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Das war 2011 - Juli bis Dezember

Dazu die Gedanken, Enttäuschungen und Überraschungen aus der ganzen Redaktion

September 2011

So, jetzt ging es aber los mit der Test-Saison. FIFA und PES liefern sich ein Unentschieden. Gears of War 3 setzt sich gegen Resistance 3 durch - nicht dass man zwei völlig unterschiedliche Spiele vergleichen sollte, mache ich aber trotzdem. El Shaddai und Catherine stimulieren auf ganz verschiedene Weisen den Japano-Freak, der sich lieber schnell zu Radiant Silvergun rettet, um der Entscheidung zwischen beiden zu entgehen, und Driver und Warhammer: Space Marine sichern sich die Achtungserfolge dieses hochkarätigen Monats. Wer hatte da schon noch Zeit für ICO/Shadow of the Colossus und die zweite God of War Collection?

Bei so viel geballter AAA-Power fällt der Satz von Ninja Theorys Chef-Designer Tameem Antoniades interessant auf: "Das AAA-Modell zerschmettert die Innovation in Spielen". Noch mehr: "Die digitale Revolution kann nicht schnell genug kommen." Und zuletzt: "Es ist schwierig, nein zu sagen, wenn man ein Team von 100 Leuten hat und deren Gehälter zahlen muss. Ein weiteres großes Projekt kommt und man tendiert dazu, es anzunehmen."

So mein Freund, und jetzt sind wir am Kern deines Problems angelangt. Das AAA-Modell gefällt dir nicht, weil ihr zweimal damit bei den Verkaufszahlen auf die Fresse gefallen seid. Und das tut mir in diesem Falle sogar extrem leid, weil ich sowohl Heavenly Sword als auch Enslaved wirklich mochte. Und ich wünsche Ninja Theory mit dem nächsten Devil May Cry alles nur erdenklich Gute. Aber auf den Tod des AAA-Modells und die digitale Revolution kann der Mann noch lange warten. Das Eine hat sich bewährt und gibt uns die großen Blockbuster die viele von uns schätzen - Hey, schaut euch die Verkaufszahlen an - und das andere ist längst schon da. Wenn ein Chef-Designer eine total coole, abgefahrene, innovative Idee hat, dann kann er sie allein oder mit einem kleinen Team ohne Probleme veröffentlichen. Es gibt Steam und andere Plattformen, notfalls setzt man auf virales Marketing und eine kleine Website. Wenn das Spiel gut genug ist, wird der Erfolg schon kommen, das haben Minecraft und andere bewiesen.

Aber man kann nicht mit ein 100-Leute-Team auf die Beine stellen und dann, wenn es beim zweiten Anlauf auch noch nicht mit den CoD-Verkaufszahlen klappt, heulen, dass man ja gar nicht so wagemutig sein darf wie man möchte. Türlich nicht! Man kann nicht alles im Leben haben und, wenn ich nur ein Spiel entwickle oder kaufe, muss ich mich zwischen AAA-Titel - sicher und bombastisch - oder einer Indie-Produktion - innovativ und ohne den ganzen Glamour - entscheiden. Nicht, dass beides - sowohl bei Entwicklung wie Kauf und Verkauf - nicht trotzdem noch schiefgehen könnte. Hier also mein Vorschlag: Sieh zu, dass Devil May Cry ein Kracher wird, kündige und gründe eine Indie-Firma. Ich sehe keine andere realistische Lösung dieses persönlichen Dilemmas.

Apropos Verkaufszahlen und weil einige von euch hier jedes Mal darüber herziehen: Activision konnte fast 20 Millionen Map-Packs für Black Ops verkaufen. Herdentrieb oder doch Qualität setzt sich durch? Ich halt mich da raus. Meine Meldung des Monats war natürlich, dass Richard Garriott wieder was mit Ultima machen möchte. Realistisch ist das wohl nicht, die Markenhalter haben wohl auch kein großes Interesse daran, aber er hält seine Tür offen. Los, EA, gebt euch einen Ruck. Geht durch.

