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Das Final Fantasy XIV Fan Fest 2023 in Las Vegas: Bunt, eigensinnig und der Inbegriff von "Wholesome"

In London geht's weiter!

Die Welt von MMOs kann manchmal ganz schön überfordernd wirken. Gerade, wenn sie schon zehn Jahre auf dem Buckel haben, so wie Final Fantasy 14. Hat man sich aber ein mal in diese Welt getraut, so kann es sein, dass man unvergessliche Spielerfahrungen macht, ganz besondere Menschen findet uns sich außerordentlich lange darin verliert. Für Fans von Final Fantasy 14 veranstaltet Square Enix deshalb regelmäßig Fan Festivals, in denen sich Online-Bekannte endlich im realen Leben treffen, eigene Kostüme vorstellen und ihre großen Helden, die Entwickler, sehen können. Und ich durfte vom 28. und 29. Juli beim Final Fantasy 14 Fan Festival in Las Vegas dabei sein, um diese Zusammenkunft zu beobachten und für euch einzuordnen.

Koji Fox ist nicht nur für die Lokalisierung von Final Fantasy 14 und die Entwicklung von Final Fantasy 16 zuständig, sondern auch Sänger der Rockband "The Primals". | Image credit: Final Fantasy XIV Fanfest 2023

Las Vegas ist vor allem für die nordamerikanische Community interessant. Nachdem 2021 das letzte Festival weltweit aufgrund der Pandemie nur digital stattgefunden hatte, freuten sich die Besucher und das Team natürlich umso mehr auf ein physisches Ereignis. Aber Nordamerika macht nur den Auftakt, am 21. und 22. Oktober geht es schon in der ExCeL Messehalle in London weiter (in der wir übrigens letztes Jahr für die Pokémon-Weltmeisterschaften waren). Januar 2024 endet die Tour im Tokyo Dome.

Zwei Hallen voller Fanservice

Wie jedes Event, das wiederholt stattfindet, hat auch das Final Fantasy 14 Fan Festival ein paar eigene Rituale entwickelt. So gibt es zur Eröffnung ein paar große Ankündigungen, die dieses Jahr besonders spannend waren. Außerdem hält Naoki Yoshida, der unter den Fans als Yoshi-P gefeiert wird, öfter Reden auf der Bühne, sowie Pressekonferenzen für Medienvertreter aus aller Welt. Auch der sonst digital vorgestellte Letter From The Producer, wird live vor Publikum abgehalten. Nicht nur der Produzent und Director steht im Fokus – auch wenn seine Persönlichkeit definitiv den meisten Raum einnimmt – sondern auch Lokalisierungsvertreter und weitere Entwickler übernehmen das Wort bei verschiedensten Panels. Dieses Jahr gab es zudem einen Cosplay-Walk, ein PvP-Match und zwei große Konzerte. In den zwei Messehallen wurden zudem diverse Stände mit Foto- und Spielmöglichkeiten bereitgestellt, um die Fans zu beschäftigen. Zudem gab es in der ersten Halle kleine Quests, die man erfüllen konnte, um ein paar Goodies mitzunehmen. Einen offiziellen Merch-Stand gab es natürlich ebenfalls. Ein wenig spielen konnte man bei der Battle Challenge, für die man sich über die Festival-eigene App im Voraus angemeldet hat.

Proto-Carbuncle war Fotospot und gleichzeitig eine Attraktion, bei der die Fans ein Reaktionsspiel spielen konnten. | Image credit: Eurogamer.de

Das MMO selbst ist mittlerweile bei der sechsten Erweiterung Endwalker angekommen und auch diese wird mit dem kommenden Patch 6.5 abgeschlossen sein. Neue Inhalte müssen her und mit denen wurde das diesjährige Fan-Festival sogar eröffnet. Wahrscheinlich hat niemand damit gerechnet, dass das Erste, was die Fans sehen, der erste Trailer zur siebten Erweiterung Dawntrail sein wird.

Der erste Auftritt von Naoki Yoshida wurde mit großem Jubel aufgenommen. Zahlreiche glückliche, laut jubelnde und gleichzeitig unglaublich rücksichtsvolle Fans haben die Messe eröffnet und diese Stimmung hat sich über die zwei Tage lang nicht verändert. Auch der neue CEO von Square Enix, Takashi Kiryu, der erst seit April dieses Jahres die Leitung des Unternehmens übernimmt, stand am ersten Morgen gleich zweimal auf der Bühne. Eine weitere Persönlichkeit, die Yoshi-P unterstützen durfte, war Xbox-Chef Phil Spencer. Mit seinem Auftritt wurde eine Xbox-Series-Version von Final Fantasy 14 bekannt gemacht. Abgerundet wurde der Morgen von einer Kooperation mit Fall Guys, welche ab dem 22. August 2023 süße Kostüme aus FFXIV enthalten wird. Andersherum haben die Inhalte von Fall Guys im Gold Saucer noch kein konkretes Datum. Egal ob Dawntrail, Phil Spencer oder neue Jobklassen: Generell gab es an diesem Morgen einfach sehr viele überraschende Ankündigungen für die Fans. Hier könnt ihr sie alle in Ruhe nachlesen.

