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Dave the Diver Test: Warten wir noch auf Starfield, oder diskutieren wir das Spiel des Jahres heute schon aus?

Packt die Badehose ein.

Und der Preis für das meiste Spiel 2023 geht nach Südkorea: Dave the Diver überrascht unermüdlich mit neuen Einfällen und hält seine eingängigen Basiselemente auf diese Weise so frisch wie gutes Sushi. Einer der schlimmsten Süchtigmacher dieses Jahr.

Wahre Geschichte: Vor vier Tagen dachte ich, dass ich so langsam mal anfangen könnte, den Test zu Dave the Diver zu schreiben. Ich hatte über 16 Stunden auf dem Buckel und bis dahin wirklich einigen mal gemütlichen, mal spannenden Spaß gehabt. Dann habe ich den Launch-Trailer gesehen, der zu 85 Prozent aus Dingen bestand, von denen ich nicht wusste, dass sie im Spiel waren. Wildes Zeug, komplett abseits von dem, was ich bis dahin erlebt hatte.

Worüber ich Anfang der Woche schon im Bilde war – und worüber ich in meinem ersten Artikel über Dave the Diver auch schon berichtete –, war ein entspannter, aber an den richtigen Stellen brenzliger Genre-Mix mit hinreißendem Stil und packender Präsentation. Ein Tauchspiel in 2,5D mit Fischfang-Fokus am Tag und ein Restaurant-Management-Arcade-Game am Abend. Und beide Seiten machten gleichermaßen süchtig und machten sich bestens besser. Wie Wasabi und Futomaki. Ich ahnte da ja noch nicht, wie sehr das alles in die Breite gehen würde.

Hier eine der Fluchtkapseln, die sporadisch in dem prozedural generierten Gewässer erscheinen. Hier kommt die Risiko-Belohnung-Mechanik ins Spiel: Wegen Sauerstoffmangels evakuiert werden zu müssen, kostet euch euren kompletten Fang. Pokert nicht zu hoch.

Das Beste daran war eigentlich die Überraschung darüber, wie das alles eskaliert und was da noch auf mich zukam. Ich hatte mich zu sehr ins Entdecken und Fangen von immer neuen Fischen und Upgrades von Rezepten und Restaurantpersonal verrannt und dadurch nie genug Geld für Upgrades meiner Ausrüstung übrig. Dadurch hatte ich dann die Story-Quests schleifen lassen, vielleicht aber auch, weil mir der zentrale Erst-Fischen-dann-Sushi-verkaufen-Loop, an dem alles hängt, einfach zu gut gefiel. Klar, mein Fehler. Aber das habe ich nun korrigiert, indem ich die letzten Tage wenig anderes gemacht habe als Dave the Diver auf dem zentralen Story-Pfad weiterzuspielen. Und junge, junge – was für ein Spiel das ist!

Die Frequenz, in der neue Mechaniken und Ebenen eingeführt werden, auf denen man sich mit dem Spiel auseinandersetzen kann, ist absolut verblüffend. Und wo man anderen Titeln vorwerfen könnte, “nach 25 Stunden noch nicht aus dem Tutorial raus” zu sein, funktioniert es hier einfach, weil wirklich alles bestens seinen Platz findet und sich dann geradezu Horizont erweiternd anfühlt. Ich will wirklich nicht zu viel verraten, denn dass mir Dave die Schuhe so auszieht, liegt vor allem daran, dass ich wenig Ahnung hatte, was da noch auf mich zukam. Das solltet ihr am besten am eigenen Leib erleben. Aber wenn man beispielsweise nach 18 Stunden spielen und viel, viel Angst vor japanischen Riesenkrabben plötzlich Handschuhe bekommt, mit denen man einen Felsen heben und ihn den garstigen Biestern auf den Panzer fallen lassen kann, verändert das nachhaltig, wie man gewisse Bereiche des Spiels ergründet.

Wasabi raspeln, Teller abräumen, beim Servieren helfen. Am besten alles auf einmal. Die kurzen Restaurant-Abende sind simpel gestrickt, aber motivierend...

Das hat einiges von Metroidvania, mischt aber auch Crafting- und Upgrade-Spiralen aus dem Survival-Genre mit ein, die geradezu Macht-besoffen machen. Dadurch ist es extrem schwer, in Dave the Diver mal eine Pause einzulegen. Man will einfach immer weiter machen, weil direkt was anderes passiert, noch bevor man genug von der letzten Tätigkeit hatte. Ein anderes Beispiel: Wenn ihr später weniger Zeit mit dem Fischen zum Beispiel in flachen Gewässern verbringen, aber immer noch die auf den Tierchen dort basierenden Rezepte anbieten möchtet, bekommt ihr irgendwann eine eigene Fischfarm, um so für Zutatennachschub zu sorgen. Nachwachsende Fische haben dann zum Beispiel auch keine Fangverletzungen und kommen dadurch grundsätzlich mit Drei-Sterne-Bewertung auf den Tisch.

