Darkspore
Besser als befürchtet, schlechter als erhofft
Im Gegensatz zu Diablo steigert ihr den Schaden der Kräfte nicht über eingesetzte Skillpunkte, sondern direkt über ihren Hauptcharakterwert. Bei Tanks ist das Stärke, bei Verwüstern Geschicklichkeit und bei Sturmhelden Geisteskraft. Die entsprechenden Attribute gibt es über die Items, die ihr bei Gegnern findet beziehungsweise die am Ende einer Mission in einer Art Lotterie bekommt.
Indem ihr zum Beispiel vier Welten hintereinander bezwingt, ohne die Gruppe zu wechseln, erhöht sich eure Chancen auf einen außergewöhnlichen Gegenstand. Spannung soll dadurch entstehen, dass ihr zumindest anfangs nicht wisst, welche Elemente in den späteren Levels auf euch warten. Da ihr zu Beginn nur eine Gruppe aufstellen könnt, werdet ihr dementsprechend von gleichartigen Gegnern vermöbelt. Später könnt ihr dann mehrere Teams aufstellen, das macht die Sache einfacher.
Anfangs ist das Spiel klar zu leicht, später zieht der Anspruch dann gehörig an. Spätestens beim zweiten Durchgang solltet ihr dann mit einem Koop-Partner in die Schlacht ziehen. Erst hier kommt das System aus Tank, Damage-Dealern und Heiler richtig zum Tragen. Die eher unterdurchschnittliche Einzelspieler-Erfahrung bekommt online mit ein paar menschlichen Kollegen eine ganz andere Tiefe. Erst im Team wird einem bewusst, wie sauber Darkspore ausbalanciert wurde.
Spätestens im dritten Durchgang muss man die Helden gut aufeinander abstimmen, um die starken Angreifer in die Knie zu zwingen. Element-Immunitäten und Elite-Gegner erweisen sich hier als besonders hart. Und auch die Endgegner skalieren wunderbar mit jedem menschlichen Teammitglied. Wer es gern etwas anspruchsvoller mag, kommt hier auf jeden Fall auf seine Kosten, auch wenn die taktische Tiefe durch die doch recht begrenzte Fähigkeiten-Anzahl pro Held eher bescheiden ausfällt. Ach ja, eine wichtige Änderung wurde seit der Beta vorgenommen: Im Koop werden nun die gefundenen Gegenstände ausgewürfelt anstatt sie einfach dem flinksten Krogenitor zuzusprechen.
Das ist gut, weil ihr nicht mehr ständig passende Sachen vor der Nase weggeklaut bekommt und schlecht, weil der Loot so nicht nach den persönlichen Bedürfnissen verteilt wird. Da es dummerweise keine Handelsfunktion gibt, kann man die zufällige Verteilung auch nicht mehr nachträglich korrigieren. Nachbessern! Zusätzlich zu der Kampagne gibt es übrigens noch einen PvP-Modus. Ein Team gegen das andere. Nichts Außergewöhnliches, aber als nette Nebenbeschäftigung zumindest kurzweilig.
Der Kreaturen-Generator kommt nur bei der Anbringung der Items, ein paar Details und der Farbgebung zur Geltung. Eigene Helden könnt ihr leider nicht erschaffen, aber ihnen zumindest ein individuelles Aussehen verpassen. Auf der höchsten Zoomstufe sieht man davon zwar nicht mehr allzu viel, trotzdem ein nettes Feature, das in dieser Form schon etwas Besonderes ist. Richtig hübsch werden eure DNA-Monster, wie oben erwähnt, aber selten. Wie beim restlichen Design müssen die Entwickler hier noch eine Menge dazulernen. Darkspore lässt sich übrigens nur online spielen. Ihr müsst euch also auch einloggen, wenn ihr alleine unterwegs seid. Die Erklärung: Es gibt keine klare Trennung mehr zwischen Online- und Offline-Account. Ihr sammelt in beiden Varianten Erfahrungspunkte. Ich habe mit solch einer Regelung ja selten Probleme, einigen klassische Action-Rollenspiel-Fans wird das aber bestimmt sauer aufstoßen.
Darkspore ist nichts für Solo-Spieler. Das komplette System aus unterschiedlichen Helden greift erst, wenn man mit menschlichen Kollegen spielt. Nur im Team ergänzen sich Fähigkeiten und Klassen, nur zu zweit, zu dritt oder zu viert entstehen ein vernünftiger Spielfluss und packende Kämpfe. Da ich solche Titel aber sowieso lieber gemeinsam mit Freunden spiele, lasse ich die deutlich schlechtere Einzelspieler-Wertung hier einfach unter den Tisch fallen. Wer für diesen Sonderfall unbedingt eine Zahl benötigt, kann gern im Geiste eine 5 oder 6 drunterpinseln. Je nachdem, wie sehr die Sammelwut und Lootgeilheit in den Fingern kribbelt. Ich spiele Darkspore nur mit Freunden oder zufälligen Koop-Partnern. Und in diesem Fall ist das Spielerlebnis zumindest gut.
Wichtig ist nur, dass ihr keinen Wert auf eine richtige Story oder Quests legt. Die paar Info-Schnipsel, die da am Rand von der weiblichen Erzählerstimme zum Besten gegeben werden, sorgen nicht gerade für viel Atmosphäre. Und ja, selbst den Kreaturen-Generator macht am Ende nicht wirklich einen Unterschied. Die Veränderungen sind leider zu minimal, um eine ähnliche Faszination wie bei Spore auszulösen. So bleibt Darkspore trotz guter Ansätze, einem fordernden Schwierigkeitsgrad und zumindest später taktisch anspruchsvollen Kämpfen unter den Erwartungen. Im Koop trotzdem kein schlecht angelegtes Geld.
Darkspore ist exklusiv für den PC erhältlich und kann nur mit einer Internetverbindung gespielt werden.