Dark Messiah - Der Krieger
Teil 2: Krieger auf Turkey
Von jeher war ich immer Krieger. Mit dem Schwert in der Hand durchstreife ich seit Jahr und Tag die Spielewelt und je schwerer ich an meiner Rüstung schleppe, desto wohler fühle ich mich. Gut, manchmal greife auch ich gelegentlich zum Zauberspruch und lege den Bogen an, um den Leib eines Feindes schon aus weiter Ferne mit einem flinken Pfeil zu durchbohren. Ein leichtes, unheilvolles Zischen, ein kaum merklicher Lufthauch – und die Gefahr ist gebannt. Doch für "Dark Messiah" besinne ich mich auf mein ureigenes Metier: ich bin ein Krieger, ich bin ein Krieger, ich bin ein Krieger - ein Mann, der im Waffengang den Angstschweiß seines Gegners aus nächster Nähe riechen will! Kein Zauber, kein Pfeil! Mal sehen, wie weit mich meine Kampfkunst bringt.
Der Krieger
Erlaubte Fähigkeiten: Melee Combat, Strength, Critical Hit, Adrenaline, Stamina, Poison Resistance, Endurance, Vitality
Nun gut, am Anfang fühle ich mich irgendwie … nackt. Schutzlos den gegnerischen Horden ausgeliefert. Alles was ich habe ist ein Kurzschwert – und das wird sich für eine ganze Weile nicht ändern. Schon sehr bald merke ich, dass ich noch ein ziemlicher Schwächling bin. Dass ich es mir immer zweimal überlegen sollte, ob ich mich "spontan" auf einen Nahkampf einlasse. Mit machtvollem Dreinschlagen wird es erst mal nichts. Und Attacken nur mit dem Schwert parieren zu können, ist auch nicht gerade der Hit. Was habe ich oben von Angstschweiß gesagt? Jetzt bricht er mir selber immer wieder aus. Statt mich mit Gebrüll meinen Widersachern entgegen zu werfen, beginne ich taktischer zu denken. Schnell mache ich es mir zur Gewohnheit, beim Öffnen einer Tür erst mal blitzschnell den Raum zu scannen: Liegt da irgendwo eine Kiste, die ich dem Feind in die Fresse werfen kann? Gibt es verborgene Nischen, in denen man Deckung findet? Und vor allem: Wo stehen die Schränke und Kommoden, in denen die Dealer von den Arkane Studios diese roten Fläschchen versteckt haben? Gesundheitstränke - ich bin süchtig nach dem Zeug und es gibt viel zu wenige davon! Kaum hatte ich wieder mal eine unliebsame Auseinandersetzung mit diesen unfreundlichen gepanzerten Gesellen, fühle ich mich wie auf Drogenentzug. Wo ist das nächste Fläschchen, liegt denn nicht wenigstens irgendwo ein Laib Brot oder eine Stange Lauch herum, die meinen Gesundheitsbalken wieder um ein paar Pünktchen nach oben päppeln würde?! Wenn ich mich doch nur ein bisschen ausruhen könnte, um meine Kräfte zu regenerieren …
Ich zerschlage Kiste um Kiste, reiße Schranktüren auf und öffne Truhen, immer in der Hoffnung, etwas Brauchbares zu finden. Doch irgendwie scheint man mich zwingen zu wollen, diesen Survival-Parcours auch als Krieger mehr mit Grips als mit Muskeln zu meistern. Ich finde jedenfalls wenig Brauchbares – mal hier eine blaue Mana-Flasche (DANKE!), da eine Magierrobe (SEHR NETT!) – ab und zu mal ein paar Dolche, die zwar Spaß machen, aber nicht besonders viel Schaden anrichten. Kein Helm, kein Brustpanzer, kein Kettenhemd – nicht mal ein Lederwams. Wenn ich Wachen zur Strecke bringe, nehme ich ihre Kurzschwerter an mich und freue mich wie ein Schneekönig, als mir einer endlich auch mal einen Schild hinterlässt. Jetzt ist es zumindest mit dem Parieren ein bisschen komfortabler.
"Weniger ist mehr", denke ich und mache mir mangels schlagkräftiger Waffen die Umgebung zunutze. Ich beginne, ein hingebungsvoller Fan von Lagerfeuerromantik und der heimeligen Wärme von offenen Kaminen zu werden. In dunklen Ecken warte ich und lausche, aus welcher Richtung die Stimmen kommen, wann sie sich wieder entfernen und woanders ihre Runden drehen. Ich beobachte mein Opfer, bis es mir den Rücken zuwendet und versonnen in die lodernde Glut blickt. Mit einem kräftigen Tritt in den Allerwertesten stoße ich ihn in die Flammen und kann meinen Weg fortsetzen. Besser noch: manchmal gelingt es mir, eine Wache neben dem Feuer durch den gezielten Wurf eines Holzscheits ins Straucheln zu bringen. Seine Kleidung entzündet sich und die Flammen springen gleich noch auf einen zu Hilfe eilenden Kumpanen über. Zwei auf einen Streich.
Doch es gibt noch andere Möglichkeiten, die Schurken zur Räson zu bringen – Fußtritte spielen dabei fast so eine wichtige Rolle wie das Schwert. Schmiedeeiserne Gitter mit schmerzhaften Stacheln bereiten so manchem ein qualvolles Ende. Treppenabsätze nutze ich, um sie rücklings ins Stolpern zu bringen und ihnen dann einen mannshohen Kerzenständer hinterherzuschleudern. In der Not entwickelt auch der tumbe Krieger Fantasie …
Skills – mit jedem neu gewonnenen Punkt schiele ich auf den Fertigkeitenbaum, ob ich nicht meinen Horizont in der einen oder anderen Disziplin ein wenig erweitern kann. Es geht schleppend voran mit dem Dazulernen – aber gerade das macht es für den Krieger zu einer echten Herausforderung. Man ist dauernd gezwungen, sich auf unorthodoxe Lösungen einzulassen. Frust kommt dabei aber eigentlich nicht auf – eher stachelt es den Ehrgeiz an. Und wenn man dann wieder mal eine Hürde auf die etwas andere Art genommen hat, ist das Erfolgserlebnis umso größer.