Das Indie Roundup: Ein Bioshock-Lookalike, Schwerter, Entspannung und zwei Exorzismen
The power of type compels you!
In unserem Indie-Roundup präsentieren wir euch einmal die Woche (meist) aktuelle Indie-Spiele, die ansonsten in der Masse der Releases leicht untergehen könnten.
Close to the Sun: Das ist ja gar nicht Bioshock!
Verrückte Wissenschaftler, alternative Zeitlinien und Art-déco-Umgebung sprechen aber eine andere Sprache.
Klar, Close to the Sun ist nicht Bioshock, aber es ist zumindest optisch so sehr wie Bioshock, wie es nur irgendwie geht. Das liegt nicht zuletzt am wirklich gelungenen Art-déco-Stil, der sich, wie schon im Klassiker von Irrational Games durch das ganze Spiel zieht. Mehr als Bioshock ist Close to the Sun aber ein Horror-Adventure in einem Alternative-History-Szenario. Nikola Tesla hat sich in seiner Auseinandersetzung mit Thomas Edison durchgesetzt und ein riesiges Schiff namens Helios geschaffen, das hier als Schauplatz dient. Ihr schlüpft nun in die Rolle einer Journalistin und müsst nach eurer Ankunft auf diesem Wunderwerk der Technik feststellen, dass die dortige Gesellschaft (ein Paradies für Wissenschaftler) inzwischen in sich zusammengebrochen ist - Rapture lässt grüßen.
Euer Ziel ist es ab diesem Zeitpunkt nur noch, so schnell wie möglich wieder von diesem Schiff zu verschwinden. Geballert wird nicht, stattdessen sammelt ihr Hinweise und interagiert mit verschiedenen Persönlichkeiten - sofern sie nicht inzwischen ihr Leben ausgehaucht und mit Blut eine letzte verzweifelte Botschaft an die Wand geschmiert haben. Der Horror entsteht dabei eher subtil durch die beklemmende Atmosphäre und weniger durch die durchgedrehten Irren, die euch bisweilen verfolgen.
Preis: 29,99 Euro
Erhältlich für: PC, PS4, Xbox One
Dark Devotion: 2D-Ausdauersauger
2D-Dark Souls mit umgedrehter Progression.
Man sagt inzwischen ja über relativ viele Spiele, dass sie so etwas wie das 2D-Dark-Souls wären. Auch Dark Devotion kommt da nahe ran. Der 2D-Sidescroller ist aber zumindest in einer Hinsicht gerade nicht wie Dark Souls. Wenn ihr nämlich sterbt, verliert ihr nicht eure Erfahrungspunkte, sondern alles abgesehen davon. Das führt zu einem recht netten Fortschrittsgefühl, weil ihr eigentlich nie das Gefühl habt, umsonst gestorben zu sein.
Und dennoch erinnert der Titel in vielerlei Hinsicht an die beinharten Souls-Spiele, insbesondere aufgrund des sehr auf Ausdauer ausgelegten Kampfsystems. Angreifen, blocken, ausweichen - all das verbraucht Ausdauer und es ist nicht gerade schwer, schon nach einigen Angriffen komplett ohne dazustehen. Optisch erinnert der Titel ein wenig an ein klassisches Castlevania-Abenteuer - also was wollt ihr mehr, ihr Masochisten?
Preis: 19,99 Euro
Erhältlich für: PC
The Padre: Dämonen austreiben - in Voxelgrafik
Resident Evil auf kubistisch
Noch so ein Horrorspiel - und noch dazu eines, das aussieht, als hätte es jemand in Minecraft gebaut? Genau das ist The Padre. Ihr verkörpert einen Priester, müsst aber keine Gottesdienste leiten oder zur Gemeinde predigen, sondern hauptsächlich Dämonen jagen. Und zwar, indem ihr ihnen ordentlich auf die Mütze gebt. Es sei denn, ihr bekommt es mit einem Geist zu tun, dann müsst ihr schon herausfinden, welcher Konflikt es ist, der ihn im Diesseits gefangen hält und selbigen lösen. Das alles übrigens in einem alten Herrenhaus mit festgelegten Kameraperspektiven - Erinnerungen an den ersten Teil der Resident-Evil-Reihe sind sicher nicht unbeabsichtigt. Wenn ihr die mochtet und nichts gegen die Voxel-Optik habt, wird euch mit ziemlicher Sicherheit auch das hier Spaß machen - auch wenn ihr nicht immer genau wisst, was eigentlich diese roten Pixel sein sollen, mit denen euch die Monster bisweilen beschießen.
Preis: 16,79 Euro
Erhältlich für: PC, PS4, Xbox One, Switch
The Textorcist: Dämonen austreiben - mit eurer Tastatur
jEtz streb shcon, du mIststükc!!1
Ich gebe gerne ohne Umschweife zu, dass The Textorcist mein liebster Titel des dieswöchigen Roundups ist. Gar nicht so sehr, weil es schon wieder um Priester und das Austreiben von Dämonen geht, sondern weil ihr das diesmal ganz und gar mit eurer Tastatur machen müsst. Ihr könnt euch sicher bestens an all die schönen Formeln erinnern, mit denen der Dämon im Filmklassiker Der Exorzist ausgetrieben wurde. All diese Formeln dürft ihr jetzt auch nutzen - indem ihr sie tippt. In schönster Pixelgrafik reist ihr von Ort zu Ort und hackt ein Wort nach dem anderen in eure Tastatur. Am Ende steht stets ein Amen und genau das führt meistens dazu, dass das Böse den menschlichen Körper verlässt.
