Das neue Alone in the Dark könnte besser werden als die Videos vermuten lassen
Gänsehaut statt Horror?
Gehört ihr auch zu den Leuten, die den Trailer gesehen haben und eher enttäuscht waren? Ging mir ähnlich. Denn vor allem wirkt es technisch altbacken, was dort zu sehen ist. Und trotzdem bin ich nach einer Präsentation, geleitet unter anderem von Game Director Mikael Hedberg, sowie dem Anspielen des momentan gamescom-exklusiven Prologs sehr zuversichtlich, dass dieser „Liebesbrief“ an das 30 Jahre alte Original ein sehr unterhaltsames Grusel-Abenteuer werden könnte.
Wobei Hedberg sein Spiel vor allem deshalb nicht als Remake bezeichnet, weil das Spiel sonst nur wenige Stunden lang sei. Und so wurden Geschichte und Ablauf zwar in weiten Teilen übernommen, gleichzeitig aber auch erweitert, sodass man zum Beispiel nicht nur das bekannte Anwesen Derceto Manor erkundet, sondern auch außerhalb davon unterwegs ist. Und während man erneut mit Privatschnüffler Edward Carnby oder Emily Hartwood spielt, erleben die beiden teils komplett verschiedene Geschichten mit eigenen Filmszenen und Szenarien.
Interessant ist außerdem, dass das Haus diesmal eine Heilanstalt für psychisch Kranke ist, was den mystischen Geschehnissen eine zusätzliche Dimension verliehen könnte. Überhaupt sind Hedberg, der übrigens auch Amnesia und SOMA geschrieben hat, die Erzählung sowie das Szenario seines unheimlichen Thrillers ausnehmend wichtig. So will er nicht zuletzt die geheimnisvoll verklärte Südstaaten-Atmosphäre einfangen – Alone in the Dark spielt im New Orleans der 1920-er Jahre –, indem er eben nicht nur das Haus, sondern auch die Umgebung einbezieht und das Ganze mit einem jazzig angehauchten Soundtrack untermalt. Als ich ihn frage, wie er genauer gesagt sein Team das Sounddesign angehen, weil mir aus dem Original besonders das harte Auftreten und die knarrenden Dielen in Erinnerung geblieben sind, beschreibt er obendrein, dass man in gewisser Weise vor den eigenen Schritten Angst haben soll, weil sie in dem stillen Haus ungewollte Besucher anlocken könnten. Klingt gut!
Und dann habe ich den Prolog angespielt, der als kurze Vorgeschichte des eigentlichen Spiels dient – und wo mir tatsächlich aufgefallen ist, wie herrlich verräterisch die Dielen dort knarzen. Ein vermeintliches Poltern im Raum gegenüber ließ mich aufhorchen, Gardinen wurden sanft vom Wind bewegt und während einer Filmszene war Jazz zu hören, der dem Gespräch eine leicht entrückte Note verlieh. Und fiel diese Tür eigentlich von selbst ins Schloss?
Das ist alles kein packender Horror, der Genrekenner in ihrem eigenen Schweiß baden lässt. Sorgen bereiten mir auch nach wie vor die Kämpfe, da das Schießen auf die steifen Kreaturen ausgesprochen dröge aussieht – im Trailer jedenfalls und den kurzen Videoszenen der Präsentation, denn da man im Prolog eine junge Patientin der Nervenheileinrichtung spielt, kommen Waffen dort noch nicht vor.
Spätestens, wenn diese Grace jedoch in eine verzerrte Realität, vielleicht auch eine andere Dimension versetzt wird, und ein Sumpf mit wuchernden Ranken und aus dem Wasser ragenden Wurzeln ihr im Erdgeschoss des Derceto Manor den Weg versperrt, dann verspricht dieses Alone in the Dark einen altmodischen Grusel, der sich nicht durch Gewalt und Terror definiert, sondern die angenehme Gänsehaut aus Furcht vor dem, was sich hinter der Fassade des romantisch Schönen verbirgt. Und darauf bin ich für den Moment tatsächlich sehr gespannt!