Ico & Shadow Of The Colossus Collection - Trailer

Oktober 2011

Der 1. Oktober, der Tag meiner Machtergreifung, und was mache ich? Fluchen wie ein Rohrspatz. Das hätte ich aber auch ohne die Beförderung auf den Chefsessel getan, denn Dark Souls zu testen und dann auch noch mit einer Komplettlösung zu bedenken, lies den Test von Skyrim später im Jahr als Spaziergang im Park erscheinen. Und es ist ja nicht so, dass der Monat damit schon wieder zu Ende war, im Gegenteil. Gut dass ich beim Levelaufstieg als Spezial-Fertigkeit "Delegieren" gewählt habe, sodass sich andere mit Forza 4, Rage, Ace Combat: Assault Horizon, Batman: Arkham City und Battlefield 3 herumschlagen durften. Und bei Uncharted 3 muss ich wohl den Delegieren-Wurf verpatzt haben, denn das blieb dann doch an mir hängen. Aber es gibt wahrlich schlimmere Dinge im Leben...

Die beherrschende News des Oktobers - wenn auch nicht so sehr auf den Spieleseiten wie in anderen Magazinen - war natürlich derTod von Steve Jobs. Jahrhundertgenie und Messias, Prophet des kommenden goldenen Zeitalters. Oder doch nur ein Markt- und Marketing-Genie? Wähle deine Seite, würde The Old Republic wohl sagen. Eines ist zumindest belegbar. Der Eindruck, den er auf dem gesamten Technikmarkt hinterließ, angefangen von integrierten Lösungen für den Heimgebrauch hin zum dem, was die Masse von uns - und ich auch - bei Technik als schön empfindet, haben er und Apple entscheidend verändert und, so wage ich zu behaupten, das bleibt noch mindestens für die nächsten zehn Jahre prägend. Ob Apple dies weiterhin und vor allem ohne den Mann der Spitze schafft, der den Konzern verkörpert, wie es kein anderer jemals tun wird, wird sich zeigen. Bis dahin mag ich meinen komplett integrierten Apple-Spielplatz, wo immer ich auch bin und wie sehr er mich auch manchmal gängelt. Und verbleibe mit diesem inoffiziellen Tribut der Future-Popper von VNV Nation. Wenn die erste Strophe nicht der Apple-Song ist, dann weiß ich auch nicht weiter.

Auf der Spieleseite zeigte sich bei Konami echte Lernfähigkeit. Eigentlich sollte Silent Hill: Downpour - sieht bisher übrigens super aus - ja noch in diesem November den Wölfen zum Fraß vorgeworfen werden und sang- und klanglos untergehen, weil alle Skyrim oder was auch immer spielen. Stattdessen wird noch in Ruhe gefeilt, im Frühling 2012 kann man schließlich auch Spiele verkaufen. Glückwunsch. Leider waren nicht alle so schlau. Ich fand das Koop-Herr-der-Ringe "War in the North" ja eigentlich ganz nett, aber was bitte war der Gedanke, es eine Woche vor Skyrim rauszubringen? Oder Ace Combat zwei Tage vor Arkham City? Oder Rayman Origins und Sonic Generations praktisch gleichzeitig? Ich sprach bereits die Kannibalisierung des Marktes an und hier sind ein paar schöne Beispiele. Ist ein Dauerthema, über das ich jedes Jahr heulen könnte. In kurzen Stichworten: Die Leute haben weder unlimitiert Zeit noch Geld und kaufen deshalb nur ein Spiel. Meine Lösung: Ignoriert das Quartal und platziert strategisch. Mitte Januar hätte Der Herr der Ringe sicher etwas mehr Aufmerksamkeit bekommen, Ace Combat wäre auch im Februar noch an den Mann zu bringen gewesen. Wäre Konami jetzt nicht quergeschossen, hätte ich mein übliches "RAHHHHH!!!" dazu gesagt, so aber gibt es wohl einen Silberstreif am Horizont. Hoffentlich ist der ansteckend.

Shadowrun Online wurde angekündigt. Ist es beunruhigend oder erfreulich? Ich seh es mal mit Optimismus. Es ist später immer noch Zeit, den zu zerschlagen. Eher mit Sorge vernahm man dagegen die Stimme aus der Gruft, dass Final Fantasy 14 immer noch für die PS3 kommen soll. Kommt schon. Schwamm drüber, mit 13-2 und 15 in die Zukunft blicken. Lasst die Geister ruhen. Und wer es immer noch hoffte: Die Kung-Fu-Pandas aus WoWs Pandaria-Drogenvision sind kein Witz, sondern pelzige Realität. Weiß nicht, was ihr habt, ich finde es klasse. Könnte glatt anfangen, das zu spielen.

