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de Blob

Colour me surprised

Zwar ist de Blob von wirklich jedem schnell begriffen und erlernt. Wer sich mit der Steuerung aber wirklich auseinandersetzt, gleitet bald spielend an Häuserfassaden entlang, springt von Wand zu Wand, füllt durch diese Combos seinen Farbenvorrat und berührt nur noch selten den Boden, etwa um eine der ungezählten Challenges anzunehmen, die Euch die anderen Mitglieder des Color-Underground anbieten.

Die meisten hiervon sind optional, wie etwa das Vermöbeln von INKT Patrouillen (Bif sagt: „einfach draufspringen und wenn man doch mal ge-INKT wird, möglichst schnell ins Wasser!“), die Zeitrennen, die Blauling Zip Euch anbietet (möglichst schnell einem markierten Parcours folgen) oder die Auftragsfärbungen von Arty (Häuserblöcke in eine gewisse Farbe tauchen).

Die Aufgaben des Professors allerdings gehören zum absoluten Pflichtprogramm, wenn Ihr irgendwann auch mal raus möchtet aus einem Level. Für ihn müsst Ihr immer wieder Propaganda-Gebäude oder Polizeireviere durch Rütteln der Wiimote und des Nunchuck in etwas Lustigeres verwandeln, um eine Spielstufe irgendwann abzuschließen.

Wenn ich schon meckern muss, würde ich sagen, dass es ein kleines bisschen zu lange dauert, bis de Blob anfängt, etwas mehr als nur die schiere Lust auf Zeitertreib von Euch zu fordern. Es ist zu Beginn schlicht ein wenig zu einfach: Leben verloren? Pupegal! Dafür darf man nach jedem Abbruch eines der teils gut und gerne 15 Minuten langen Levels noch einmal von vorne anfangen.

'Und du so?' 'Och ja, viel zu tun!'

Speicherpunkte hätten unterwegs ganz gut getan. Außerdem habe ich ein Problem mit dem Springen per Wiimote. Es funktioniert zwar, aber auch nicht immer so genau, wie man sich das vorstellt. Wie sonst kann es sein, dass es de Blob hin und wieder ohne ersichtlichen Grund nicht gelingt, von einer Wand abzuspringen und er stattdessen wie ein blinder Vogel von der Windschutzscheibe eines Autos herunterglitscht?

De Blob ist eines der vielen Wii-Spiele, die den User explizit dazu auffordern, für eine gewisse Aktion (hier das Springen) eine bestimmte Bewegung auszuführen. Nämlich die Wiimote nach unten zu schwingen, und trotzdem auch jede andere Bewegung akzeptiert. Ich weiß, dass der Fehler eher in der Hardware liegt, aber in solchen Dingen sind Konflikte vorprogrammiert. In diesem Fall geht das allerdings noch gut, weil sonst keine Wiimote-Aktionen von Euch gefordert wird. Es fühlt sich nur nicht so natürlich an, wie sich die Jungs und Mädels von Blue Tongue das wohl gedacht haben.

Zahlreiche Pickups sorgen dafür, das immer was zu tun odewr zu finden ist - wenn man will.

Trotz des behäbigen Einstiegs und der Sache mit dem Wiimote-Sprung besitzt der Spielablauf und die grundlegende Einfärbungs-Mechanik von de Blob aber immer noch genug Schwung, um sich zu einem der unterhaltsamsten und originellsten Wii-Titel hochzuschaukeln. Es ist zugänglich, wird gerade rechtzeitig noch fordernd genug (wenn man möchte) und bietet genug Inhalt, um die knapp 40 Euro mehr als nur zu rechtfertigen. Tempo, Aufgabenstellung und Look dürften die ganze Familie ansprechen und gleichzeitig sogar Core-Gamer mit Farbsehschwäche zufriedenstellen.

Besonders auffällig ist die durch und durch hochwertige Produktion: Das Artdesign trifft die Kreativleute vieler etablierter Games dieser Sorte wie ein Eimer Farbe ins Gesicht. Ein ungeöffneter Eimer Farbe. Was hier an (letztendlich für das Spiel an sich zwar wenig bedeutungsvollen) Filmsequenzen aufgefahren wird, hat eindeutig Tripple-A-Qualitäten. Dass da selbst die Mehrspielervarianten ihr Versprechen halten („Blob-Party!“), ist alles andere als eine Selbstverständlichkeit . De Blob bleibt zwar im Herzen ganz klar ein Single-Player-Spiel. Mit bis zu drei Freunden in einem Trio zumindest kurzfristig sehr lustiger Modi um die Wette zu färben, kann die Langeweile aber leicht den einen oder anderen grauen Herbstabend auf Abstand halten. Für mich die mit Abstand schönste Wii-Überraschung des Jahres.

de Blob erscheint unter der Regie von Helixe Anfang des nächsten Jahres als DS-Version.

8 / 10

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Alexander Bohn-Elias Avatar
Alexander Bohn-Elias: Alex schreibt seit über 20 Jahren über Spiele und war von Beginn an bei Eurogamer.de dabei. Er mag Highsmith-Romane, seinen Amiga 1200 und Tier-Dokus ohne Vögel.

Informationen zu unserer Test-Philosophie findest du unter "So testen wir".

In diesem artikel

de Blob

iOS, PS4, Xbox One, Nintendo Wii, PC, Nintendo DS, Nintendo Switch

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