Damnation
Verdammt in alle Ewigkeit
Und auf was ihr da schießt, das glaubt teilweise kein Mensch. Das Grunddesign eines Steampunk-Roboters mit Cowboy-Outfit und Billy-Bowler geht in Ordnung, die Animationen nicht. So ein Geruckel und Gezuckel gab es schon lange nicht mehr. Sind Animationsphasen gerade teurer geworden und hier musste man sparen? Die KI kann das locker noch mal im Negativen toppen. Solltet ihr euch dem Feind von vorn nähern, geht er auf euch los wie ein tollwütiges Kaninchen. Seine Treffergenauigkeit verblüfft dabei. Selbst mit der Pistole sitzt auf Hunderte von Metern jeder Schuss. Oder ihr marschiert von hinten heran und er macht nichts. Gar nichts. Selbst nachdem ihr drei Mal, frei nach dem Motto "Ein schöner Rücken kann auch entzücken", angelegt habt, bewegt er sich nicht.
Damit ihr wenigstens wisst, wo das Elend lauert, gab euch der Indianer die Macht, alle Feinde durch Wände hindurch zu sehen. Um diese, mit einer Wärmekamera vergleichbare Sicht zu nutzen, bleibt ihr kurz stehen und konzentriert euch per Knopfdruck. Ihr könnt jetzt zwar nicht laufen oder schießen, aber euch zumindest einen Überblick verschaffen. Und dabei sehen, wie zufällig und uninspiriert die Feinde verteilt wurden.
Zwei Dinge retten Damnation dann vor dem Absturz in ungeahnte 0-Wertungsregionen: der Tomb Raider-Anteil und der Multiplayer. Das Design der Level an sich zeigt sich gar nicht mal so verkehrt und ist in erster Linie auf vertikale Höhen ausgelegt. Ihr müsst in bester Croft-Manier viel klettern, hangeln und springen, und das funktioniert ordentlich bis - Überraschung - sehr gut. Netterweise kommen sich das Ballern und das Klettern nur selten in die Quere. Erst wird der Feind beseitigt, dann ein gangbarer Weg in luftige Höhen und abgründige Tiefen gesucht. Dank der zwar nicht immer intuitiven, aber weitestgehend präzisen Steuerung macht dieser zweite Teil des sich leider immer wiederholenden Ablaufs meist so etwas wie Spaß.
Seinen Teil trägt dazu das abenteuerliche Design der Örtlichkeiten bei. In diesem fiktiven Mittelwesten wird grundsätzlich in tiefen Schluchten und an hohen Bergen gebaut, das aber um so abenteuerlicher. Die zerstörten Ruinen erinnern partiell an Epics Vorzeige-Shooter, nur halt mit mehr Höhenmetern, wie einige wilde Kamerafahrten so gern verdeutlichen. Nur was diese aber auch zeigen, ist die Unfähigkeit des Spiels, so etwas auf der PS3 ohne zu viel Ruckeln - auf Xbox 360 läuft alles flüssig - ablaufen zu lassen.
Würde sich das auf Sequenzen beschränken, wäre es kein Thema, aber leider bricht die Framerate auf der Sony-Konsole auch bei Feuerkämpfen mitunter mal zusammen. Auf dem Insane-Schwierigkeitsgrad mit mehr Feinden bringt dies kurzfristige Ausflüge an die Grenze der Unspielbarkeit mit sich. Man bewegt sich hier wirklich nur selten am Abgrund, der zum Makel Gamebreaker führt, schön ist es trotzdem nicht.
Ein wirklich schöner Zug dagegen, der leider ein wenig im Spektakel der Verfehlungen untergehen wird, ist der Splitscreen-Koop. Frei nach der Devise, dass geteiltes Leid nur halbes Leid sei, zog ich mir einen Freund auf die Couch und siehe da: Es klappte. Das Gunplay bleibt furchtbar, nur gemeinsam nach dem Weg zu suchen, macht einfach noch mehr Laune. Und da es sowieso nicht viele Spiele mit einem geteilten Bildschirm gibt, sammelt Damnation fast automatisch ein paar Sympathiepunkte. Das geht jetzt weiß der Himmel nicht soweit, dass ich Zweierteams deshalb zu diesem Spiel raten würde. Aber sollte es sowieso im Haus sein, können sie sich damit trösten.
Am Ende könnt ihr sicher ein wenig Trost nach dem Kauf von Damnation gebrauchen. Ich zumindest hatte ihn dringend nötig, wurde hier doch meine Liebe zu Western, Steampunk und Shootern gleichermaßen mit Wucht in den Sand gesetzt. Das Szenario reizt, aber mit dermaßen dürftigen Shootereinlagen und einem solchen Satz von dummschwätzenden Vollpfosten als Charakteren - ich entschuldige mich nicht für diese Aussage, einer muss es ja sagen - geht es in den Abgrund. Auch ansonsten passt nicht viel.
Lediglich der Tomb Raider-Anteil, bevorzugt im Splitscreen-Koop, kann es ein wenig reißen. Nicht bis zu einem guten Spiel, aber zumindest weg von der totalen Katastrophe. Reicht das? Nicht mal annähernd. Ich wollte dieses Spiel schon allein wegen seines Settings lieben, aber Damnation mit seinem Sammelsurium an Beispielen, wie Shootern nicht funktioniert, macht es mir mehr als nur schwer. Normalerweise kommt bei mir zum Schluss, wem ich das Spiel empfehle. Nur fällt mir hier leider niemand ein.
Damnation ist ab sofort für PC, Xbox 360 und PS3 zu haben, wobei letztere ein Beispiel ist, dass Entwickler hier immer noch Probleme mit der Unreal Engine haben.