Dead Nation
Death from Above
Ich bin zugegebenermaßen ein leichtes Opfer, wenn es um Dinge mit Zombie-Bezug geht. Aber was gibt es denn auch gegen die irdischste Gattung aller Monster großartig einzuwenden? Wenn sich ein Film, Spiel oder – jetzt in Form von Frank Darabonts Version von The Walking Dead – eine TV-Serie der Untoten mit Elan, Ideen und handwerklichem Geschick annimmt, kann nach wie vor Großartiges dabei herauskommen, das jeden Fan der Welt verdient hat. Die fauligen Schleicher sind exzellenter Nährboden – Kompost, wenn man so will – für zeitlose Geschichten, die urkomische bis hochdramatische Züge annehmen können.
Und dann gibt es da noch die Geschichten dazwischen. Dead Nation ist so eine. Super-Stardust-Entwickler-Housemarque nutzt für seinen peppigen Zwei-Stick-Sooter eine erhöhte Perspektive, wodurch der Spieler sich von vornherein nur peripher mit den Auswirkungen der Zombie-Apokalypse auf die Gesellschaft befasst. Und für schotigen Slapstick ist die Kamera zu weit draußen. Nein, Dead Nation begreift die untote Bedrohung als den nie enden wollenden Schwarm, der sie vermutlich wäre, und liefert Action-Fans damit vielleicht nicht das originellste, aber eines der tadellos spielbarsten Download-Spiele des Winters.
Als Jack McReibeisen oder Scarlett Soundso schießt ihr euch dementsprechend durch eine dünne, in statischen Storyboards erzählte Geschichte, die zwar nicht stört, aber ebenso gut auch nicht vorhanden sein könnte. Oder war es anders herum? Egal. Diese Sorte arcadiger Actiontitel lässt ohnehin lieber die Waffen sprechen. Und im Grunde haben wir es auch mit einer linearen Ballerei von Checkpunkt zu Checkpunkt zu tun, deren wenige Abzweigungen meistens in mit Loot bestückten Sackgassen enden.
Auf dem Hauptpfad finden sich zunächst vereinzelt herumstehende Zombies, die durch das Licht eurer Taschenlampe oder eben den Knall eurer Waffen auf euch aufmerksam werden. Recht schnell werden aus Einzelbegegnungen der stinkenden Art fiebrige Umzingelungen mit euch als Hauptattraktion, bei der die Untoten zu Dutzenden aus Schaufenstern und vermeintlich verrammelten Türen herangestürmt kommen.
Ganz wie in Left 4 Dead hilft eine piepsende Granate oder die Alarmanlage eines geparkten Autos, um die Aufmerksamkeit der Feinde an eine andere Stelle zu lenken, bevor die unweigerlich folgende Explosion eine Wolke hunderter Körperteile, Eingeweide und sonstiger Ragdolls kreisförmig in den toll ausgeleuchteten Levels verteilt. Überhaupt sind Optik und Aufmachung einer der größten Vorzüge des ausschließlich als Download erhältlichen Spiels. Was Housemarque hier an Partikeln, durch die Taschenlampe des Spielers bewegte Schatten und vor allem voll beweglichen Gegnerpulks auffährt, ist stellenweise atemberaubend.
Steuerung, Waffensound und Gegnerreaktionen auf Treffer liefern ein wirklich tolles Feedback, dass die nie endenen Shootouts zum verdienten Star der mit zehn Kapiteln recht gesund dimensionierten Einzelspieler-Kampagne machen. Durch die hilft man sich mit immer besseren Ausrüstungsgegenständen, zu finden in erwähnten Kisten. Drei Dreiersets futuristischer Körperpanzerung bieten hier die Schwerpunkte Tempo, Power und Widerstandskraft. Zusätzlich steckt man verdientes Geld in Upgrades für Feuerrate, Magazingröße oder Stärke verschiedener Waffen - von Rifle über Maschinenpistole bis hin zu Elektro-Kanone und Kreissägenwerfer.
Am Waffenbalancing hat sich seit unserem letzten Probespiel sogar noch etwas getan: Die Submachine-Gun ist nun selbst mit maximaler Aufrüstung nicht mehr so durchschlagkräftig, während die Standard-Rifle nun dank eines "aufgeladenen" Schusses, der mehrere in einer Reihe stehender Feinde auf einmal erwischt, noch ein wenig nützlicher geworden ist. Der Flammenwerfer und der Rest der etwas übertriebeneren Waffen sind nun etwas sinnvoller einzusetzen und verfügen nicht länger über bloße Schauwerte.
Das führt dazu, dass der Titel ausgewogenes Aufrüsten der Waffen und die Wahl des passenden Schießprügels für die jeweilige Situation begünstigt. Mehr als einmal kam ich in eine Situation, in der ich erst beim zweiten Versuch, mit dem richtigen Argumentverstärker, den gewünschten Erfolg hatte. Nicht ganz so gut passt dazu aber das "Durchblättern" durch das halbe Dutzend Waffen per Steuerkreuz.