Silent Hill: Downpour - Trailer

November 2011

Die wichtigen Spiele des Novembers? Viel gab es da ja nicht. Okay, Serious Sam 3, der seinen geistigen Vater Duke Nukem längst abgehängt hat. Jurassic Park: Das Spiel und der erste echte Tiefschlag von Telltale. Obwohl, eine Hommage an die CD-i-Spielmechaniken war eigentlich überfällig und einer musste sich ja opfern. Auch die Wiederbelebung von Shinobi verlief erfolgreich, Rayman verjüngt sich mit Dr. Marios Wunderformel und Sonic Generations stolpert nicht und landet nicht mit dem Gesicht voran im Geburtstagskuchen zum 20. Jubiläum. Glückwunsch übrigens noch mal. Auch an Saints Row. Zum Tiger, zum Riesendildo und dazu, mich so oft zum Lachen zu bringen. Danke.

Und sonst, so kurz vor Weihnachten? CoD: Modern Warfare 3, Skyrim, Need for Speed, Halo, Zelda, Mario, Assassins Creed, Lego und Kirby. Die üblichen Hits halt.

Und auch wenn ich mich wie eine gesprungene Platte anhöre und schon wieder zum Duke zurückhopse. Die von Gearbox Softwares Brian Martel angesprochenen Nörgeleien bringen mich aber nun mal auf die Palme: "Jeder sollte wirklich dankbar sein, dass es überhaupt bis zu einem gewissen Maße existierte." Oder: "Wir wünschten uns, dass die Reviews etwas weniger bissig ausgefallen wären. Wir sind uns nicht ganz sicher, woher einiges von dem ganzen Ärger kam." Entschuldigt mich bitte für einen Moment. Ich möchte für ein paar Sekunden in ein Kissen brüllen. Ist schon spät, will die Nachbarn mit meinen Tiraden nicht belästigen.

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Okay. Fertig. Und jetzt, Brian, nein, ich bin nicht dankbar, dass ich die Stunden meines Lebens nicht wiederbekomme, die dieses Spiel mir stahl. Wenn du wissen willst, was mit diesem Stück Schrott nicht stimmt, dann lies einfach noch mal die Tests, über die du fluchst und schau nicht nur auf die Note. Es reicht, dass einige unserer Leser das schon häufig genug tun.

Einen Satz fand ich aber durchaus spannend und überprüfenswert. "Wir hatten diese interne Diskussion. Würde man Half-Life auch heute noch in seinem aktuellen Zustand so hoch bewerten? Als neue IP mit der gleichen Spielmechanik, die Half-Life nutzte." Ich denke der Vergleich mit dem ersten Half-Life ist nur fair, da die ersten Videos zu Duke Nukem Forever auch besser aussahen als das fertige Produkt, insoweit schien man beim Duke wirklich auf eine ältere Engine zurückzugreifen, um authentisch zu bleiben. Dank Steam war es kein Problem, schnell Half-Life zu kaufen und zu spielen. Und meine Güte, ich hätte es nicht gedacht, das Spiel hat sich ordentlich gehalten. Gutes Leveldesign, stimmige Mechaniken, das richtige Timing - bisschen Leerlauf manchmal, aber sonst immer gut. Dazu eine anständige Story, die im inzwischen berühmten Cliffhanger endet. Wäre dieses Game jetzt herausgekommen, es wäre eine Bereicherung der Spielewelt - wenn auch sicher nicht mehr bahnbrechend wie damals - und ich wäre durchaus dankbar, dass es jemand veröffentlicht hat.

Der einzige rettende Satz in dieser Selbstverklärung, der alles ins richtige Licht rückt: "Ist es ein Gearbox-Spiel? Nein." Gott sei Dank.

Ich weiß, ich reite zu viel darauf herum und ignoriere darüber hinaus größere Vergehen wie die Datenschutzerklärung von EAs Origin, das den Namen meines liebsten Entwicklers aller Zeiten nimmt und in einen weiteren - zum Glück scheinbar nur vermeintlichen - DL-Überwachungsstaat verwandelt, aber Mann!, kann ich dieses Game nicht leiden.

Und sonst?Alan Wake ist nicht tot, ist die gute Nachricht, es kommt auf XBLA, ist die etwas Seltsame. Aber hey, beurteile kein Buch, bevor auch nur die erste Seite aufgeschlagen wurde. Silicon Knights muss sich nach schwachen Verkäufen auch wieder fangen und dafür erst mal drei Viertel seiner Mitarbeiter entlassen. Mit den letzten 25 machen sie jetzt hoffentlich endlich das, was sie von Anfang an hätten tun sollen: Eternal Darkness 2. Und eine andere Fortsetzung könnte endlich auch mal aus dem Knick kommen. Es ist nervig zu Mirror´s Edge 2 nur Gerüchte lesen zu müssen statt endlich ein Veröffentlichungsdatum zu bekommen.

