bei Bedarf auf Austausch komplett kompatibel mit Bauteilen von Seimitsu sind. Aber was, wenn einem die typische Anordnung der Tasten nicht liegt und das Spiel nicht genügend Optionen zum Verändern bietet? Dann kann man die Funktion jeder Taste manuell verändern und in einem von vier jederzeit verfügbaren Profilen speichern. Genauer gesagt kann man sogar beliebig viele Profile anlegen. Man muss sich nur für vier ständig aktive entscheiden.
Der einzige Haken daran ist, dass die dazu notwendige Software ausschließlich auf Windows und MacOS läuft, man den Stick dafür also an einem Rechner anschließen muss. Das wird auch nirgendwo erklärt; nicht einmal das knappe Handbuch findet das erwähnenswert. Nun ist die Dokumentation nicht das Wichtigste an einem Controller, trotzdem hätte Nacon seinen Nutzern zumindest die Grundlagen nahelegen können.
Das Programm selbst macht das Anlegen, Editieren und Zuweisen der Profile immerhin denkbar leicht und auch eventuelle Firmware-Updates erledigt man hier. Wie gesagt: Jeder reguläre Button kann frei einer beliebigen Funktion zugewiesen werden. Falls ihr also wollt, dass die X-Taste das macht, was vom Spiel her R3 tut: bitte sehr!
Und falls euch vier aktive Profile, zwischen denen ihr an der Konsole dann jederzeit wechseln könnt, nicht genug sein sollten, macht einfach von einem kleinen Trick Gebrauch: Die aktiven Profile gelten nämlich nicht global, sondern werden dem PS4- und PS5-Modus des Daija separat zugewiesen. Falls ein PlayStation-5-Titel auch PS4-Controller akzeptiert, was zum Glück gerade im Arcade-Bereich häufig der Fall ist, stehen euch dort nicht nur die vier für den PS5-Modus reservierten Profile zur Verfügung, sondern auch die vier des PS4-Modus‘.
Der Daija Arcade Stick ist derzeit für knapp 280 Euro ausschließlich bei Hersteller Nacon erhältlich:
- PlayStation-Version
- XBox-Version
- Bauform, Gewicht und Handhabung sind hervorragend
- Erstklassige Sanwa-Buttons und -Stick
- Aufgeräumtes Inneres mit leicht austauschbaren Komponenten
- Vier jederzeit verfügbare und Erstellen beliebig vieler eigener Profile
- Zwei Stick-Köpfe werden mitgeliefert, Anschlusskabel kann vom Gerät abgeschlossen werden
- Unvollständiges Handbuch
- Relativ schwer erfühlbare Knöpfe an rechter Seite (Start, Share, R3, L3)
Mag sein, dass das nur in sehr wenigen Fällen notwendig ist. Aber da der Daija ja nicht nur Kampfspiele wie Virtua Fighter, Guilty Gear oder Street Fighter und Tekken unterstützt, sondern auch Shmups sowie natürlich alle anderen Spiele, kann das gelegentlich ganz praktisch sein. Und apropos: Während sich ganz offensichtlich nur ein einziger Stick auf dem Controller befindet, könnt ihr über einen Schalter an der rechten Seite bestimmen, ob dieser als linker Analogstick, rechter Analogstick oder als Digikreuz ausgelesen werden soll.
Bleibt die abschließende Frage, welchen Preis Nacon für das in vielen Details überarbeitete Modell verlangt, und hier folgt der Hersteller dem aktuellen Trend, dass moderne Spezialcontroller in den letzten Jahren teurer geworden sind als die Modelle der vergangenen Konsolengeneration. Mit anderen Worten: Knapp 280 Euro werden für den Daija fällig.
Ob er das wert ist, müsst ihr selbst entscheiden. Ich würde über einen Kauf tatsächlich nachdenken. Da ich allerdings den nahezu baugleichen und noch immer hervorragenden Vorgänger neben den Konsolen stehen habe, lohnt sich diese Neuanschaffung einfach nicht.
Zumal sich eine meiner größten Sorgen bisher zum Glück nicht bewahrheitet hat: Wie bereits geschrieben, unterstützen die allermeisten Arcade-Titel weiterhin alle Controller, die offiziell nur mit PlayStation 4 kompatibel sind. Für Nacon mag das ein Nachteil sein. Ich selbst bin allerdings sehr dankbar dafür und freue mich darüber, dass meine alte Hardware nicht auf einmal auf den Wertstoffhof gehört.
Daija Arcade Stick im Test – Fazit
Es gibt für Besitzer des Vorgängermodells also wenige Gründe, auf die überarbeitete Version von Nacons Arcade Stick umzusteigen. Das ist im Kern allerdings keine Kritik, sondern ein Lob für die erstklassige Qualität eines Geräts, das nach wie vor zu den Besten seiner Art gehört. Das betrifft die Bauform und Handhabung im Allgemeinen sowie die hervorragenden Buttons und natürlich den eigentlichen Stick aus dem Hause Sanwa im Besonderen.
Dass man im aktuellen Modell zwischen vier Profilen ständig wechseln beziehungsweise eigene anlegen darf, schadet ihm dabei ebenso wenig wie das abnehmbare Kabel, die besseren Hebel zum Aufklappen des Gehäuses und der an den oberen Rand verlegte Systemknopf. Tatsächlich vermisse ich lediglich den großen Startbutton des Vorgängers Doch das ist nun wirklich ein verschmerzbarer Wermutstropfen bei diesem ansonsten sehr durchdachten Upgrade des erstklassigen Daija Arcade Stick.
Daija Arcade Stick | |
---|---|
PRO | CONTRA |
|
|