Damnation
Klettern für den Frieden
Die Rätsel beschränken sich im spielbaren Level auf das Ziehen von Hebeln, mit denen Türen geöffnet oder Seilbahnen aktiviert werden. Ob sich das später noch steigert, wird erst die Testversion zeigen.
Abseits des fröhlichen Kletterns beschäftigt man sich mit Schießen und Fahren. Im Grunde genommen lenkt man seinen virtuellen Schützling wie in Epics 360-Vorzeigetitel durch die Scharmützel. Lediglich ein Deckungssystem fehlt, aber das vermisst man auch nicht unbedingt. Damnation lädt dazu ein, sich ständig zu bewegen, Gegnern in den Rücken zu fallen und die vertikale Ebene zu seinem Vorteil auszunutzen. Ein Fiesling versteckt sich hinter einem Gebäude? Einfach aufs Dach hoppeln, hinter ihm runterspringen und eine Ladung Blei in den Rücken pumpen. Oder man hechtet reaktionsschnell durch ein Fenster und entgeht damit möglicherweise der letzten tödlichen Kugel.
Leider verhält sich das Kanonenfutter in diesen Situationen nicht immer sehr intelligent. Zuweilen stehen die Schurken einfach nur blöd in der Gegend herum, obwohl man eigentlich bereits in Sichtweite ist oder einen ihrer Kumpels auf dem Nachbargebäude umgelegt hat. In ihren hellen Momenten durchqueren sie Häuser, fallen einem plötzlich in den Rücken oder klettern selbst in der Gegend herum, um höher gelegene Stellen zu erreichen.
Der „Hardcore“-Schwierigkeitsgrad hat es dabei wirklich in sich. Passt man nicht auf und steckt eine kleine MG-Salve ein, liegt man in Sekundenbruchteilen bereits röchelnd am Boden. Und selbst auf der niedrigsten Stufe ist eine Ladung Schrot aus nächster Nähe alles andere als gesund. Wie das Ganze in der allerhöchsten Einstellung aussieht, will ich mir gar nicht erst ausmalen.
Für ein wenig Abwechslung abseits der Kletter- und Ballerei sollen außerdem die Fahrzeuge sorgen. Immer mal wieder muss man darauf zurückgreifen, um längere Abschnitte zu überwinden. Dank Boost springt man währenddessen über Abgründe oder fährt kurzzeitig an den Wänden entlang. Ganz nett, aber andererseits auch nichts Besonderes. Zumindest in dem spielbaren Level beschränkt es sich auf „Fahre von A nach B“, im Anschluss geht es wieder zu Fuß weiter.
Nicht wirklich gelungen sind die Gore-Effekte von Damnation. Ein einzelner Schuss mit dem Scharfschützengewehr oder mehrere Treffer mit dem MG trennen etwa sofort den Kopf des Gegners ab. Bei Explosionen zerreißt es ganze Körper, die Einzelteile liegen dann unblutig auf dem Boden herum. Läuft man darüber, rollen sie - zuweilen Gummiball-ähnlich - noch ein wenig weiter.
Ehrlich gesagt: Entweder macht man es richtig oder gar nicht. So mutet es eher lächerlich an und weckt Erinnerungen an mehrere Jahre alte Shooter, in denen es technisch nicht anders realisierbar war. Dass die Körper hier wie Legomännchen auseinanderpurzlen, wirkt zumindest in meinen Augen ziemlich unpassend und unfreiwillig komisch.
Damnations Preview-Version hinterlässt bei mir noch einen zwiespältigen Eindruck. Die Kletterpartien sind eine willkommene Abwechslung im Shooter-Alltag und machen mindestens ebenso viel Spaß wie in Tomb Raider. Dazu die riesigen Areale in dieser sehr stilisierten Steampunkt-Welt mit ihrer fantastischen Weitsicht, die einen wahren Eindruck von Größe vermitteln. In den Kletter- und Shooterpassagen überzeugt das gute, nahtlos ineinander übergehende Gameplay bereits, während über anderen Bereichen noch ein dickes Fragezeichen kreist.
Wie gut und spannend ist die Geschichte wirklich? Sind die Fahrzeugabschnitte mehr als nur schmuckes Beiwerk? Agiert die KI in der Vollversion besser? Nutzt sich die Akrobatik irgendwann ab? Werden die Rätsel mit der Zeit anspruchsvoller? Und kann man auf Dauer abwechslungsreiche Areale und Aufgabenstellungen bieten? Mit den Antworten auf diese Fragen wird Damnation stehen oder fallen. Ein gelungenes Experiment oder nur eine nette Idee? Ich bin gespannt, was das fertige Produkt in Kürze zu bieten hat, und hoffe natürlich auf ersteres.
Damnation erscheint am 21. Mai für PC, Xbox 360 und PlayStation 3.