Dead Island 2 ist auferstanden von den Toten – und ich habe es angespielt
Als Zombie-Slayer unterwegs in Los Angeles.
Ich kann mich noch ganz genau daran erinnern, wie ich Mitte 2014 das erste Mal den Trailer von Dead Island 2 gesehen habe. In knapp drei Minuten wird die Ausgangslage einer rasend schnell um sich greifenden Zombie-Apokalypse in Kalifornien humorvoll inszeniert und das Geschehen mit dem Ohrwurm The Bomb von Pigeon John einfach perfekt unterlegt. Wenn ihr die Dead-Island-2-Hommage mit Ziegen statt Zombies noch nicht kennt, schaut euch unbedingt den Ankündigungstrailer für Goat Simulator 3 an.
Leider ist die von mir sehnlich erwartete Fortsetzung dann die kommenden Jahre in der Produktionshölle gestrandet, nachdem die Serien-Schöpfer Techland sich lieber um ihr zweites Zombie-Franchise Dying Light kümmern wollten. In der Folge sind mit dem deutschen Studio Yager sowie Sumo Digital gleich zwei Entwickler nacheinander aus dem Projekt ausgestiegen. Trotz aller Widrigkeiten hat der Publisher Deep Silver Dead Island 2 nicht ad acta gelegt und bereits 2018 die hauseigenen Dambuster Studios beauftragt, die nach eigenen Aussagen mit der Entwicklung noch einmal ganz von vorn begonnen haben.
Jetzt ist es tatsächlich so weit, Dead Island 2 für PC und die gängigen Konsolen hat einen voraussichtlichen Erscheinungstermin Anfang Februar 2023. Ich konnte bereits eine Storymission anspielen, in der ich mich durch ganze Zombiehorden quer über den Santa Monica Pier geschnetzelt habe. Die Handlung beginnt ein paar Monate nach dem Zombie-Ausbruch und versetzt den Schauplatz nach Kalifornien. Hier kam es zu einem heftigen Zombie-Ausbruch, woraufhin das Militär sich zurückgezogen hat, Los Angeles kurzerhand zur Quarantänezone erklärt und komplett von der Außenwelt abriegelt.
Jetzt steckt ihr mittendrin im Schlamassel, wählt aus sechs unterschiedlichen Zombie-Slayern euren Favoriten und macht euch daran, den Hintergründen der Seuche auf die Spur zu kommen. Dabei ist eure Protagonistin oder euer Protagonist selbst infiziert, gegen das Virus aber immun und bekommt sogar mächtige Fähigkeiten verliehen, anstatt sich in ein vor sich hin moderndes Monster zu verwandeln. Los ging es in der anspielbaren Mission "Boardwalking Dead" am Strand vor dem bekannten Santa Monica Pier. Die Aufgabe: Metzle dich durch Zombiehorden und schnapp dir das mysteriöse "Blood Device" von einem Zwischenboss.
Gut, das kann ja jetzt nicht so schwer sein, zumal meine Slayerin Amy bereits über eine lange Lebenslinie und ein prall gefülltes Waffenarsenal verfügt. Einzelne Walker und Shambler, die sich eher gemächlich bewegen und mit Vorschlaghammer, Katana oder Pistole schnell ausgeschaltet waren, stellten auch keine große Gefahr dar. Bei den Kämpfen geht es gleich ordentlich zur Sache: Blutfontänen spritzen durch die Gegend, Köpfe werden eingeschlagen oder zerplatzen und gezielte Schläge oder Schüsse trennen einzelne Körperteile ab, bis nur noch ein blutiger Torso übrig bleibt. Lassen sich die Zombies nicht alle auf Distanz halten und euer Slayer wird gepackt, schüttelt ihr den Angreifer mit einer kurzen Tastenhämmern-Einlage ab.
