Dangerous Golf - Test
Gefahr ist gut, Kontrolle ist besser.
Ach, Burnout, wie vermissen wir dich doch! Rennen unter strahlend blauem Himmel, Herzstopper-Unfälle, kilometerlange Drifts - und zu größenwahnsinnigem Lachen verleitende Crash-Kreuzungen. Wenn also ein Team aus Ex-Criterion-Leuten um Alex Ward zumindest letztere Idee totaler physikbasierter Zerstörung auf ein arcadiges Golfspiel übersetzt, bekommt man als Fan des bunten Krawallrasers reichlich Probleme, seine Vorfreude im Zaum zu halten.
Das weckt direkt Assoziationen an diese Sorte Spiele, so sorglos und frisch, dass ihnen alleine der Gedanke zu reichen scheint - eine simple Idee, die einen an der Nase kräftig durch ihre Herausforderungen zieht. Natürlich ist es nie ganz so einfach. Gerade diesen vermeintlich einfachen Titeln gelingt jeder noch so triviale Handgriff. Dass es so simpel und befriedigend aussieht, ist schlicht ausgereiftem Design und makelloser technischer Umsetzung zu verdanken. Nur leider ist Dangerous Golf - wenn ich noch einmal "Dangerous Gold" schreibe, bleibt das so im Text! - keines dieser Spiele.
Worum es geht? Vier Locations mit diversen Löchern laden in reichhaltig vollgestopfte Räume voller physikalisch akkurat simulierter und oft recht kostspieliger Objekte ein. Eine Fahne weist den Weg zum Loch, in dem der Ball nach dem dritten Schlag landen muss. Auf dem Weg versucht ihr, möglichst hohen Sachschaden anzurichten, was sonst. Wie ich schon sagte: Burnouts Crash-Kreuzungen in Golf-Verpackung. Nur, dass einem hier eine ebenso willkürliche wie restriktive Handhabung, eine miese Kamera und technische No-Gos den Spaß verleiden.
Ich war zum Spielstart komplett an Bord, fühlte mich mit der altmodisch-punkrockigen Präsentation durchaus an Criterions Frühwerk und Partyspiele der frühen bis mittleren 2000er erinnert. Ich freute mich direkt vorauseilend auf Mehrspielersitzungen auf der Couch und online und darauf, meine Scores mit denen meiner Freunde per Rangliste zu vergleichen. Aber es kam einfach kein rechter Spaß auf. Das beginnt damit, dass weniger Golf in dem Spiel steckt, als man sogar dann noch glaubt, wenn man bereits einige Gameplay-Videos des Spieles sah.
Über den "Tee off" hat man abgesehen von der Richtung nur dann Kontrolle, wenn das Spiel es so will. Zu Anfang zielt ihr ausschließlich rechts und links und feuert dann einen Schlag von immer identischer Stärke ab. Nach etwa einer Stunde schaltet man zwar ein Extra namens "Pistol Putt" frei, mit dem man auch in der Höhe zielen darf. Hin und wieder wird euch diese Fähigkeit bei einigen Leveln aber auch genommen, was ich für groben Unfug halte, denn gerade der sich schlecht erklärenden ersten Stunde fehlt diese eigentlich selbstverständliche Möglichkeit. Überhaupt ändert auch der Pistol Putt nichts an der Tatsache, dass ein Schlag immer dieselbe Stärke hat. Das hier mag ein Spiel über maximale Zerstörung sein, aber dass so wenig Finesse gefragt ist, untergräbt von vorneherein den Wettbewerbsgedanken einer Kombo-orientierten Punktejagd. Es entlarvt, dass Erfolge in Dangerous Golf mehr der Willkür überlassen sind, als cleveren Spielens.
Besonders offensichtlich wird das bei den Putts, bei denen man sich schon anstrengen muss, wenn man sie danebensetzen will. Selbst nach zwei bis drei Bandentreffern fällt die Kugel noch in 80 Prozent der Fälle ins Loch, was teilweise dazu führt, dass man fast ohne nachzudenken drauflos ballert. Geschickt, cool oder klug fühlte ich mich dabei jedenfalls nicht. Es sind geschenkte Punkte. Immerhin: zwischen Tee off und Putt wartet mit dem Smashbreaker ein kleines Highlight. Konntet ihr mit dem eröffnenden Schlag genügend Objekte zerstören, dürft ihr einen brennenden Ball mit der Wucht eines Meteoriten samt Aftertouch und optionaler Zeitlupe durch die opulenten Ballsäle, klimpernde Großküchen und höchst brennbare Outback-Tankstellen steuern. Das geht so lange, bis kein Stein mehr auf dem anderen steht oder besser: bis die Smashbreaker-Leiste leer ist. Allerdings ärgert hier bisweilen die Kamera, die zu nah an die Trümmer heranfährt und Übersicht kostet.
Der coole Kniff am Smashbreaker ist, dass man es durchaus so hinbekommen kann, dass dieser kleine Ball totaler Vernichtung am Ende seiner zeitlich begrenzten Superkraft schon im Loch landet. In dem Fall bekommt ihr einen zweiten Smashbreaker geschenkt und eine Platin-Medaille rückt in greifbare Nähe. Dass dies überhaupt möglich ist, beweist, dass mehr Kontrolle über den Schwung des Eisens und die Flugbahn des Balles vermutlich der Weg gewesen wäre, Dangerous Golf zu mehr zu machen als einer zwischendurch ganz lustigen Physikdemo.
Und selbst das ist keine ganz treffende Einschätzung, denn für "für Zwischendurch" verschwendet Dangerous Golf einfach zu viel eurer Zeit. Bis der Titel einen Level geladen hat und man endlich schlagen darf, vergeht fast eine halbe Minute. Versemmelt ihr einen Versuch und drückt auf "Restart", wird der gesamte verdammte Level noch einmal neu geladen. Das ist in dieser Sorte Spiel, das angeblich auf Punkteoptimierung und schnellen Partyspaß aus ist, schlicht indiskutabel.
Hin und wieder gelang es Three Fields Entertainment dennoch, mit interessanten Aufgabenstellungen und Bonuszielen meinen inneren Miniatur-Godzilla zu kitzeln. Aber ich würde lügen, wenn ich behauptete, dass die Faszination mutwilliger Zerstörung dem Mangel an Finesse und der Ladezeitenzumutung länger standgehalten hätte, als eine Pyramide Champagnerflaschen Dangerous Golfs voll geladenem Spielgerät.
Ich kann kaum glauben, dass ich das sage, aber in diesem Partyspiel steckt zu viel verantwortungslose Feierei, aber leider viel zu wenig Golf.