Skip to main content

Darkspore

Mehr Diablo als Spore

Gleich vorweg: Darkspore hat mit Spore ungefähr genauso viel zu tun wie WarCraft 3 mit World of WarCraft. Die Spiele teilen sich ein paar Ideen, zum Teil auch die gleiche Welt und das wars. Sie nutzen noch nicht mal das gleiche Genre. Hinter Spore steckt ein ungewöhnliches Aufbaustrategiespiel mit Genetik-Komponente, hinter Darkspore ein waschechtes Action-Rollenspiel, bei dem man minimalste Veränderungen an den Kreaturen vornimmt.

Immerhin könnte zumindest die Welt die Gleiche sein. Irgendwelche Wissenschaftler namens Crogenitoren haben mit DNA herumgespielt und damit die Darkspore erschaffen. Dunkle Wesen, die mal wieder das Universum ins Chaos stürzen. Ihr seid ein Crogenitor. Vielleicht der letzte seiner Art und ihr müsst Frieden bringen. Kurz: Die dunkle Biomasse ein für allemal kaltstellen.

Als feiger und vor allem schwacher Forscher zieht ihr natürlich nicht selbst in den Kampf, sondern nötigt gentechnisch veränderte Wesen dazu, euch zu helfen. Im Tutorial stehen euch zwei dieser „Helden" zur Verfügung. Gleich zu Beginn zieht ihr mit einem Plasma-Helden namens „Blitz" in den Kampf. Dargestellt wird das Ganze, wie bei jedem Action-RPG, aus der Iso-Perspektive. Ihr visiert einen Punkt an, klickt und eure Figur bewegt sich dorthin. Mit dem zweiten Mausknopf wird attackiert und auf den Tasten 1 bis 5 liegen eure Kräfte. So weit, so Diablo. Euer erster Held ist ein Damage-Dealer, der mit schadenproduzierenden Teleports und Energiekugeln die Gegner gleich reihenweise aus ihren genetisch-manipulierten Latschen haut.

Ihr brutzelt also so vor euch hin, bis der zweite Freiwillige namens Sage auftaucht. Ein Bio-Held, der sich neben ein paar Pets vor allem mit seinen Heilkräften nützlich macht. Das Besondere: Ihr wechselt auf Knopfdruck blitzschnell zwischen insgesamt drei verschiedenen Helden hin und her. Wer Marvel vs. Capcom kennt, weiß, wie es funktioniert. Benötigt ihr eine andere Taktik beziehungsweise ein unterschiedliches Fähigkeiten-Set, wählt ihr einfach den entsprechenden Helden. Zum einen, weil Gegner der gleichen Element-Klasse doppelten Schaden machen und zum anderen, um in den enorm spaßigen Koop-Runden euren bis zu drei Partnern unter die Arme zu greifen.

Nach dem Ende der ersten Mission gibt es erst einmal Erfahrungspunkte und einen seltenen Gegenstand. Diesen könnt ihr mit dem bewährten Charakter-Editor an eurem Helden anbringen. Selbiger gewinnt dadurch bessere Statistiken und ein neues, optisches Detail. Mehr geht leider nicht. Keine eigenen Helden, keine umfangreichen Umbaumaßnahmen. Okay, ihr könnt euer Vieh unterschiedlich anstreichen, trotzdem eine kleine Enttäuschung. Mit steigendem Crogenitor-Dingsbumms-Level schaltet ihr dann weitere Helden frei und integriert sie in euer Team.

Blitzschild, Energiekugel, ein paar kritische Treffer und schon ist der erste Endboss Geschichte.

Wichtig ist dabei neben der Beachtung der Anfälligkeiten/Element-Klasse und Klasseneigenschaften vor allem die dritte Fähigkeit, die jeder mitbringt. Diese kann nämlich auch der Rest eurer illustren Truppe einsetzen. So kann zum Beispiel ein Plasma-Damage-Dealer damit heilen oder einen Schild aktivieren. Ein Großteil der taktischen Überlegungen fließt also auch in die Vorbereitung, die Planung vor den eigentlichen Einsätzen. Das Metagame nimmt demnach bei der Spielerfahrung einen entsprechend großen Platz ein.