Alan Wake's American Nightmare - Extended Trailer

Dezember 2011

Was bleibt denn nach dem Feuerwerk des November noch? Nur der offizielle, fertige Release des wahrscheinlich erfolgreichsten Indie-Spiels bis heute. Minecraft ist endlich fertig und nachdem es für lange Zeit auf unserer Seite hier sträflich unter dem Radar vorbeibuddelte, bekam es nun seine wohlverdienten 10 Punkte. Auch Trine 2 zeigt, dass es nicht immer AAA sein muss, interessanterweise aber auch nicht, um wirklich schön zu sein. Das nicht-ganz-Indie-Game ist einfach hinreißend hübsch und, selbst wenn es nicht mein gewünschtes Lost Vikings 2 ersetzen kann, tröstet es doch angemessen darüber hinweg. Ach ja, da lief dann ja noch dieses MMO an, auf das irgendwie alle gewartet haben. Außer ich. Sorry, wie das T-Shirt schon sagt: George Lucas raped my childhood. Ich gehe nie wieder in dieses Universum zurück.

Obsidian zeigt außerdem, dass man The Old Republic eh nicht braucht, weil das South-Park-RPG die besseren Klassen anbietet. Neben Magier, Kämpfer, Dieb und Kleriker kann man jetzt endlich den Juden spielen. Die in anderen RPGs so schnöde Mönch oder Paladin betitelte Klasse des Juden gewinnt Power, je weniger Hitpoints er hat. Das an sich ist irgendwie krude, verschroben und South Park, aber nicht sonderlich spektakulär. Das Interessante ist, dass ich keine nennenswerte Kontroverse dazu finden konnte. In einer Welt, in der sich jeder über alles aufregt - ich nehme mich da nicht aus, siehe Duke - muss sich da doch etwas finden lassen. Aber selbst FOX News, die es vor ein paar Tagen sogar fertigbrachten, auf Facebook eine ernstgemeinte Umfrage zu starten, ob die Juden Jesus getötet haben, erregen sich nicht, waren wohl zu sehr mit Obamas "War against Christmas" beschäftigt. Dass ich die BILD eines Tages mal als hochseriöses Blatt ansehen würde...

Nicht jeder dürfte über Weihnachten aber glücklich gewesen sein. CD Projekt, Entwickler von Witcher 2 und Betreiber von gog.com, verschickte über eine Kanzlei ein paar Tausend Abmahnbriefe man Leute, die über Torrents Witcher 2 gesaugt haben. Und wenn dieser Satz hier stimmt und keine Omas ohne Internetanschluss angeschrieben wurden, dann haben sie auch alles Recht, das zu tun. "Wir wollen euch versichern, dass wir nur legale Schritte gegen diejenigen einleiten, bei denen wir uns 100 Prozent sicher sind, dass sie unser Spiel illegal runtergeladen haben." Ob jetzt 900 Euro Kostenveranschlagung, 9.000 Euro, oder doch nur 90 die richtige Summe sind, das ist eine Frage des Anstands, juristischer Feinheiten, moralischer Erziehungsmaßnahmen und anwaltlicher Verdienstfreunde. Mit anderen Worten: Man kann endlos darüber streiten.

Die Grundaussage, die ich euch anbiete, ist viel einfacher. Torrents sind nicht für Spiele-Raubkopien da. Sie sind da, um sich komplett obskure, nie kommerziell veröffentlichte britische TV-Shows von unglaublicher Schlechtigkeit für die Ewigkeit zu bewahren. Wie zum Beispiel "Heil Honey, I'm home!" (Keine Sorge, ich verlinke nur YouTube, niemals Torrents). In solchen Momenten bin ich für den Ärmelkanal und die Distanz, die ein wenig Wasser gibt, wirklich dankbar. Und modernen, digitalen Vertriebswegen, die uns Zugang zu dem geben, was die vielleicht schlechteste TV-Show aller Zeiten sein könnte. Danach ist sogar Duke Nukem Forever richtig lustig.

Ich wünsche euch allen ein frohes neues Jahr!

Aufmacher von: Zastavki.com

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