Und so geht das dann immer weiter: Sobald ein neuer Charakter mit einem speziellen Gerichte-Wunsch euer Restaurant betritt, wisst ihr, dass kurz darauf eine neue Mechanik eingeführt wird. Manchmal aber wirft euch Dave the Diver nach einem wilden Perspektivwechsel per Zwischensequenz in ein komplett anderes Spielegenre, bis ihr keine Ahnung mehr habt, was hier gerade passiert – und trotzdem jede Sekunde davon liebt. Nie weiß man, was man bekommt, aber auf jedem seiner vielen Wege überschüttet euch Dave mit Fortschritt und neuen Erlebnissen. Ich habe Kroko-Doc mit einem Unterwassermenschen gespielt, in Seepferdchenrennen Geld gewonnen und sieben Meter lange Tigerhaie mit einem Gummihuhn ausgeknockt, um sie anschließend in einen Gaumenschmaus zu verwandeln. Und das sind noch die normalsten Sachen…

... insbesondere, wenn die Einnahmen und die Likes in die Höhe schnellen. Berauschend.

Kurzum: Ich bin vernarrt in dieses Spiel, auch wenn es meine Sicht auf Videospiele wohl nicht nachhaltig verändern wird. Wobei selbst das nicht stimmt, denn wie Dave euren Spielfortschritt parallel und mehrgleisig vorantreibt, ist schon etwas, das ich gerne häufiger sähe. Egal, trotzdem gibt es ein paar kleinere Probleme, die nicht wegzudiskutieren sind. Die laxe Art, wie selbst exotischste Tiere in erster Linie als Nahrung angesehen werden, ist in dieser Tonalität durchaus zu verschmerzen, was man allerdings nicht für die teilweise wie maschinenübersetzten Texte nicht sagen kann. Die Dialoge kommen noch ganz gut rüber (auch wenn der Humor ein wenig leidet), Menütexte enthalten aber noch unschöne Fehler.

Spielerisch machten sich in größeren Tiefen auf dem PC vor allem teilweise anhaltende Ruckler bemerkbar, die ich zwar nicht zuverlässig reproduzieren konnte, mich aber für die Dauer, die sie anhielten, schwer nervten. Und mit dem Zielen und Schießen meiner Waffen bin ich bis heute nicht ganz warm geworden. Eigentlich spricht nichts dagegen, unter Wasser um 360 Grad frei zielen zu können. Aber Dave will, dass ich mit A die Waffe anlege, den Stick auf einen 120-Grad-Bereich vor oder hinter mir richte und dann mit dem rechten Trigger feuere. Das ginge deutlich eleganter, hat mich aber nur selten den Hals gekostet, insofern: (Natur-)Schwamm drüber!

Bon Appetit!

Interesse? Dave the Diver gibt es für unter 20 Euro auf Steam. Eine Switch-Version soll später dieses Jahr folgen.


Dave the Diver Test – Fazit:

Alles, was ich bisher schrieb, erscheint euch vermutlich wahlweise durcheinander oder extrem vage, ich weiß. Aber vertraut mir an der Stelle einfach mal, wenn ich sage, dass dieses Spiel zur Abwechslung mal eines ist, bei dem Gameplay-Einzelheiten nicht entscheidend sind. Hier dreht sich alles darum, den Spieler zu überraschen. Um die Summe der Dinge, die es einem erlaubt, sowie ihre Darreichungsform und -Schlagzahl. Dave the Diver ist Breite wichtiger als Tiefe – ironisch für ein Spiel, das sich um eine schier endlos nach unten erstreckende Meeresgrube dreht – oder vielmehr: Die Tiefe kommt erst dadurch zustande, wie all die ungezählten Elemente letztlich ineinandergreifen. Wie das hier geschieht, habe ich noch nie erlebt.

Ich habe keine Ahnung, wie gut Dave the Diver altern wird, oder ob ich je ins “blaue Loch” zurückkehren werde, wenn ich ihm erst einmal alle Geheimnisse entlockt habe. Für den Moment aber kann ich mir nichts Schöneres vorstellen, als auch in seinen trübsten Wassern noch nach aquatischem Leben zu fischen, das man vielleicht nicht essen sollte, aber kann.

Dave the Diver
PROCONTRA
  • Wunderbarer Mix diverser, bestens funktionierender Spielelemente
  • Überrascht regelmäßig mit neuen, coolen Mechaniken
  • Süchtig machende Machtspiralen und Belohnungssysteme
  • Macht Minispiele und QTEs wieder cool
  • Stilsicher und mit viel Schwung präsentiert
  • Coole Musik
  • Performance-Einbrüche bei tiefen Tauchgängen
  • Zielen und Schießen nicht optimal gelöst
  • Übersetzungen aus dem Koreanischen nicht immer treffsicher
  • Keine vegetarische Option

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