Daytona USA - Test

Das allein würde nicht die Note rechtfertigen. Der zweite Punkt, der für jeden der Arcade-Racer wichtig war und den Daytona USA als einer der Ersten auf den Punkt sitzen hinbekam, war die Steuerung. Diese hat nur so viel mit Realismus zu tun, wie unbedingt nötig ist. Drift-Racer war die Fachbezeichnung und das heißt, dass ihr in jeder Kurve nicht groß vom Gas geht, sondern den perfekten Punkt finden müsst, stark anzubremsen, mit einem Drift durch die Kurve zu gleiten, um dann nahtlos zu beschleunigen. Ridge Racer ging hier noch weiter, aber Daytona hinkte hier nur in einzelnen Kurven hinterher, die man besser auf konventionelle Weise meistern sollte.

Das Gefühl von Stick oder Lenkrad und Bremse muss direkt vom Gefühl des Spielers auf die Straße übertragen werden, um diese richtigen virtuellen Millimeter zu finden, auf denen das richtige Anbremsen und Einschlagen zwischen Sieg und Niederlage entscheidet. Feingefühl und lange Erfahrung, die dafür nötig sind, strafen den so unschuldigen simplen Look Lügen. Daytona USA am Limit zu spielen und sich ernsthaft auf Bestzeitenjagd zu begeben, erfordert Talent und Ausdauer. Eine gute Runde kann fast jeder mit ein bisschen Übung fahren. Aber nicht jeder hat das, was man braucht, um die den oberen Bereich der jetzt endlich online geführten Listen auch nur anzukratzen.

Die Strecken, insbesondere da es nur drei verschiedene - sechs, wenn man die Spielkurse mitzählt - sind, müssen darin glänzen, dieses harte Streben zu einer Herausforderung und gleichzeitig zu einem Vergnügen zu machen. Jede Kurve auswendig zu erforschen, geht auf dem einfachen Kurs, einem simplen Rennoval, noch zügig. Auf Strecke zwei durch das Dinosaurier-Tal wird es dann schon heikel. Kehren und scharfe Einschnitte dominieren, es entsteht ein eigener Fahrfluss, der sich aber deutlich von dem der Dritten, der Expertenstrecke absetzt. Hier erwartet euch eine Mischung aus Hochgeschwindigkeitspassagen und schnellen 90-Grad-Wechseln. Eine fehlerfreie Runde scheint zu Beginn ein ferner Traum, aber es macht jedes Mal erneut Spaß, sich daran zu versuchen.

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Und vergessen wir nicht, dass ihr auf diesen Kursen nicht allein seid. Gegen die Computerfahrer habt ihr es mit 20 bis 40 auf der Strecke zu tun und das ist selbst heute noch keine kleine Zahl. 39 potenzielle Massenkarambolagen verwandeln auch das Oval in einen Hexenkessel. Der Multiplayer unterstützt solch unterhaltsames Chaos leider nicht. Hier tretet ihr zu acht gegeneinander an, und dass es keinen Splitscreen gibt, dürfte eine große verpasste Chance sein.

Ansonsten kann man sich wirklich nicht beklagen, wenn man sich anschaut, welchen Aufwand SEGA für diese Neuauflage betrieben hat. Dass die Texturen auf HD getrimmt wurden, darf nicht fehlen, und auch die 60 Hz des Automaten sowie die Reduktion der Pop-ups ferner Objekte auf ein Minimum gehörte auf jeden Fall zur Pflicht. Aber Challenges, Grand Prix und vor allem der glorreiche, absurde, verrückte und wundervolle Karaoke-Modus gehen über das, was nötig war, deutlich hinaus. Das ist richtig, es gibt einen Freifahr-Modus, in dem die Texte der köstlich schrägen Daytona-Songs zum Mitsingen eingeblendet werden. Blue, blue Skies I see, indeed. Sogar Lenkräder werden unterstützt, sodass dem Aufbau eines ambitionierten Arcade-Karaoke-Kabinetts nichts im Weg steht.

Daytona USA genießt neben der ausgezeichneten Portierung mit vielen Extras - Karaoke-Modus rocks! - den Segen fast unverwüstlichen Spielspaßes, den es aus seinen drei gut durchdesignten Kursen und seiner brillanten Steuerung zieht. Dazu gesellt sich der Esprit einer seltsam fern scheinenden Spielewelt, die hier eine ihrer stärksten Ausdrucksformen fand und als zeitgeschichtliches Dokument präsentiert, dass die Spielewelt ohne diesen natürlichen Charme der Arcade-Automaten ein gutes Stück ärmer ist. Auf diesen Pisten hier ist eine Art unschuldiger Spaß zu finden, der ein gutes Stück einer ganz besondere Spiele-Ära auszeichnete. Herausfordernd, stellenweise hammerhart, unendlich unterhaltsam, sei es allein oder gegen andere Mitspieler, aber doch frei und ungezwungen. Die hervorragende Umsetzung eines sehr außergewöhnlichen Spiels.