Dead Head Fred
Der Tod steht ihm gut
Privatdetektive und Redakteure haben so manches gemeinsam. Beide werden fürs Rumschnüffeln bezahlt. Während sich Redakteure da nur auf wenige Bereiche beschränken, beispielsweise das Aufspüren von Spielspaßbremsen, deckt ein Privatdetektiv schon wesentlich mehr Themenbereiche ab. Ist vielleicht auch besser, denn schließlich wollen wir ja nicht so enden wie Fred.
Privatdetektiv Fred ist die Hauptfigur von Dead Head Fred und gleich zu Anfang des Spiels ein wenig... tot. Ganz richtig, aber das stellt für ihn kein Hindernis dar. Der Wissenschaftler Doktor Steiner hat ihn nämlich wieder zum Leben erweckt, allerdings mit einem kleinen Schönheitsmakel. Gangsterboss Pitt, mit dem sich Fred angelegt hatte, behielt dessen Kopf als Trophäe. Zum Glück konnte der Doc aber sein Hirn, die Augen und den Rest des Körpers retten, weswegen Fred fortan ein Einmachglas mit seiner Denkzentrale, den Äuglein und etwas Konservierungsmittel auf den Schultern trägt. Er sieht zwar vermutlich immer noch besser aus als Michael Jackson, aber dennoch hätte er gerne seinen eigenen Kopf wieder zurück. Also macht sich der gute Fred auf die Suche danach.
Schauplatz von Freds Rachefeldzug ist das kleine Städtchen Hope Falls, das er Stück für Stück durchstöbert. Nach und nach marschiert Ihr so durch die einzelnen Stadtteile, lernt jede Menge abgedrehte Charaktere kennen und erfüllt Haupt- sowie Nebenaufgaben. Letztere dienen allerdings eher dem Zeitvertrieb, denn die Belohnungen sind meist alles andere als lohnenswert. Damit Ihr nicht jeden Stadtteil immer wieder einzeln ablaufen müsst, hat der Doc ein Transportsystem eingerichtet, mit dem Ihr Euch von Viertel zu Viertel bewegen könnt. Das funktioniert jedoch erst, sobald Ihr die entsprechenden Stellen einmal zu Fuß erreicht habt.
Recht schnell merkt Ihr, dass Hope Falls keineswegs ein idyllischer Ort ist. In vielen Stadtteilen und Hinterhöfen treibt sich allerlei untotes, mutiertes oder einfach nur verrücktes Gesindel herum, das Euch an den Kragen will. Glücklicherweise kann sich Fred ordentlich zur Wehr setzen. Im Spielverlauf sammelt er nämlich mehr als nur einen Kopf ein (insgesamt neun Stück) und verwendet diese anschließend nach Belieben. Jeder einzelne davon bietet verschiedene Attacken und Spezialfähigkeiten, die Ihr auch brauchen werdet. Einige Rätsel lassen sich nur lösen, wenn Ihr zum Beispiel den Mutantenkopf mit Benzin füllt, es an einem Feuer entzündet und dann als lebender Flammenwerfer ein paar Büsche oder eine Hütte abfackelt, die den Weg blockieren beziehungsweise ständig neue Gegner ausspucken. Sogar Upgrades sind möglich, wodurch sich etwa die Regeneration Eurer Lebensenergie verbessert.
Die eigentlichen Kämpfe laufen meistens nach dem gleichen Muster ab. Erst führt Ihr eine Attacke aus, die von einem Folgeangriff begleitet wird. Und dann geht es munter so weiter, sofern Ihr dabei nicht gestört werdet. Sobald der Gegner betäubt ist, gebt Ihr ihm per Tastendruck den Rest. Fred reißt ihn dann entweder in Stücke, trennt den Kopf ab oder schnappt eine riesige Axt aus den Armen des Feindes und reicht sie ihm mit der spitzen Seite zurück.
Alles recht blutig, aber gleichzeitig sehr überzeichnet. Eben wie das gesamte Spiel. Ein wenig mehr nachdenken müsst Ihr bei verschiedenen Bosskämpfen, wo Ihr einen Obermacker etwa nur besiegt, indem Ihr ein Vordach zum Einsturz bringt. Durchaus eine Herausforderung, wenn man gleichzeitig von Gegnern behelligt und mit Feuerbällen bombardiert wird.
Wenn Ihr zur rechten Zeit eine Taste drückt (diese erscheint vorher am unteren Bildschirmrand), könnt Ihr einer besonders starken Attacke sogar ausweichen und zum Gegenangriff ausholen. Je nach gewähltem Kopf wirft Fred seinen Gegenspieler dann mitunter zu Boden und rammt seinen Schädel so lange auf den Grund, bis dieser irgendwann platzt. Damit das passiert, will erst ein Balken durch das schnelle Drücken einer Taste gefüllt werden, bevor Ihr die Aktion mit der Betätigung eines weiteren Buttons abschließt. Verpasst Ihr diese Möglichkeit, steht der Kontrahent wieder auf.
Jeder erledigte Feind lässt außerdem noch ein kleines Geschenk in Form einer Kiste fallen, in denen Ihr diverse Gegenstände vorfindet. Die meisten davon verkauft Ihr in Geschäften oder Bars gegen Geld, wovon Ihr Euch im Gegenzug mit verschiedenen Wurmsäften (erhöhen beispielsweise die Lebensenergie), weiteren Anzügen oder Würmern eindeckt. Die Würmer wiederum benötigt Ihr, um ein wenig zu angeln. Nur eines der in Dead Head Fred versteckten Mini-Spiele. Außerdem vorhanden: Billard, Flipper und Hahnenkampf.
Auf eine deutsche Synchronisation wurde bei Dead Head Fred verzichtet. Das stört eher weniger, denn die englischen Stimmen passen allesamt recht gut zu den jeweiligen Charakteren. Immerhin dürft Ihr Euch dafür mit deutschen Menütexten und Untertiteln begnügen.
Grafisch überzeugt das Spiel ebenfalls mit geschmeidigen Animationen und einer abwechslungsreichen Gestaltung. Eine weitläufige Stadt ist Hope Falls aber keineswegs, bei jedem Wechsel des Viertels oder dem Eintritt in ein Haus erwartet Euch ein kleiner Ladebalken. Das kann speziell dann ein wenig nervig sein, wenn Ihr schnell per Transporter von einem Ort zum anderen wechselt und dort wieder ein Gebäude betretet.
Dead Head Fred ist eines dieser Spiele, auf die es sich als PSP-Besitzer zu warten lohnt. Keine Portierung eines anderen Konsolentitels, sondern eine neue Idee mit abwechslungsreichen Schauplätzen, viel schwarzem Humor und jeder Menge sarkastischen Dialogen.
Es hätte aber gut und gerne noch besser werden können, etwa durch interessantere und lohnenswertere Nebenaufgaben. Oder auch mehr Rätsel und spannendere Kämpfe. Außerdem macht die Kamera an einigen wenigen Stellen ein paar Problemchen. Den Spaß mindert das aber nicht allzu sehr, weswegen jeder interessierte Spieler unbedingt ein wenig in Hope Falls herumschnüffeln sollte. Aber schön vorsichtig.