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Darksiders: Wrath of War

Krieg spielen

Viel zu früh hat die Apokalypse die Menschheit dahingerafft. Himmel und Hölle, Dämonen und Engel haben mit ihrem Krieg unsere Zivilisation vom Antlitz der Erde gefegt. Was Atomwaffen, Virus-Pandemien und der Klimawandel nicht geschafft haben, wurde von den Heerscharen der erbitterten Erzfeinde in wenigen Tagen vollendet. Meteoriten brachten gewaltige Wesen auf die Erde, die mit ihren Klauen Hochhäuser zerlegten und nur Stunden für das große Schlachten benötigten. Die Erde, gepeinigt durch diese unwirklichen Kräfte, wurde durch das Zusammentreffen der Kriegsparteien geschunden, verzerrt und aufgerissen.

Brennende Lava floss wie kochendes Blut durch die Straßen, alles bedeckende Asche verdunkelte die lebensspendende Sonne und Städte zerstörende Erdbeben rissen die Überbleibsel unserer modernen Gesellschaft in die Tiefen unseres einst so blühenden Planeten. Ausgelöst vom ersten Reiter der Apokalypse, Krieg, wurde das 6. Buch der Offenbarung des Johannes zur schrecklichen Realität. Dabei war unsere Zeit noch gar nicht reif.

Böse Mächte haben Krieg betrogen. Der Hauptdarsteller von Darksiders: Wrath of War wurde daraufhin von den Göttern auf die vernichtete Erde verbannt und seiner mächtigen Kräfte beraubt. Dürft Ihr im Intro noch mit der vollen Macht eines Dämonen Chaos und Zerstörung über seine Gegner bringen, startet die eigentliche Geschichte mit einem geschwächten Anti-Helden.

Darksiders - Story-Trailer

„Wie bei Metroid Prime und God of War wollten wir den Spielern zu Beginn zeigen, über welch gewaltigen Kräfte der Hauptdarsteller verfügt“, eröffnet uns Vigil Games' Gründer und Comic-Zeichner-Legende Joe Madueira bei unserer ausführlichen Hands-On-Session mit dem Mammutprojekt.

Ein Projekt, das in seiner vierjährigen Entwicklungszeit schon einige Hürden überwinden musste. Gleich mehrere Neukonzeptionen waren nötig, um den optisch sehr gelungenen Titel wieder auf den rechten Pfad zu bringen. Immer wieder wurde der Starttermin verschoben. „Eine harte Zeit mit vielen Überstunden“, wie uns Joe in unserem Interview bestätigt – übrigens zusammen mit seiner jungen Familie der Grund, warum er den Comics den Rücken kehrte.

Doch es sieht danach aus, als würde diese lange Odyssee ein glückliches Ende nehmen. Darksiders hat zwar ein halbes Jahr vor Release noch etwas mit der Framerate, kleinen Steuerungs- und Animationsschwächen zu kämpfen, doch die einzelnen Bestandteile des Gameplays scheinen endlich an ihren Platz zu fallen und ein Meisterwerk zu formen, das vor allem beim Charakterdesign Zeichen setzt.

Bewaffnet mit einem gewaltigen Schwert und begleitet von einem substanzlosen Beobachter, der kongenial von Mark Hamill vertont wurde, schnetzelt sich der Verbannte durch die zombieartigen Überbleibsel der Menschheit. Er möchte sich an dem Zerstörer der Welten rächen, der für dieses gigantische Schlamassel verantwortlich ist. Doch erst muss er dafür seine Kräfte wiedererlangen. „Mit dieser Heldenreise wollen wir Darksiders epische Größe verleihen“, betont Madueira.

Also macht er mit den Untoten, die sich ihm in den Weg stellen, kurzen Prozess. Mit schnellen Kombos, mächtigen Hieben und seinem alles zerquetschenden Tremor-Handschuh schneidet, zerfetzt und zerquetscht er die wandelnden Leichen wie überreife Früchte.

Krieg bei seinem blutigen Handwerk.

Er beendet mächtige Schlagserien mit Schüssen aus seinem dämonischem Revolver, wirft muskelbepackten Kolossen Autowracks an den Kopf, lässt magische Schwerter aus dem Boden schießen und verwandelt sich im späteren Verlauf durch gesammelte Wut in sein altes Selbst. Eine brennende Naturkatastrophe, die selbst Endgegner vor ihrer Kraft erzittern lässt.

Aber Krieg kann noch mehr: Agil springt er von Vorsprung zu Vorsprung, klettert pulsierende Wände empor und löst kleine Schieberätsel. Statt wie bei God of War in eine lineare Welt eingeschlossen zu sein, öffnet sich Darksiders von Level zu Level und bietet am Ende nahezu epische Ausmaße. Er bekommt Flügel verliehen, reitet Greifen und sein Pferd Ruin, setzt Ketten zum Überwinden von Abgründen ein und zerstört mit magischen Bomben kristallene Hindernisse. Aus dem God of War-Klon wird so ein komplexes und vor allem abwechslungsreiches Action-Adventure, dem es zwar immer wieder an Führung fehlt – einige Kollegen verzweifelten an den Rätseln -, dafür aber die Gehirnwindungen zum Glühen bringt.

Das Gameplay erinnert so an vielen Stellen an Nintendos Zelda, Metroid Prime oder an Tim Schafers Brütal Legend. Immer begleitet von Eurem dämonischen Aufpasser müsst Ihr für zwielichtige Gestalten Seelen sammeln, die auch als Währung fungieren, gewaltige Dämonen besiegen und mit neuen Gegenständen bisher verschlossene Gebiete erobern. So verkauft Dämon Vulgrim Krieg das Horn der Götter, mit dem er die lebende Tür weckt, die zum Gefängnis von Dämon Sasmael führt und als Paradebeispiel für das hervorragende Charakterdesign fungiert.