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Das kaputteste Spiel, dem man trotzdem verzeiht 2024: Stalker 2 hätte ich so nicht für möglich gehalten

Das unmögliche Spiel.

Es lässt sich nicht leugnen, dass in einer Zeit, in der Videospielentwicklung zunehmend komplexer wird und zugleich immer größere externe, meist Investoren-seitige Drucke auf den Studios liegen, häufiger Titel in einem unfertigen Zustand auf den Markt kommen. Für die zahlende Kundschaft – uns – ist das oft ärgerlich, manchmal macht das sogar wütend. Im Fall von Stalker 2 gab es aber gleich drei Gründe, wegen derer ich dem Spiel seinen Status gerne verzieh.

Erstens wäre da bloße Empathie mit den Entwicklern, denn ein riesiges Videospiel zu entwickeln, während das eigene Land angegriffen wird, Freunde und Verwandte in Gefahr oder geflohen sind und die Zukunft ungewiss. Das – und man möge mir die flapsige Analogie verzeihen – ist Spieleentwicklung auf “Very Hard”, wo andere auf “Normal” ihr Ding machen können. Es muss unfassbar zermürbend gewesen sein und es hätte mich sehr gewundert, wenn dieses Spiel – wohlgemerkt, der Nachfolger eines zu Friedenszeiten für seinen ruppigen Launch-Zustand berühmten Meilensteins – komplett sauber auf den Markt gekommen wäre.

Das unmögliche Spiel

Zweitens: Ich hatte es noch vor Jahren tatsächlich nicht ernsthaft für möglich gehalten, dass irgendwann ein Stalker 2 kommt, das tatsächlich mit denselben Ambitionen und Aufwand ans Werk geht, wie der erste Teil. Ich dachte, der Zug wäre längst abgefahren gewesen. Und dann war es da, eineinhalb Jahre nach einer katastrophalen ersten Anspielsession auf der gamescom 23 – ein überwiegend gut laufender Survival-Shooter von überraschend gigantischen Ausmaßen.

Am wichtigsten aber – Drittens übrigens – ist doch das Spiel selbst: Ein Titel, dessen überraschender Einfallsreichtum, seine hohe Erlebnisdichte und seine stringente Vision fast alles andere in den Schatten stellen, was in diesem Jahr (und auch in ein paar anderen Jahren) in Sachen ambitionierter Actionspiele auf den Markt gekommen ist. Die Liebe zum Detail, die drückende, einnehmende Atmosphäre einer lebendig wirkenden Welt und die cleveren Systeme überstrahlen zu jedem Zeitpunkt die vielen kleineren Probleme.

Kurz gesagt: Stalker 2 ist etwas Besonderes, voller Momente, die es so sonst nirgends gibt. Seine Güte wird Jahre überdauern, wohingegen die meisten Bugs, die zu Beginn noch nervten, keine vier Wochen überlebt haben. Ich weiß, was mir wichtiger ist.

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