Der einzige Cringe-Moment für mich auf diesem sonst sehr schönen Fan-Festival. | Image credit: Square Enix, Final Fantasy XIV

Spannend wird, was im Spiel zwischen der aktuellen Endwalker- und Dawntrail-Erweiterung noch passiert. Denn auch hier ist nicht wenig angekündigt worden. In der bereits 78. Ausgabe vom "Letter From The Producer" erklärt das Team ihre Roadmap für die nächsten Updates, mit Patch 6.5 und 6.55 im Mittelpunkt. Natürlich werden weitere Informationen auf den kommenden Festivals in London und Tokyo nach und nach enthüllt. Ist euch die anderthalbstündige Konferenz auf den offiziellen FFXIV-Kanälen zu lang, haben wir euch die Updates zwischen 6.5 und 7.0 im folgenden Video zusammengefasst:

Ein zehn Jahre altes MMORPG mit Inhalten zu versorgen ist sicher zeitaufwendig, da kommt oft die technische und visuelle Seite zu kurz. Deshalb schwärmte Naoki Yoshida wahrscheinlich unzählige Male von der grafischen Aufbesserung, die Final Fantasy 14 nun bevorsteht. Er erwähnte diese mehrmals in diversen Präsentationen und stellte dann ein Video vor, in dem zu sehen ist, was das konkret bedeutet. Außenstehenden mögen diese Verbesserungen nichtig vorkommen, doch für ein so altes MMO ist das ein wichtiger Schritt, um das Spiel aktuell zu halten und nicht an einen neuen Nachfolger zu geben. Damit ein Final Fantasy 17 also kein neues MMORPG wird. Grafische Updates heißen aber auch neue Ansprüche für euren PC. Diese fallen zum Glück nicht allzu anspruchsvoll aus. Auf eine RX 6700 bzw. RTX 6000 werden Fans von Final Fantasy 14 also nicht aufstocken müssen.

Endlich kann man so ein Foto auf IRL aufnehmen! Wahrscheinlich im Cosplay. | Image credit: Final Fantasy XIV, Square Enix

So sehr ich die Community auch mochte und den Entwicklern gegönnt habe, wie Rockstars behandelt zu werden, so unmöglich ist es, ein paar negative Punkte in Las Vegas auszublenden. Das offensichtliche zuerst: Bevor ich in den Kommentaren lese "Ohhhh Las Vegas, habt ihr es gut!" unterbinde ich das gleich mal mit stolzen 45 Grad Hitze, für die man als Mensch einfach nicht gemacht ist – schon gar nicht, wenn man den Großteil seines Lebens in Deutschland verbringt. Das Schlimme ist ja nicht einmal die Hitze selbst, sondern der ständige Temperaturwechsel zwischen unerträglich hohen Temperaturen draußen und den eisigen drinnen, weil alle Gebäude ihre Klimaanlagen auf Hochtouren laufen lassen. Na gut, dafür kann die Messe ja nichts.

Wofür die Messe aber etwas kann, sind die unorganisierten Essensschlangen inklusive der wenigen und schlechten Essensstände, über die sich kein einziger Mensch auf dieser Veranstaltung gefreut hat. Aber auch das war bei den Fans wahrscheinlich nur ein kleiner Dorn im sonst lächelnden Auge. Etwas eigenartig fand ich die Tatsache, dass man kaum an das Merch gekommen ist und es immer mit langen Wartezeiten verbunden war. Und das, obwohl man sich in der App extra für einen Zeitslot anmelden musste. Schon klar, FFXIV-Fans wollen wahrscheinlich alle besonders gerne Geld ausgeben, aber ich habe viele traurige Gesichter und sehr viel Zeitaufwand gesehen, für etwas, was eigentlich nicht so davon einnehmen sollte. Ich erinnere mich gerne daran zurück, wie der ganze Merch-Aufwand auf der etwa fünfmal so großen Tokyo Games Show viel besser gelöst wurde. Dort gab es kaum Warteschlangen oder Wartezeit.

