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Dark Void

Gipfelstürmer oder Bruchpilot?

Dark Void macht es sich zu Beginn unnötig schwer: Nach einem netten Flugintro samt Raketenrucksack-Flugsequenz raubt es dem Spieler das sinngebende, geniale Fortbewegungsmittel und wirft ihn nur mit einer Knarre bewaffnet in einen 08/15-Dschungel. Ballern, Deckung suchen, Schlauch-Level ablatschen. Sofort werden Erinnerungen an Uncharted wach. Ein Vergleich, den die Produktion der unbekannten Airtight Studios nicht standhalten kann. Wo Naughty Dogs Grafik-Wunder mit einer ungeahnten Detailfülle, perfekter Inszenierung und nahezu fehlerfreiem Gameplay begeisterte, fühlt sich Dark Void in den ersten Stunden über weite Strecken höchstens durchschnittlich an.

Animationen, Texturen, Detailgrad, ja selbst die Waffen der Vorschau-Version wirken billig. Das Design, passend zur Geschichte, irgendwo zwischen Science-Fiction und Zweiter Weltkrieg: Zweitklassig. Seltsame Sound-Effekte, uninspirierte Zwischensequenzen und auch noch die Synchron-Stimme von Nathan Drake, um euch ständig daran zu erinnern, wie es deutlich besser geht. Auf den ersten Blick also eine mittelschwere Katastrophe.

Doch unter der grobschlächtigen Oberfläche schlummert ein veritabler Rohdiamant. Denn kaum trifft der Held der Geschichte, Westentaschen-Abenteurer und Vorzeige-Pilot Will, irgendwann in den Dreißiger Jahren nach seinem Flug durch ein Wurmloch auf den Wissenschaftler Nikolai Tesla, nimmt zumindest das Gameplay Fahrt auf. Und fliegt dank Raketenrucksack spielerisch in ungeahnte Höhen. Auch wenn die Geschichte sich weiter auf Groschenroman-Niveau bewegt.

Ihr könnt es euch schon fast denken: Auf der anderen Seite des Dark Void lauern Außerirdische, die versuchen, die Menschheit zu unterwerfen. Die silbrigen Roboterwesen, oder auch Watcher genannt, unterstützen die Nazis, um ihr Welteroberungspläne voranzubringen. Ein Weltkrieg, der ideale Nähboden für eine geschwächte Menschheit – Rocketeer meets Verlorene Welt meets Stargate. Euer Ziel: Dies natürlich zu verhindern.

Dark Void - Watchers Trailer

Von Tesla bekommt ihr als nützliches Werkzeug den anfangs erwähnten Raketenrucksack geschenkt. Dieser ermöglicht es euch, in den vielen Arealen agil durch die Gegend zu springen, gewaltige Abhänge zu erklettern und euch so den angreifenden Horden zu erwehren. Einen ersten Eindruck von den neuen Gameplay-Möglichkeiten bekommt man durch die vertikalen Shooter-Abschnitte. Hier werdet ihr durch den Rucksack an der Unterseite von Plattformen gehalten und müsst die attackierenden Roboter erledigen. Auf Knopfdruck springt ihr von Plattform zu Plattform, geht in Deckung und jagt euren Gegnern Energieblitze entgegen.

Die Gefechte laufen wie gewohnt in Schulterperspektive ab. Ihr platziert euch hinter Steinbarrikaden, schießt blind und zoomt das Geschehen heran. Ihr könnt nur zwei Waffen mitschleppen, diese im Gegenzug aber durch gesammelte Punkte aufrüsten. Leider fühlen sich alle Waffen recht mager an, sehen schwach aus und klingen wie eine kaputte Luftpumpe. Vollkommen unlogisch: Wer in den vertikalen Abschnitten daneben springt, stürzt trotz Raketenrucksack in den Abgrund. Zum Glück seid ihr später nicht mehr an den Boden gebunden. Kaum habt ihr die ersten Angriffswellen überlebt und Erfahrungen mit eurem ungewöhnlichen Fortbewegungsmittel gesammelt, dürft ihr euch frei in den gewaltigen Leveln bewegen.

Blitzschnell schaltet ihr zwischen eher gemütlichen Bodenkämpfen und knallharten Dogfights mit den außerirdischen Jägern um. Ganz wie bei Crimson Skies und Co. – ein Teil des Entwicklungsteams stammt von dem kongenialen Arcade-Flugsimulator – attackiert ihr die Angriffer mit zwei Bord-MGs, die leider nicht über Leuchtspurgeschosse verfügen. Ihr müsst also selbst ein Gefühl dafür bekommen, wie stark ihr vorhaltet, um die Ufos aus dem Himmel zu holen.