Die Herausforderung besteht natürlich darin, dass die Dämonen euch bei eurem Exorzismus nicht in Ruhe lassen, sondern euch mit allerhand Gekröse bewerfen. Dem müsst ihr in Bullet-Hell-Manier mit einer Hand ausweichen, während ihr mit der anderen tippt, wenn keine Treffer zu befürchten sind. Werdet ihr getroffen, verliert ihr eure Bibel und müsst sie erst wieder aufsammeln, bevor ihr weiter austreiben könnt. Nur wenn ihr in dieser Situation vom Bösen getroffen werdet, verliert ihr etwas von eurer Lebensenergie.
Ich kann gar nicht genau sagen warum, aber es macht einen Heidenspaß (haha!) ein Spiel mal wirklich ausschließlich mit der Tastatur zu spielen. Maus oder Controller sind gänzlich unnötig. Einigermaßen gut tippen können solltet ihr für The Textorcist aber natürlich schon und gute Kenntnisse der englischen Sprache schaden auch nichts, denn in einer deutschen Übersetzung ist das Spiel bislang nicht erschienen. Erhältlich ist The Textorcist eigentlich schon seit Februar, seither leider aber ziemlich untergegangen. Den Grund kennt wohl nur der liebe Gott. Amen.
Preis: 12,49 Euro
Erhältlich für: PC
The Swords of Ditto: Mormo's Curse: Wenn das mal nicht perfekt auf die Switch passt ...
Zelda, bist du das?
Von The Swords of Ditto war ich bereits in meinem Test vor gut einem Jahr ziemlich angetan. Ein prozedural generiertes 2D-Zelda-Like, bei dem ihr eine hübsche, bunte Welt von einem Tyrannen befreien müsst, aber immer wieder sterbt und deshalb Jahre später als neuer Held wiedergeboren werdet - was könnte da schon schiefgehen? Ich weiß es nicht, aber Entwickler onebitbeyond empfand das Spiel wohl als verbesserungsfähig und reichte daher mit Mormo's Curse ein kostenloses Update nach, das neue Schauplätze, Waffen und Feinde beinhaltete und außerdem den Permadeath abschaffte. Das verändert das Spielprinzip doch schon ziemlich, macht es aber auch motivierender für alle, die es einfach nicht mögen, in jeder Spielsituation extrem vorsichtig vorzugehen.
Zusammen mit diesem Update ist The Swords of Ditto jetzt auch für die Switch erschienen und, was soll ich sagen, es passt perfekt auf diese Konsole und es fühlt sich wie gemacht für den Handheld-Modus an. Überbrückt damit am besten die Wartezeit auf das Remake von Link's Awakening.
Preis: 14,99 Euro
Erhältlich für: PC, PS4, Switch
Feather : Kommt gefälligst zur Ruhe!
Findet eure Mitte!
Wenns im Büro mal wieder stressig war, wenn der Nachbar gefühlte 20 Schränke an die Wand bohrt, der Internetanbieter anruft und euch von einem tollen neuen Angebot überzeugen will, wenn die Spielebestellung die Fußabrücke des Postboten auf der Verpackung hat und das Butterbrot natürlich mit der falschen Seite nach unten fällt - dann kommt runter! Ich habe neulich gelesen, dass das entgegen landläufiger Meinung nicht gut funktioniert, indem man auf einen Boxsack oder etwas anderes einprügelt. Stattdessen sollte man sich entspannen, körperlich und geistig. Das hier ist für euch, gestresste Menschen. Es heißt Feather. Seid ein Vogel. Fliegt einfach herum. Erkundet eine völlig unstressige Welt - geht mit dem Wind. Findet eure Mitte. Los jetzt!
Preis: 8,19 Euro
Erhältlich für: PC, Switch
Aggelos: Oldschool-Platforming wie von Oma
Nur die Harten komm' in Garten! Dachten sich wohl die Entwickler von Aggelos, die auf der Switch einen von Wonderboy inspirierten 2D-Platformer veröffentlicht haben, der wirklich altertümlich wirkt. Wirklich. Echt. Moderne Retro-Platformer geben sich ja ganz gerne mal den Look ihrer alten Vorbilder, benutzen aber dennoch grafische Effekte oder Mechaniken, die so auf einem NES oder SNES nicht möglich gewesen werden. Bei Aggelos hatte ich den Eindruck, dass dem nicht so ist - es spielt sich wie ein wirklich altertümliches Metroidvania, aus einer Zeit, in der es noch keine Metroidvanias gab. Das muss aber natürlich nichts Schlechtes sein, es kann sich nur ziemlich gnadenlos anfühlen. Habt ihr die Einstiegshürde aber erst mal genommen, wartet hier ein überraschend tiefes Abenteuer auf euch, inklusive großer Spielwelt, in der es allerhand Geheimnisse zu entdecken gibt.
Preis: 13,99 Euro
Erhältlich für: Switch