Naoki Yoshida beantwortet Fragen von Medienvertretern. | Image credit: Square Enix, Final Fantasy XIV

Zu guter Letzt war da noch die Pressekonferenz. Journalisten konnten Fragen einreichen, die dann vom FFXIV-Team vorsortiert wurden. Aus dieser viel zu langen Konferenz konnte man kaum etwas Gehaltvolles mitnehmen, obwohl sogar zwei Fragen aus dem Eurogamer-Team ausgewählt wurden. Die habe ich im ersten Video für euch verarbeitet. Vieles drehte sich um Projekte, die bereits im Team besprochen, aber nicht umgesetzt werden. Die Selbstdarstellung von Yoshida nervte mich an dem Abend etwas, als er die Fragenden belehrte, warum einige Fragen immer wieder auftauchen und wie sie ja schon alle möglichen Ideen (beispielsweise zu digitalen Versionen des Spiels oder zum Einstieg ins MMORPG) im Team durchgesprochen haben, aber einfach keine Zeit hätten. Genau das wären die Fragen gewesen, die man hätte aussortieren müssen, aber gut. Dann eben nicht noch mehr Neuigkeiten – von denen gab es in Las Vegas schließlich schon mehr als genug.

Spannend war aber, dass Yoshida andeutete, dass es vielleicht irgendwann einen Nachfolger geben müsste. Natürlich zeigte er keine Ambitionen, mit dem MMO aufzuhören, aber die Frage, wie viele Erweiterungen noch kommen sollen, stand im Raum. Final Fantasy 14 könnte bei dieser Fanbase also noch ein Weilchen weiterlaufen. Da frage ich mich: Schafft es bei diesem Personen-Hype überhaupt noch eine andere Persönlichkeit dieses Franchise mit solch treuen Fans zu übernehmen?

"Wholesome" (Adjektiv): Die Final Fantasy XIV Community

Apropos Treue: Die Community war mehr als nur das. Als ich letztes Jahr auf der Polaris, der ersten Nerd-Messe in Hamburg, war, fand ich es so schön zu sehen, wie Marketing und Konsum noch nicht die Lust an Videospielen, Anime und einfach der Liebe zur Popkultur überschattet, weil die Messe noch in ihren Anfängen steht. Beim FFXIV-Fanfest habe ich davon – trotz langjähriger Wiederholung – eine ordentliche Schippe mehr gesehen. Die FFXIV-Fans sind sogar in den USA ihrem guten Ruf noch mal ein Stück voraus: Zuvorkommend, nett, natürlich glücklich über die ganzen neuen Inhalte, die ihnen dort aus erster Hand vorgestellt werden, aber eben auch sehr offen Neueinsteigern gegenüber. Ich bin immer auf offene Ohren und redefreudige Spieler gestoßen, die mit voller Begeisterung erklärt haben, warum sie auf der Messe sind oder was ihnen an Final Fantasy 14 so viel Spaß macht. Oft sind es die Menschen, die tollen Welten und die liebenswerten Nebencharaktere. Manchmal aber auch die Möglichkeit nicht unbedingt der Hauptgeschichte zu folgen, sondern mit Nebenbeschäftigungen, wie dem Glamour (Die Fashion in FFXIV), Housing, Crafting und Co. eigene Geschichten mit oder ohne Fremde zu gestalten.

Freunde treffen, neue Spieler kennenlernen und selbst raiden: Auf dem Final Fantasy 14 Fan Festival gab es zwei Tage lang ordentlich was zu tun! | Image credit: Eurogamer.de

Mich hat die Höflichkeit beeindruckt, mit der mir die Fans begegnet sind. Nicht ein mal hatte ich das Gefühl verurteilt zu werden, egal ob als Journalistin, als Frau oder als jemand, der einfach noch nicht Hunderte von Stunden in Final Fantasy 14 versenkt hat. Inside-Wissen des Spiels wurde mir freundlich erklärt und Cosplays glücklich vorgestellt. Und auch den Umgang untereinander habe ich nicht anders beobachtet. Keine Eskalationen, keine Streitereien, nicht mal einen Funken schlechter Laune (ja, selbst bei den Essensständen). Barrierefreiheit wurde hier ebenfalls großgeschrieben. Da gab es im Nachhinein zwar ein wenig Kritik von der Community, weil nicht alles immer zugänglich war, aber wenn ich das mit der AnimagiC vergleiche, die ich letztes Wochenende spontan in Mannheim besucht habe, war da Welten dazwischen. Beim Fan-Festival gab es zugewiesene Sitzplätze, genug Raum für Rollstühle und Helfer, die sich auskannten und aushalfen, wo es nur ging.

Solltet ihr euch also schon Tickets für London gesichert haben, bin ich mir sicher, dass ihr mit einem ähnlich frohen und positiven Ereignis rechnen könnt! Nach der Flut an Neuigkeiten aus den USA, wird es allerdings spannend, was im Oktober noch angekündigt wird und welche Release-Zeiträume für die angekündigten Aktionen konkret angesagt werden. Welche waren bisher eure liebsten Fan-Feste? Lasst uns das gerne unten in den Kommentaren wissen!

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