Kaum habe ich dann aber den Santa Monica Pier betreten, warten ganz andere Kaliber auf meinen Slayer. Muskelbepackte Thugs und Zombie-Soldaten, deren noch umgeschnallte Flammenwerfer aus Säuberungszeiten nach dem endgültigen Ableben explodieren und ordentlich Flächenschaden anrichten, stellen sich zusätzlich in den Weg. Jetzt ist es an der Zeit das Auswahlmenü aufzurufen und das Waffenarsenal genauer zu inspizieren. Bis zu acht kreative Tötungsinstrumente lassen sich gleichzeitig mitführen, dazu eine Reihe an Handgranaten, Minen, Shuriken, Fleischköder, mit denen ihr die Zombies anlocken könnt und natürlich Medi-Packs.
Zwar gibt es eine automatische Heilung eurer Lebenskräfte, aber wenn zwei Dutzend Gegner von allen Seiten auf euch einstürmen, bekommt ihr einfach keine Ruhepause, damit sich der Lebensbalken wieder von selbst auffüllen kann. Kommt ihr mit einer normalen Axt oder Maschinenpistole nicht weiter, dann greift zu selbst gebastelten Waffen wie der Cremator Fire Axe, dem Burst-Fire Karabiner oder den Stromstöße verschießenden Metallklauen, auf die Wolverine neidisch wäre. Laut den Entwicklern ist Dead Island 2 ein taktisches First Person Action Combat RPG. Das klingt sperrig, entspricht aber ziemlich genau dem, was ich in der leider recht kurzen Spielzeit erfahren konnte.
Es gibt jede Menge unterschiedliche Waffenklassen wie Bulldozer, Headhunter, Tactical oder Maiming, die sich für den jeweiligen Einsatz, sei es Crowd Control oder fette Zwischenbosse, am besten eignen. Dazu verfügt jede Waffe über veränderbare Werte für Haltbarkeit, Geschwindigkeit oder Schaden, eine farblich gekennzeichnete Seltenheit und zusätzliche Perks, die besonders großen Schaden verursachen oder gezielt beim Abtrennen von Körperteilen nützlich sind.
Wie bekannt, nutzen sich Waffen ab und werden nach einer Weile unbrauchbar. Allerdings müsst ihr euch nicht dauerhaft von einem Lieblings-Mordinstrument trennen, sondern nutzt Werkbänke in der offenen Welt zur Reparatur. Die Komplexität der RPG-Bestandteile konnte ich natürlich noch nicht ganz ergründen, aber sicher ist bereits jetzt, dass auch der eigene Charakter sich mittels zahlreicher erlernbarer Fertigkeiten weiter verbessern und individuell dem persönlich bevorzugten Spielstil anpassen lässt.
Ob was lange währt, am Ende wirklich gut wird, das kann ich nach einer knappen halben Stunde Zombiemetzeln nicht mit Bestimmtheit sagen, aber was ich gesehen und gespielt habe, das hat mir schon richtig gut gefallen. Die Kämpfe gegen unterschiedliche Zombievariationen, die sich auch wirklich alle anders verhalten, erfordern ein taktisches Vorgehen aus gut getimten Angriffen und Ausweichrollen, bei denen die Zombies ins Straucheln kommen sowie eine überlegte Waffenwahl. Und wenn es mal ganz besonders brenzlig wird, dann nutzt den Fury-Mode. Der macht euch auf Knopfdruck zu einer unaufhaltbaren Killermaschine. Zumindest für eine kurze Zeit.
Was mir besonders gefallen hat, ist der lockere, teils humorvolle Ansatz von Dead Island 2, der die Handlung anscheinend nicht so bierernst wie ein Dying Light präsentiert, aber trotzdem für handfesten Survival-Horror sorgt. Ganz ehrlich: Ich habe mich auf der Mission zweimal fast zu Tode erschrocken: Zum einen, als ich hinter mir schlürfende Geräusche hörte und beim Umdrehen einem wirklich widerlich zerfressenem Gesicht in die leeren Augenhöhlen gestarrt habe. Und beim Erkunden einiger dunkler Räume auf dem Pier, bei dem ich versehentlich eine Selbstschussanlage ausgelöst habe und mir bei dem plötzlichen Knall in der Totenstille das Herz in die Hose gerutscht ist.