So weit, so einigermaßen logisch. Nachdem ich mir mit Wraith einen Necro mit Tank-Fähigkeiten geleistet habe, geht es in den nächsten Level. Diesmal keine langweiligen Plattformen irgendwo im Weltall, sondern ein Waldplanet. Die eigentlichen „Dungeons" sind recht karg und nicht sonderlich kompliziert aufgebaut. Hier mal ein Nebenweg mit Schatzkiste aka Alien-Pyramiden-Dings, dort mal ein Zwischenboss mit nettem Loot. Zu simpel, zu sehr Ende 20. Jahrhundert. Die restliche Optik geht in Ordnung. Saubere Animationen und detaillierte Spielfiguren. Und nachdem ihr euch dann weitere zehn Minuten durch die Level-Struktur gemetzelt habt, geht es dann endlich gegen den Endboss. Jeder Darkspore kommt dabei mit einer eigenen Taktik daher.

Dieser hier beschwört viel Kleinkram herauf und stößt immer wieder dicke Energiestrahlen aus. Da heißt es: Kleinvieh platt machen, ausweichen, heilen und so viel Schaden wie möglich erzeugen. Ohne Mitspieler keine einfache Aufgabe. Unterm Strich ist Darkspore aber auf dem untersten Schwierigkeitsgrad keine echte Herausforderung. Noch ein Attribut, das es sich mit Diablo teilt. Im optionalen Hardcore-Modus sieht das dagegen ganz anders aus. Hier müssen Klassen und Fähigkeiten genau aufeinander abgestimmt werden, sonst sorgen vor allem die Schadens-Boni für einige unschöne Restarts.

Leider schleicht sich nach den ersten drei bis fünf Aufträgen eine gewisse Routine ein. Es gibt einfach zu wenig Fähigkeiten (drei pro Charakter) und der Level-Aufstieg einer Kreatur resultiert nur in stärkeren Stats, die sich aber immerhin auf eure Attacken auswirken. Okay, neue Figuren bieten Raum für ein paar Experimente, doch letzen Endes ist die Charakterentwicklung einfach zu seicht. Das Spiel wird dadurch im Singleplayer viel zu schnell langweilig.

Wirklich interessant wird Darkspore erst durch die Multiplayer-Optionen. Neben dem nett gemachten PvP in diversen Arenen, Spielmodi und Konstellationen ist es insbesondere der Koop, der mich in der Closed Beta bei der Stange gehalten hat. Gemeinsam mit einem Entwickler bestritt ich vier weitere Missionen und bekam ein Gefühl dafür, was die Entwickler eigentlich wollen. Wie bei einem Online-Rollenspiel benötigt ihr im Gruppenabenteuer ein gutes Teamwork und die richtigen Helden. Nur so lassen sich die deutlich stärkeren Monster und vor allem die Bosse besiegen. Im Idealfall hat jeder einen Tank, einen DPSler und einen Heiler im Gepäck. Auf dem Hardcore-Schwierigkeitsgrad gilt es, blitzschnell den eigenen Helden und die damit verbundenen Boni und Resistenzen zu wechseln. Wer hier später nicht aufpasst, wird ganz schnell wieder auf das eigene Basisschiff befördert.

Wenn man erst einmal akzeptiert hat, dass Darkspore mit Spore nahezu gar nichts zu tun hat, kann man sich zumindest zu Beginn mit Maxis' ungewöhnlichem Action-Rollenspiel anfreunden. Die ersten Kämpfe gehen locker von der Hand, die Grafik ist gut und das Koop-Feature sogar hervorragend. Doch nach den ersten paar Stunden fehlt einfach genug Abwechslung, um einen auch längerfristig zu begeistern. Ja, vielleicht werden die Level später etwas komplexer und nicht mehr ganz so öde wie in den ersten sieben Abschnitten. Schließlich gibt es 24 Szenarien. Doch was Fähigkeiten und Charakterentwicklung angeht, muss Maxis noch nachlegen. Drei Kräfte pro Held, die man kaum aufmotzen kann, und insgesamt nur fünf aktuell nutzbare sind für Diablo-Fans einfach nicht genug. Schließlich ist neben dem Loot die Charakterentwicklung am wichtigsten und gerade die fällt bei Darkspore, trotz der 100 Kämpfer, einfach nicht tief genug aus. Deshalb erst einmal vorsichtig abwarten, was die Vollversion bringt.

Darkspore erscheint am 31. März exklusiv für den PC.

Schon gelesen?